Bundeskanzlerin Merkel in Eberswalde - "Jetzt möchte ich die große Chefin sehen"

Sa 06.09.14 | 21:33 Uhr | Von Björn Haase-Wendt
Video: Brandenburg aktuell | 06.09.2014 | Thomas Bittner

Die Brandenburger CDU ist am Samstag in den Endspurt zum Landtagswahlkampf gestartet. Dabei gibt es prominente Unterstützung: Bundeskanzlerin Angela Merkel greift in den Wahlkampf ein. Am Vormittag hat sie in Eberswalde im Landkreis Barnim zu knapp 2.000 Besuchern gesprochen. rbb-Reporter Björn Haase-Wendt war mit dabei.

Es glich einem kleinen Popkonzert als sich Bundeskanzlerin Angela Merkel den Weg durch die knapp 2.000 Besucher bahnte, die zur CDU-Wahlkampfverstanstaltung auf dem Eberswalder Markplatz gekommen waren. Aus den Lautsprechern dröhnte Musik und die meist jungen Zuschauer zückten ihre Handys, um ein Foto mit der Kanzlerin zu schießen.

Das war auch der Grund, warum viele von ihnen gekommen waren. "Weil ich einmal Mutti hören möchte, sie mal live sehen. Man hat ja schon viele Bundesminister gesehen und jetzt möchte ich die große Chefin sehen", sagt ein junger Mann. "Es ist ein spannendes Ereignis für Eberswalde", sagt eine Mutter mit Kind. Ein älterer Herr will vor den Landtagswahlen hören, welche Ideen auch Kanzlerin Merkel für Brandenburg hat.

Bildung, medizinische Versorgung und Grenzkriminalität

Und Angela Merkel hatte in ihrer gut zwanzigminütigen Rede einiges zu sagen. Sie riss die Schwerpunktprobleme in Brandenburg an. Die fehlenden Lehrer und Erzieher in den Schulen und das immer wieder schlechte Abschneiden Brandenburgs in den Bildungstests - hier rechnet Merkel mit der rot-roten Landesregierung ab. "Brandenburgs Kinder sind doch nicht dümmer als die in Sachsen - die sind doch genauso klug. Trotzdem liegt Brandenburg unentwegt in den Umfragen wie Pisa oder anderen hinter Sachsen. Das damit zu tun, dass diese Landesregierung nicht dafür sorgt, dass die Stunden gegeben werden und das ausreichend Unterricht da ist", so Merkel in ihrer Rede. Das kam gerade bei den vielen jungen Familien gut an.

Merkel sprach aber auch über die medizinische Versorgung in Brandenburg. Gerade in den ländlichen Regionen fehlen die Arztpraxen. Hier setzt Merkel auf die Telemedizin. Ein Schwerpunkt war auch die Grenzkriminalität. Diebstähle sind in der Brandenburger Grenzregion an der Tagesordnung. "Und wenn ich gerade gehört habe, dass man mit ganzen Landmaschinen über die Grenze abhauen kann, dann muss man doch einfach fragen, was passiert da. Da können doch einfach nicht genügend Leute da sein", stellt die Bundeskanzlerin fest. Sie fordert mehr Polizisten und vor allem eine bessere Ausrüstung der Beamten.

"Wenn das alles zu verwirklichen wäre, das wäre toll"

Applaus brauste für Merkel in diesem Moment auf. Viel Hoffnung, dass die Versprechen aber auch in die Tat umgesetzt werden, hatten allerdings die wenigsten Besucher der Wahlkampfveranstaltung: "Wenn das alles zu verwirklichen wäre, das wäre toll, aber das sehe ich nicht", sagt eine Seniorin.

Merkels Auftritt war der erste von insgesamt dreien im Brandenburger Landtagswahlkampf. Ob die CDU damit aber wirklich punkten kann, bleibt abzuwarten. Ganz ohne Protest lief die Wahlkampfveranstaltung nicht ab. Die rechtsextreme NPD störte zu Beginn der Wahlkampfreden die Veranstaltung mit Lautsprecherdurchsagen von einem vorbeifahrenden LKW aus. Die Polizei verbannte die NPD dann allerdings mehrere hundert Meter entfernt vom Eberswalder Marktplatz.

Und auch die Linken nutzten die Gunst der Stunde um gegen Angela Merkel zu protestieren. Unter dem Motto "Frau Merkel, Eberswalde hat ihnen etwas zu sagen" mahnten sie die derzeitige Außenpolitik der Bundesregierung in den Krisenregionen an. "Wir hatten noch nie so nah Kriegsereignisse. 15 Autostunden bis zum nächsten Krieg, das macht uns Angst. Deshalb die einzige Nachricht an Frau Merkel: Auch sie sind für den Frieden in der Welt verantwortlich", sagt Margitta Mächtig, Fraktionsvorsitzende der Linken im Brandenburger Landtag und verurteilt damit militärische Hilfslieferungen in den Nordirak.

Beitrag von Björn Haase-Wendt

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