Ministerpräsident Woidke startet Wahlwerbetour - Mit Strohballen auf Wahlkampf

Di 05.08.14 | 17:02 Uhr | Von Alex Krämer
Audio: Inforadio | 05.08.2014 | Alex Krämer

Knapp ein Jahr ist er nun Ministerpräsident in Brandenburg - und das will Dietmar Woidke auch nach der Landtagswahl im September bleiben. Dafür hat er früh mit dem Wahlkampf angefangen und tourt nun jeden Abend über die Dörfer. Dort lädt die Brandenburger SPD zu "Strohballenfesten". Woidke kommt durchaus gut an. Doch es zeigt sich auch, wo sein Problem liegt. Ein Beitrag von Alex Krämer

Es ist voll auf dem Platz vor dem Bürgerhaus, gut 300 Leute sind da, altersmäßig bunt gemischt, fast das ganze Dorf, sagt eine Frau Mitte 30: "Eigentlich muss man staunen, dass so viel los ist." An den Tischen: viele Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr in blauen Klamotten. Der Fußballverein verkauft Kuchen und Bratwurst für einen Euro, eine Kneipe aus Beelitz das Bier dazu für 2,50 Euro.

Freibier ist es also nicht, mit dem die SPD die Leute hergelockt hat, sondern eben das Dorf-Fest - und Dietmar Woidke. "Na, den möchten wir kennenlernen", sagt eine Frau. Eine andere: "Viel passiert nicht auf den Dörfern, und wenn was passiert, gehen wir alle hin." Zu dem von der CDU wären sie auch gekommen, sagen die drei alten Damen auf der Bank gleich vorne bei der Bühne. Obwohl Woidke natürlich prominenter ist.

Das unvermeidliche Zitat

Der spaziert dann irgendwann um die Ecke, den Hemdkragen offen, winkt kurz und hält eine sehr kurze Wohlfühl-Rede: "Bin heute den ganzen Tag unterwegs gewesen mit Sigmar Gabriel. Ist schon schön, wenn man durch's Land fahren kann und mittlerweile sagt, man kann wirklich stolz sein auf das, was sich in Brandenburg entwickelt hat."

Woidke hat gut im Gespür, was hier ankommt. Thema gute Bezahlung: "Leute, die 40 Stunden arbeiten in der Woche, müssen auch von ihrer Hände Arbeit leben können." Die begrüßen, die im Dorf wichtig sind: "Da ich hinten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr sehe – das ist die Freiwillige Feuerwehr Wittbrietzen, ist das richtig? Herzlich Willkommen!" Und das in der brandenburgischen SPD unvermeidliche Zitat: "Regine Hildebrandt hat immer gesagt: Kinder, der wahre Sinn des Lebens liegt im Miteinander." Acht Minuten reichen. Programmatik dabei - eher homöopathisch. "So, jetzt machen wir mit Musike weiter, oder?"

"Angenehm überrascht"

Und der Ministerpräsident gondelt von Biertisch zu Biertisch, wo es dann durchaus auch um Politik geht. Zum Beispiel darum, warum der Mindestlohn im Osten nicht niedriger sein darf. Die Themen wechseln schnell - wie in der der Kneipe. "Wir haben von Straßenbau bis Landwirtschaft bis Karneval bis Feiern, Saufen, Trinken – über alles gesprochen", erzählt ein Mann begeistert.

Auch wenn die Atmosphäre gemütlich ist, kommt Woidkes Sachlichkeit immer mal wieder durch. Zumindest an diesem Tisch wird das positiv vermerkt. "Er weiß, wovon er redet", meint eine Frau. "Sehr aufgeschlossen, hat auf jedes Thema eine Antwort. Also ich bin angenehm überrascht", fügt ein Mann hinzu. Angenehm überrascht - eigentlich ein Lob, aber eins, in dem auch Woidkes Herausforderung steckt: Viele wissen noch nicht so richtig, wer er ist. Zu Platzeck hatte jeder garantiert eine Meinung. Zu ihm nicht.

Beitrag von Alex Krämer

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