rbb-Tatort "Der gute Weg" - Das wird kein gemütlicher Popcornabend

So 05.05.19 | 12:17 Uhr
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Nina Rubin (Meret Becker) kommt aufgelöst und voller Sorge um ihren Sohn Tolja am Tatort an (Quelle: rbb/Stefan Erhard)
Bild: rbb/Stefan Erhard

Der neue rbb-Tatort "Der gute Weg" ist düster und - wie Hauptdarsteller Mark Waschke verspricht - "sauspannend". Gedreht wurde unter anderem am Berliner Brennpunkt Kottbusser Tor, und zwar unter besonderem Sicherheitsschutz. Von Frauke Gust

Es ist der neunte Fall, den Meret Becker und Mark Waschke alias Nina Rubin und Robert Karow als Berliner Tatort-Team lösen sollen, und er startet am Kottbusser Tor. Bei einem ganz normalen nächtlichen Streifengang geht ein Anruf ein: Ruhestörung. Eigentlich eine Routinesache, aber die diensthabenden Streifenpolizisten stechen in ein Drogennest und es kommt zu einer heftigen Schießerei. Eine junge Polizistin stirbt dabei.

Düster und sauspannend

Nichts ist vorhersehbar und immer wieder gibt es überraschende Wendungen in diesem grandiosen, in sich abgeschlossenen Krimi "Der gute Weg".

Besonders brisant wird der Fall, weil auch Nina Rubins Sohn Tolja als Polizist in der Ausbildung am Tatort war. Die Kommissarin steht in einem hochemotionalen Spannungsfeld zwischen knallharter Ermittlerin und zutiefst besorgter Mutter. Schlimm und gefährlich wird die Situation, weil Tolja sich schon bei der ersten Vernehmung in Widersprüche verstrickt. Was ist in dieser Nacht am Tatort wirklich geschehen? Ging es tatsächlich nur um Drogen - oder um viel mehr?

An "Der gute Weg" gefällt Mark Waschke, dass dieser Tatort eine Geschichte erzählt, die im Polizeimilieu spielt, "in einer echten Arbeitswelt - einer Welt, in der normale Leute leben. Es ist düster, es ist sauspannend und man sieht die Figuren, die wir beide miteinander entwickelt haben, in einer Weise aufeinander knallen, die sehr großen Spaß macht."

Nachtdreh mit Security

Nachts am Kotti zu drehen war "ähm… sagen wir interessant", meint Regisseur Christian von Castelberg. "Weil oft am Kotti gedreht wird, gibt’s da jetzt eine spezielle Truppe, die sich dafür anheuern lässt, Security zu spielen. Die gucken, dass man in Ruhe drehen kann." Die Situation am Kotti habe sich in den vergangenen fünf Jahren sehr verändert, hätten ihm die Aufpasser erzählt. "Man sagte mir, das bräuchten wir jetzt."

Meret Becker hat selbst zwanzig Jahre lang in Kreuzberg gewohnt. Ihr Arbeit als Tatort-Kommissarin hat die Schauspielerin nachdenklicher gemacht. "Die Frage, was es bedeutet, Polizist zu sein - das fand ich als Thema bei diesem Tatort total spannend."

"Kollege" Berlin hat sich verändert

Rau und schmutzig -  so liebt es das Berliner Ermittler-Duo. Sehnsucht nach einem witzigeren Drehbuch à la Tatort-Münster – mal zur Abwechslung - verspüren Meret Becker und Mark Waschke überhaupt nicht, sagen sie. "Wir haben uns entschieden, von Menschen zu erzählen, die in der Stadt leben. Ihre Versuche, etwas zu starten, irgendwas zu machen und wenn sie daran scheitern, finde ich spannend, weil da Hoffnung drinsteckt",  sagt Meret Becker.

Der dritte Hauptdarsteller in jedem rbb-Tatort ist die Stadt. Und "Kollege" Berlin hat sich in den letzten vier Jahren ziemlich verändert, stellt Mark Waschke fest: "Naja, uns können sie gerade noch bezahlen. Die Stadt wird irgendwann zu teuer für die Leute, glaub ich."

Sendung: Tatort, 05.05.2019, 20.15 Uhr ARD

15 Kommentare

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  1. 15.

    Der Berliner Tatort zeichnet immer sehr eindrücklich in sehr komprimierter Form ein Teilbild dieser Stadt. Aus dramaturgischen Gründen sind die Figuren und Szenen wie in jedem richtig guten Film auf wenige Eindrücke vielschichtig in die Handlung verwoben. So kommt es dann, dass von betroffenen Befölkerungsschichten ihre Lebensart etwas einseitig oder klischeehaft dargestellt empfunden wird. Das ist ein Spielfilm und keine Dukumentation! Der Berliner Tatort ist durch diese Spannung der Figuren in dieser Stadt und die Zeichnung ihres Lebensumfeldes für mich einer der besten Tatortteams. Und mal ehrlich... man stelle sich diese hart geschnitzen Tatortkommissare im weigespülten Veganumfeld des Prenzlauer Berges oder Mitte vor. Gähn....

  2. 14.

    Der Tatort wird ja im Netz z.t. hart kritisiert. Z.b. wird moniert, dass das mit den Araber-Clans total übertrieben sei und langsam nerven würde. Ja wie denn nun? Ich empfand den Teil des Plots ziemlich authentisch. Die Republik zeigt doch mit dem Finger auf uns deswegen. Und nun ist es nicht realistisch?^^ Doch, das ist es. Die schrägen Charaktere, der ungehobelte, beziehungsunfähige Macho, die umtriebige Kommissarin, die auf hart macht, aber nicht mehr, wenn das eigene Kind ins Spiel kommt...die werden immer besser. Natürlich werden auch Klischees bedient, das ist aber fast in jedem Tatort so. Das trumanshowmäßige „Spießeridyll“ in Rudow z.b. hat bei mir Beklemmungen ausgelöst. Gibt dort aber auch schöne Ecken!! ;-)

  3. 13.

    Stimmt. Das mit den Tabletten war etwas unausgegoren. Dass man aufpassen musste den Anschluß nicht zu verpassen stimmt schon, aber das macht's dann auch wieder spannend. Viel besser als die ewigen, öden Verfolgungsfahrten in anderen Krimis. Ist halt Geschmackssache. Beim Polizeiruf 110 gibt es ja auch schon schmackige Teams. Dort mein Favorit: Rostock. Brandenburg ist ja leider nicht mehr :-(

  4. 12.

    Als Tatortfan und auch Fan fast aller Kommissarteams fand ich den gestern Abend schon spannend und ich habe auch wieder persönliche Reibereien und Ecken im privaten Umfeld der Kommissare erwartet. Aufpassen musste man schon über die 90 Minuten, um keine überraschende Ermittlungswende zu verpassen. Ein dramaturgischer Fehler hat sich dennoch eingeschlichen: Tabletten lösen sich nicht rückstandslos in Trinkwasser auf und Tabletten in Wasser aufgelöst schmecken auch nicht neutral. Da eine Freiwilligkeit der Frau zu diesem vom Mann agemixten Trunk nicht zu erkennen war, sollte sie das Glas wohl in gutem Glauben an reines Trinkwasser nehmen. Da wars mir dann doch etwas holperig.

  5. 10.

    Das wünsche ich mir auch. Schon weil der Darsteller des Tolja ( sorry, weiß gerade nicht den richtigen Namen) wirklich nett aussieht;-) LG

  6. 9.

    Wien ist super!!! Auch mein Favorit. Aber der Berliner Tatort, immer düster, morbide, rasant und verrückt wird immer besser. Sehe ich genauso. Freue mich auf den nächsten. Ob Tolja bei der Polizei bleibt, oder hat er nach dem Drama genug und hört auf Mama? ;-)

  7. 8.

    Gerne schließe ich mich Ihrer Meinung an. Meret Becker wird mit den Folgen immer besser. Doch an den Wiener Tatort mit Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer kommen unsere Berliner Ermittler nicht an. Aber das müssen sie ja auch nicht.

  8. 7.

    Nach dem Gruseltatort letzte Woche nun wieder Spannung pur. Immer eine neue Wendung und zum Schluss hat der gute alte Streifenpolizist mehrere Tote auf seinem Konto. (Musste nicht mal aufs Klo.) Danke rbb.

  9. 6.

    "die Reichen haben Kampfhunde und Waffen...."
    Satiremodus?
    Und die Dealer am Kotti werfen mit Watte und sind Pazifisten... Ja nee is klar.

  10. 5.

    Die Stadt ist bereits jetzt zu teuer für nicht wenige Leute. - Siehe Mieten!

  11. 4.

    Das sollte keine Doku sein, das ist ein Krimi. Wenn's nach den Handlungssträngen geht, sind 90% aller Serien und Filme im deutschen TV abstrus und unrealistisch. Meret Becker ist eine tolle Schauspielerin, der Alltagsrassismus wurde gut transportiert, es gab auch Lacher und letztendlich sollte dieser Film auch auf die Belastungen der Berliner Polizei hinweisen. Ein kurzweiliges Vergnügen, gut gespielt. Und ganz nebenbei noch Futter für Herrn Palmer ;-)

  12. 3.

    Schade, die Handlungsstränge im "Tatort" werden immer abstruser und unglaubwürdiger. Macht keinen Spaß mehr. Spannung muss sein und allzu leichtes Spiel sollten die Ermittler nicht haben, aber irgendwann nervt es nur noch, wenn es immer verworrener und unrealistischer wird.

  13. 2.

    Ach, soo ist es am Kotti nicht, klar, ist ne komische Stimmung aber im Grunewald oder in Zehlendorf ist es gefährlicher. Die Reichen haben Kampfhunde und Waffen im Schrank, haben ja auch was zu verlieren, im Gegensatz zum Dealer am Kotti... voll glacher Tatort, ARD.

  14. 1.

    Soso, es wird also Schutzgeld gezahlt, damit man dort drehen kann?!

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