Frankfurt nach der Wahl - Zu Besuch in einer AfD-Hochburg
Die SPD darf sich nach der Landtagswahl als Sieger fühlen, der größte Gewinner aber ist die AfD. Aus dem Stand schaffte die rechtspopulstische Partei mit über zwölf Prozent den Einzug ins Parlament. Besonders stark ist die Partei im Osten des Landes. Teilweise sind es über 20 Prozent, die die Partei dort eingefahren hat. Markus Groß war in einer Hochburg der AfD unterwegs.
Frankfurt (Oder) am Tag nach der Wahl: Wie aus dem Nichts tauchte er auf, der Polit-Neuling Hartmut Händschke. Erst seit etwas mehr als einem Jahr ist er Mitlgied der Alternative für Deutschland (AfD), nun trat er als Direktkandidat der Partei in der Oderstadt an.
Der Arzt nahm im Wahlkampf kein Blatt vor den Mund. Dafür warfen ihm Unbekannte vor zwei Tagen die Fensterscheibe seiner Praxis ein. Auch wenn es für den Landtag nicht reichte, der Direktkandidat schaffte es ohne politische Erfahrung aus dem Stand auf 20 Prozent.
Frust in der Oderstadt
Nach seinen Worten hätten die sogenannten etablierten Parteien nach 25 Jahren nichts bewegt, im Gegenteil: "Für die Bevölkerung sei es von Tag zu Tag schlimmer geworden." Händschke spricht aus, was viele Frankfurter denken.
Die Frustration in der Oderstadt ist groß: In der Stadtentwicklung herrscht gefühlter Stillstand, der Niedergang der Solarindustrie, Arbeitslosigkeit und Grenzkriminalität bereiten den Menschen Sorgen. Den Glauben an die Politik haben viele hier verloren. Und das hat sich in der Wahlbeteiligung am Sonntag niedergeschlagen: Nur 46 Prozent sind wählen gegangen - ein besorgniserregender Tiefstand.
Gefühlte Volksmeinung
Die AfD bietet zwar keine Lösungen für die komplizierten Probleme, doch sie wird zum Auffangbecken des Protests. Der Wahlerfolg sei Ausdruck dafür, dass doch viele Bürger darin eine Perspektive sehen, dass sich etwas ändert, so lautet eine Meinung unter den Frankfurtern.
In seiner Praxis ist der Mediziner den Ängsten der Frankfurter auf den Grund gegangen: "Ich fühle auf alle Fälle die Volksmeinung, (…) die ertaste ich mir durch meine Sprechstundentätigkeit, und die ist sehr schlecht", sagte Händschke. Ob der Arzt auch die politischen Probleme seiner Patienten kurieren kann, ist die Frage, denn Zeit für die Politik hat er erst nach seiner Sprechstunde.