Workshop-Aufruf an Berliner Museum - Schülerplakat löst Streit über angebliche Hetzpropaganda aus
Nach heftiger Kritik an einem Plakatmotiv hat sich der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg am Dienstag gerechtfertigt. Vorwürfe von Seiten der CDU und FDP, das Motiv stachle zur Hetze auf, seien "absurd".
Hetze, Propaganda, Aufruf zur Gewalt: Harsche Kritik haben Politiker von FDP und CDU an einem Veranstaltungsplakat eines Berliner Bezirksmuseums geäußert. Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Burkard Dregger, kündigte wegen des Motivs am Montag "Strafanzeige wegen Volksverhetzung gegen die Verantwortlichen des Bezirksamts" an.
"Bereiten Sie sich auf die nächste Mietendemo vor!"
Stein des Anstosses war ein Plakat, das das Museum Friedrichshain-Kreuzberg [FHXB-Museum.de] zu einem Workshop-Aufruf veröffentlicht hat. Es zeigt einen holzschnittartig stilisierten Mann mit Zylinder, der ein Schild mit der Aufschrift "Mieterhöhung € € €" trägt. Hinter ihm sind drei Hochhausblocks zu erkennen. Vor dem Mann steht eine kleine rote Figur mit erhobenen Armen, in denen Schwert und Schild angedeutet sind - darunter der Schriftzug: "Kämpft gegen die Gier!"
Aufgerufen wurde mit dieser Illustration zu dem Workshop "Mach dir (d)ein Protestplakat!", bei dem sich Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren in der Museumsdruckerei mit Holz- und Linolschnitt "an historischen Pressen" ein Plakat basteln sollten. Provokates Motto: "Bereiten Sie sich auf die nächste Mietendemo vor!"
Das Plakat stachle "zur Gewalt gegen Vermieter" auf und bediene sich dabei "der übelsten Machart der Hetzpropaganda von Nazis und sozialistischen Diktaturen", konstatierte Dregger. "So etwas hat nichts im öffentlichen Raum zu suchen." Es sei "skandalös und widerlich, wie das grüne Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg Jugendliche politisch für Propagandazwecke instrumentalisiert".
Auch Stefan Förster, wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, sah sich durch die "Hetzkampagne gegen private Vermieter in Gestalt des Plakatworkshops [...] an dunkelste Kapitel deutscher Geschichte" erinnert. "Durch das Bedienen von Stereotypen und eine mehr als undifferenzierte Darstellung der privaten Immobilienwirtschaft werden gezielt Feindbilder geschaffen."
Schülerarbeit bei einer anderen Ausstellung
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wies die Vorwürfe als "absurd" zurück. Es sei Aufgabe des Museums, Themen aufzugreifen, die die Bürger beschäftigen - und dazu gehöre schon seit dem 19. Jahrhundert auch das Wohnen und "der Kampf für angemessenen bezahlbaren Wohnraum". Die Bürger in Friedrichshain-Kreuzberg seien darüber hinaus besonders streitbare Geister: "Protest und öffentlicher Diskurs (...) gehört zum Selbstverständnis der Friedrichshain-Kreuzberger*innen", hieß es wörtlich aus dem Bezirksamt.
Das Plakat, so Lühmann, sei im Übrigen im Rahmen einer ganz anderen Ausstellung gefertigt worden. "Frieden, Freiheit, Brot! 100 Jahre Revolution – Friedrichshain und Kreuzberg 1918/19", sei das Thema damals gewesen - und der Künstler ein Schüler.