Wer tötete Burak Bektas? - Morden als Ventil für den Zorn auf die Welt

Fr 04.04.14 | 12:09 Uhr | Von Torsten Mandalka

In der Nacht vom 4. auf den 5. April 2012 wurde in Berlin-Neukölln Burak Bektas erschossen. Um kurz nach eins eröffnete der Mörder das Feuer auf den 22-Jährigen Mann und seine Freunde. Burak Bektas starb, zwei seiner Freunde wurden schwer verletzt. Alle Opfer hatten einen Migrationshintergrund. War der Mord also möglicherweise die Tat eines Rechtsextremisten? Von Torsten Mandalka

"Mord - das ist eine Katastrophe für mich", sagt Melek Bektas, Buraks Mutter. "Eine Krankheit oder ein Unfall wäre etwas ganz anderes gewesen. Aber so hat einer uns unseren Sohn weggenommen." Auch zwei Jahre nach dem Buraks Tod ist der Verlust für Melek Bektas völlig unbewältigt.

In der Nacht zum Gründonnerstag 2012 war der junge Mann mit vier Freunden unterwegs. Ein fröhlicher Abend. Die Jungs lassen sich treiben, treffen diesen und jenen, reden. Plötzlich tritt ein Mann an die Gruppe heran, sagt kein Wort, zieht stattdessen eine Waffe und schießt. Nachdem er Burak tödlich, und zwei seiner Freunde lebensgefährlich getroffen hat, verschwindet der Täter wieder – ganz ruhig geht er davon.

Vorwürfe gegen die Polizei

Trotz intensiver Fahndung fehlt von dem Mörder seither jede Spur. 2000 Menschen kamen zur Beerdigung, noch heute findet einmal im Monat eine Mahnwache statt. Mittlerweile werden dort Vorwürfe gegen die Polizei laut. Sind die Behörden auf dem rechten Auge blind? Warum gibt es immer noch keine heiße Spur? Der Leiter der 6. Mordkommission, Bernhard Jaß, sagt: "Wir haben vollstes Verständnis dafür, dass die Situation für die Familie extrem unbefriedigend ist. Wir selber bedauern es sehr, dass wir ihnen noch keine Nachricht übermitteln konnten, dass unsere Arbeit Früchte getragen hat."

Massive Hassgefühle könnten das Motiv sein

Was trieb den Mörder? Professorin Birgitta Sticher von der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin hat sich die rbb-Recherchen zu dem Fall angesehen. Die Kriminalpsychologin und Polizeiausbilderin geht davon aus, dass der Täter eine Person ist, die sozial wenig integriert, unzufrieden, möglicherweise beziehungsmäßig gescheitert ist.

Und - die durch das Morden ein Ventil gesucht hat für ihren Zorn auf die Welt. Der Mann müsse massive Hassgefühle gehabt haben. Da Rechtsextremismus viel mit Hass zu tun hat, könne es tatsächlich einen Zusammenhang geben, auch wenn der Polizei trotz intensiver Ermittlungen dazu keine klaren Hinweise vorliegen.

Polizei braucht Hinweise aus der Bevölkerung

Zwei Jahre nach der Tat gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit, dem Mörder doch noch auf die Spur zu kommen: die Polizei braucht Hinweise aus der Bevölkerung. Irgendjemand muss den Täter kennen, der in seinem Umfeld vielleicht Andeutungen über seine Tat gemacht hat. Der Mann hat wahrscheinlich eine Affinität zu Waffen. Immerhin besteht nach wie vor die Gefahr, dass der Täter noch einmal mordet.

Den Schmerz der Mutter kann auch ein Fahndungserfolg nicht beseitigen. Trotzdem würde eine Verhaftung ihr helfen: "Ich würde sagen: Mein Sohn kann ruhig schlafen, wenn der Täter gefasst wäre. Denn: solche Menschen verdienen es nicht, frei herumzulaufen."

Unter dem Motto "Ist Rassismus wieder das Motiv? Wir fordern Aufklärung" hat eine Initiative von Freunden des Getöteten am Samstag um 14 Uhr am S-Bhf Neukölln zu einer Demonstration aufgerufen.

Beitrag von Torsten Mandalka

Nächster Artikel

Mehr zum Thema