Imposantes Kaufhaus eröffnete 1929 - Karstadt am Hermannplatz soll im alten Stil auferstehen

Mo 07.01.19 | 19:31 Uhr
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Aufnahme des Warenhaus Karstadt am Hermannplatz in Berlin circa im Jahr 1935 (Bild: imago)
Audio: radioBerlin 88,8 | 08.01.2019 | Simone Augustin | Bild: imago

Sieben Etagen, leuchtende Türme, imposante Fassade: 1929 eröffnete Karstadt am Berliner Hermannplatz. Zum Kriegsende wurde das Gebäude von der SS zerstört und durch einen Flachbau ersetzt. Jetzt soll das Kaufhaus seinen Art-Déco-Stil zurückbekommen.

Das Karstadt-Warenhaus am Berliner Hermannplatz soll nach dem Willen des Eigentümers Signa Holding Größe und Aussehen aus den 1920er und 1930er Jahren zurückerhalten. Wie der Konzern auf seiner Webseite [externer Link] mitteilt, soll das Bestandsgebäude in Friedrichshain-Kreuzberg (an der Grenze zum Hermannplatz, der zu Neukölln zählt) neu errichtet werden. Die Rekonstruktion erfolge dabei "in der alten Kubatur im klassischen Art déco Stil".

Karstadt solle als Mieter zentraler Bestandteil des Gebäudes bleiben. Auch Gewerbeflächen für ein Hotel, Büros und eine große Markthalle sollen entstehen sowie ein Café auf der Dachterasse. Die Bruttogeschossfläche soll um ungefähr ein Drittel auf 126.000 Quadratmeter erhöht werden, heißt es.

Medienbericht: Bauantrag liegt noch nicht vor

Zu den Kosten oder einem zeitlichen Rahmen teilte der Konzern auf Anfrage der "Berliner Morgenpost", die zunächst über die Pläne berichtete, nichts mit. Dem Bericht zufolge liegen dem zuständigen Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Florian Schmidt (B'90/Die Grünen) offenbar auch noch keine Bauanträge der Signa Holding vor.

Das österreichische Immobilien- und Handelsunternehmen Signa des Multimilliardärs René Benko hält nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof im November vergangenen Jahres die Mehrheit an dem Unternehmen, zuvor gehörte Signa bereits Karstadt. Im Warenhaus am Hermannplatz soll laut Signa ein "flexibles Multi-Use-Objekt" entstehen.

Zum Kriegsende von der SS zerstört

In der Serie "Babylon Berlin" ist der historische Hermannplatz einer der Schauplätze. Vor der Baustelle des Warenhauses wird die Szene einer Demonstration gezeigt, dabei ist die gigantische Fassade hinter einem Baugerüst zu erahnen.

1929 eröffnete das damals größte Warenhaus Europas am Hermannplatz - und seine Architektur war spektakulär: Nachts strahlte die Fassade aus Muschelkalk mit zwei 56 Meter hohen Türmen, die wiederum von Lichtsäulen gekrönt waren. Mit sieben Verkaufsetagen war Karstadt doppelt so groß wie das berühmte KaDeWe, es besaß zudem ein Schwimmbad im Untergeschoss und eben ein Café auf dem Dach. Die SS zerstörte das Gebäude in den letzten Kriegstagen. Wieder aufgebaut wurde es nur zum Teil. Heute ist es ein flacher, relativ schmuckloser Bau.

 

24 Kommentare

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  1. 24.

    Liebes Redaktionsteam, ich weiss, wir reden von Berlin und hier dauert alles etwas länger. Aber dennoch meine Nachfrage: was ist denn nun ? Wird dieser nun wirklich häßliche Platz mit diesem noch häßlicheren Gebäude endlich verändert ? Können sich die Bezirke einigen oder ist ihnen ihr Kleinkrieg wichtiger ? Fragt doch mal nach.

  2. 23.

    die mit ihren bescheuerten 20/30er

  3. 22.

    Ja, das ist so.

    dpa (= dreamstime photograhy agency) betitelt ja die Urheberschaft des Tag-Bildes.

  4. 21.

    Ich glaube, dann haben wir uns missverstanden und meinen ein unterschiedliches Bild. Ich bezog mich auf die alte Nachtaufnahme ganz oben im Artikel.

  5. 20.

    Bei aller Zustimmung zum Bau, worin wir uns ja einig sind, bleibe ich bei meiner Behauptung, dass es sich um eine Bildbearbeitung und um kein Foto handelt. (Stockbild / Beispielbild) Wer genau hinschaut und um Licht- und Schattenwirkung weiß, dem fällt das an vielerlei Schattenbildungen auf, die von Sonnenständen verschiedenerlei Richtungen hätten verursacht werden müssen, das Bild wirkt faktisch zweigeteilt und wieder künstlich zusammengesetzt, so, als existierten zwei Welten links und rechts, nördlich und südlich des Gebäudes.

    Ich frage mich immer, weshalb etwas auch noch künstlich geschönt werden muss, was von sich aus schon recht ansprechbar ist. Das kann dann auch wirklich "in Natura" gezeigt werden.

  6. 19.

    Wie kommen Sie auf Dreamstime? Das oberste Bild in diesem Artikel ist eine, zugegeben vom Licht her sehr gelungene, Fotografie aus den 30er Jahren. Erschien u.a. als Ansichtskartenmotiv. Vorn rechts sehen Sie sogar die zwei U-Bahn-Eingänge sowie vor dem Karstadt-Eingang die Straßenbahn, die noch bis in die 60er Jahre dort fuhr. Es ist ein echtes Foto und keine Zeichnung; es gibt vom selben Gebäude Fotos aus der Zeit aus leicht unterschiedlichen Winkeln und mit unterschiedlichen Fahrzeugen vorn auf der Straße, und immer sieht die Beleuchtung so imposant aus. Zu finden über eine beliebige Bildsuchmaschine mit den Suchbegriffen "karstadt berlin ak nacht". Mich würde es freuen, wenn das Gebäude wieder so hergerichtet würde.

  7. 18.

    Natürlich wird es in der Realität nie so aussehen wie auf dem "Beispielbild" und hat das auch nie so ausgesehen. Da haben die Profis von "dreamstime photography", einer Bildbearbeitungsagentur, schon ganze Arbeit geleistet, was die ästhetischen Annäherungen zu Metropolis angeht.

  8. 17.

    Mir gefällt es. Erinnert mich an den Film "Metropolis". Mal was anderes als ein uniformes Einkaufszentrum.

  9. 16.

    In der Tat sind Bezüge vorhanden. Sie sind bei allem vorhanden, was nur aus gewissem Abstand seine Form gewinnt und gewinnen soll. Eine Wuchtigkeit ist nicht zu übersehen.

    Dennoch: Bei anschaulicher Ähnlichkeit unterscheidet das Karstadt-Gebäude sehr vieles von den NS-Bauten. Gebäude mit dieser Kubatur wären in der Welthauptstadt-Germania-Planung keine Solitäre (Einzelbauwerk mit Wirkungsumfeld) gewesen, sie wären der Regelfall gewesen. Daneben hätten - in Platzierung der Nord-Süd-Achse - noch Hunderte weiterer Bauten dieser Größenordnung gestanden. Gegenüber den zentralen Bauten wäre sowohl der Reichstag als auch das hier diskutierte Karstadt-Gebäude nur ein Winzling gewesen.

  10. 14.

    Zustimmung. Sehe es genauso. Besonders was die Aufwertung des Hermannplatzes betrifft. Warten wir ab ob es auch so umgesetzt wird.

  11. 12.

    Und was hat ein Bau von 1929 mit der Idee von Germania zu tun? Sie wissen schon, dass das Gebäude zur Zeiten der Weimarer Republik erbaut wurde? Zumal mir nicht bekannt ist, dass die Nazis dem Art-Déco zugeneigt waren.

  12. 11.

    Das ist doch mal was! Eines der imposantesten Gebäude der End-20er in Berlin soll ähnlich wieder entstehen. Find ich toll.
    Wenn ein Kommentator hier schreibt "Berlin kann nicht modern" kann ich nur erwidern: "Modern kann nicht Berlin" - sind ja wahrlich genügend moderne Gebäude entstanden (rund um den Hauptbahnhof z.B., und am Spreeufer Ostbf-Oberbaumbr), die Berlin zur gesichtslosen Fratze verändert haben. Dann schon lieber Retro, eine große Aufwertung für den Hermannplatz. Und warum sollte Baustadtrat Schmidt hier was verhindern? Er kämpft berechtigterweise gegen Zerstörung von günstiger Wohn- und Gewerbefläche, das ist hier nicht gegeben.
    Dem Projekt also viel Erfolg und eine gelungene Symbiose aus klassischer Außen- und moderner Innenwirkung

  13. 10.

    Also das mit der Lichtverschmutzung geht ja schon mal gar nicht.

  14. 9.

    Man kann es mit den Bezügen zu Deutschlands Vergangenheit auch übertreiben.
    Nur weil etwas (beispielsweise architektonisch) bei irgendwem irgendeine Assoziation wecken könnte, ist es dadurch noch kein Unding, das man um jeden Preis meiden sollte.
    Im Gegenteil: Gerade in Zeiten von Malls, billigen Supermärkten und Einkaufsmeilen voller Einzelhändler empfinde ich Prachtbauten, die nicht nur angeschaut werden können, sondern sogar einem Zweck dienen, als eine angenehme Abwechslung. Berlin sollte nicht nur aus Kleinigkeiten und Schauwerten bestehen.
    Meine Sorge ist nur, dass man sich bez. Karstadt mehr auf den Stil als auf den Inhalt konzentriert.

  15. 8.

    Mit schönen Grüssen an "Germania" ?

  16. 7.

    Es ist eine Empfindung, die in Berlin jahrzehntelang verloren ging, dass nicht alles überall gebaut werden kann, sondern wichtige Orte ihre ganz spezielle Architektur und ihr ganz spezielles Gepräge brauchen.
    Im Gegensatz zu vielen Allerwelts- & Nirgends-Bauten verleiht der 1929er Bau von Karstadt dem Hermannplatz wirklich ein Gepräge. Auf analoge und eigene Weise, wie der Bau des Humboldt-Forums für die "Linden" den Auftakt darstellt (das Finale das Brandenburger Tor) und auch dort das Gepräge verleiht.

    Manchmal sind Ideen auch überschießend. Ich hoffe, hier werden Mittel und Wege gefunden, das in die Tat umzusetzen.

  17. 6.

    Ich war früher oft & gerne in dieser Karstadtfilliale. Gerade samstags hat (schönes Wetter vorausgesetzt) ein Spaziergang dorthin Spaß gemacht. Doch nach und nach sind mir die Gründe ausgegangen: Was ich dort kaufen wollte (z. B. Computerspiele) gab es anderswo in fast allen Fällen deutlich billiger, dann war die Auswahl bei Karstadt eher bescheiden, ständig wurde umgebaut (und das nicht immer sinnvoll), die Kunden wurden durch diagonale Wege zu Umwegen genötigt und die Multimediabteilung schließlich komplett entsorgt.
    Auch heute will mir kein Argument einfallen, das eher für Karstadt als beispielsweise für Amazon spräche.
    Dieses ominöse "flexible Multi-Use-Objekt" (vermutlich Denglisch für "Multifunktionsgebäude") sehe ich daher skeptisch. Was Karstadt bräuchte, wären ein umfangreicheres Warengebot, niedrigere Preise und diverse Dienstleistungen (z. B. kleine Schließfächer wie bei Banken und Reparaturdienste aller Art).

  18. 5.

    Wir schreiben das Jahr 2019. Berlin kann einfach nicht modern und zeitgemäß. Immer wieder dieser unerklärliche Drang die Uhr 100 Jahre zurückzudrehen. Auch wenn der Karstadtbau deutlich attraktiver ist als z.B. diese peinliche Stadtschlossimitation, baut endlich modern.

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