Pachtvertrag wird um maximal ein Jahr verlängert - Kneipe "Hafen" darf bleiben – zumindest vorerst
Die schwule Kneipe "Hafen" in der Schöneberger Motzstraße muss vorerst nicht schließen. Der aktuelle Pachtvertrag wird um maximal ein Jahr verlängert. Ob es langfristig weitergeht, ist aber weiter unklar. Von Klaas-Wilhelm Brandenburg
Es ist ein vorläufiges Happy End für den "Hafen": Der von der Schließung bedrohten schwulen Kneipe in der Motzstraße in Berlin-Schöneberg wurde eine maximal einjährige Verlängerung des Pachtvertrags angeboten. "Wir nehmen das Angebot an", sagte der Betreiber Ulrich Simontowitz rbb|24. Durch die so gewonnene Zeit eröffne sich die Chance, einen langfristigen Hauptmietvertrag mit dem Eigentümer des Hauses abzuschließen. "Ob uns das gelingt, werden wir wohl erst im Frühling oder Sommer wissen", so Simontowitz.
Eigentlich war der Pachtvertrag des "Hafen" schon Ende Dezember ausgelaufen. Die Kneipe sollte deshalb am 3. Januar weiß gestrichen an den Vermieter übergeben werden. Stattdessen gab es eine große Protest-Party, auf der viele Politiker und langjährige Besucher des "Hafens" für dessen Erhaltung eintraten und feierten. Jetzt sagt "Hafen"-Chef Simontowitz: "Durch die beeindruckende Solidarität ist es erst zu dem Angebot gekommen, den Pachtvertrag zu verlängern."
Rest-Skepsis bleibt
Ulrich Simontowitz sagt allerdings auch: "Bisher sind das vage Angebote." Noch sei nicht klar, welche Laufzeit die Verlängerung genau haben werde – das werde sich wohl erst Anfang nächster Woche zeigen. "Wir sind auch nicht so naiv zu ignorieren, dass das Ganze auch eine Hinhaltetaktik sein kann, um den Druck rauszunehmen. Wir brauchen eine langfristige Perspektive." Simontowitz glaube zwar daran, dass das Angebot ernst gemeint ist, aber: "Sicherheit haben wir immer noch nicht."
Bislang hatte der "Hafen" einen Pachtvertrag mit einer benachbarten schwulen Kneipe, die wiederum einen Mietvertrag mit dem Eigentümer des Hauses hat. Der Pachtvertrag lief Ende Dezember aus. Deshalb habe sich Simontowitz schon vor eineinhalb Jahren bemüht, direkt vom Eigentümer einen neuen Mietvertrag zu bekommen. Beide hätten "ein sehr gutes Gespräch geführt" und sich am Ende auf einen neuen Vertrag geeinigt – Mieterhöhung inklusive. Aber plötzlich, so Simontowitz, habe der Eigentümer den Vertrag ohne Begründung zurückgezogen und den Kontakt abgebrochen. "Dann haben wir eine Woche vor Weihnachten eine Räumungsaufforderung bekommen."
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder queere Kneipen, Clubs und Vereine in Berlin, die schließen mussten oder gezwungen wurden, ihre angestammten Räume zu verlassen. Verantwortlich gemacht wurde dafür die fortschreitende Gentrifizierung, mitunter aber auch von Betreibern als zu hart kritisierte Auflagen der Ämter und deren fehlende Sensibilität gegenüber solchen queeren Einrichtungen, die immer auch Schutzräume für Minderheiten sind.