"Other Voices" im Fluxbau - Irlands älteste Musik-Fernsehshow kommt nach Berlin

Di 02.07.19 | 06:12 Uhr
Der irische Sänger David Keenan bei "Other Voices"
Bild: RTÉ 2/Other Voices

In dieser Woche kommt ein irisches Kulturphänomen nach Berlin: "Other Voices", Irlands älteste Musik-Fernsehsendung findet im Kreuzberger Fluxbau statt. Die Show ist längst ein Muss selbst für ganz große Stars - und sogar für einen Delfin. Von Magdalena Bienert  

Ende 2018 fand das "Other Voices"-Festival bereits zum 17. Mal in der malerischen, kleinen Hafenstadt Dingle statt. Knapp 2.000 Einwohner zählt der Ort nur, weniger kleine, sehr bunte Häuschen stehen auf einer Halbinsel und man ist stolz auf den einzigen sehr berühmten Einwohner: Fungie, ein Delfin, der seit 1983 offenbar regelmäßig in die Bucht von Dingle schwimmt.

Festivalstimmung in der Hafenstadt

Für drei Tage im Winter gleicht dieses Örtchen einem Ameisenhaufen, denn Hunderte strömen mit heißem Whiskey in der Hand durch den Ort, hinein ins Aquarium, in Eisläden, in Cafés und in die Pubs, die am Nachmittag schon beschlagene Scheiben haben. Oder sie kommen in die winzige Kirche St. James: Sie wird zum Herzstück des irischen Festivals. Hier finden die meisten Konzerte statt. Aber weil die kleine Kirche nur 80 Plätze hat, finden die Auftritte eigentlich fast im ganzen Ort statt und wird in die umliegenden Pubs kostenlos gestreamt. Snow Patrol waren schon da, The National oder Amy Winehouse - und zwar lange vor ihrem Durchbruch.  Der Ire Hozier hatte seinen allerersten Fernsehauftritt in Dingle, denn jedes Konzert wird seit siebzehn Jahren auch im irischen TV übertragen.

Musik für eine ganze Generation

Der Gründer des Festivals und Moderator der irischen Show, Philip King, hat lange beim Radio gearbeitet. Für ihn war es nur folgerichtig, dass er mit all seinen Kontakten zur Musikbranche einen Ort schuf, der für die junge Musikszene Irlands steht. "Hier, in der Kirche St. James, genau im Herzen von Dingle, hat alles angefangen. Wir machen das Festival, weil wir ganz unmittelbaren den Soundtrack einer Generation feiern wollen. Wenn du Fakten wissen möchtest: Schau ins Geschichtsbuch. Wenn du wissen möchtest, wie sich etwas angefühlt hat, dann frage einen Sänger.“

Nach Events in Belfast oder London kommt "Other Voices" nun erstmals nach Deutschland. Unter anderem treffen am Donnerstagabend die beiden Berlinerinnen der von Kritikern gefeierten Garagenrockband Gurr auf den irischen Sänger Dermot Kennedy. Nach ausverkauften Clubkonzerten spielt der 27-Jährige im kommenden Herbst in der Berliner Columbiahalle. Bei "Other Voices" gibt es den Shootingstar ("Power over Me") bereits vorab zu erleben.

Eine Irin in Neukölln

Auch Candice Gordon ist beim "Other Voices" in Berlin dabei. Die Irin mit südafrikanischen Wurzeln ist nach einem Auftritt im einst legendären Beriner Burgerladen White Trash in der deutschen Haupstadt gestrandet und lebt in Neukölln. "Wovon ich mich anfangs in Berlin angezogen fühlte war dieser Entdeckergeist und die Abenteuerlust der Kreativszene", erzählt Gordon. "Viele Leute versuchen hier einfach unterschiedlichste Dinge auszuprobieren, ohne dabei irgendwelche Erwartungen erfüllen zu wollen." Nun bei "Other Voices" dabei zu sein finde sie toll. "In Irland ist diese Veranstaltung eine Institution mit einem sehr gutem Ruf und hoher Qualität. Ich denke das wird eine erstklassige Sache!"

Auf die Deutsch-Irische Freundschaft

"Other Voices" wird aber nicht nur zum Treffpunkt für deutsche und irische Musiker. Seit 90 Jahren unterhalten Irland und Deutschland diplomatische Beziehungen. Ein guter Grund für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, am Abend auch den irischen Präsidenten Michael D. Higgings gemeinsam mit seiner Frau zu empfangen.

Begleitet wird das Festival, wie auch in Irland üblich, mit Paneldiskussionen. Außerdem überträgt ARTE Concert am Donnerstagabend die Konzerte live. Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft.

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