Konzertkritik | Bruce Hornsby im Admiralspalast - "Wünsch Dir was" mit Bruce Hornsby

Fr 08.11.19 | 08:59 Uhr
Sänger und Pianist Bruce Hornsby bei einem Auftritt in London im November 2019 (Quelle: picture alliance/Photosho)
Audio: Inforadio | 08.11.2019 | Cora Knoblauch | Bild: picture alliance / Photoshot

Seinen Hit "The Way it is" kennt fast jeder, aber dass Bruce Hornsby auch eine große Karriere als Pianist und Komponist vorzuweisen hat, ist weniger bekannt. Zwei exklusive Solo-Konzerte gibt Hornsby in Deutschland, Cora Knoblauch war bei einem dabei.

Ob hier im Saal irgendwelche Fans von Arnold Schönberg säßen, fragt Bruce Hornsby 20 Minuten nach Konzertbeginn verschmitzt. Als sich niemand meldet, lacht der 64-jährige Musiker spitzbübisch und sagt: "Macht nichts, dann spiele ich dieses Stück eben für mich selbst."

Unter dem Geraune und Gelächter der Fans hebt Hornsby am Flügel an zu einem atonalen Schönberg-Stück, das mit seinen sperrigen Harmonien einen brachialen Gegensatz bildet zu dem, was darauf folgt: "The Way It Is" – jener Überhit der 80er Jahre, der auf keiner Classic Rock-Kompilation fehlt, dreifach Platin prämiert wurde und 1986 auch in Deutschland monatelang die Single-Charts dominierte. Doch statt ihn einfach runter zu spielen, verwandelt Hornsby den Song, der ihn berühmt gemacht hat, in eine zehnminütige Musikperformance am Flügel. Hornsby lässt das Stück immer wieder abgleiten zu Schönberg und Schubert, lässt es auf den Klaviertasten davon laufen, schickt es auf Um- und Abwege, um es unter dem frenetischen Applaus der Fans wieder einzufangen.

Retrospektive eines vielfältigen Künstlers

Der US-Amerikaner ist musikalisch längst nicht mehr da, wo er Mitte der 80er Jahre war. Schon seit langem komponiert Hornsby nicht mehr für den Popmusikmarkt. Musikalisch beheimatet ist Hornsby mittlerweile vielmehr zwischen Jazz, Rock und Bluegrass und schreibt Filmmusik für den Regisseur Spike Lee.

In diesem Jahr ist Bruce Hornsbys neues Album erschienen, "Absolut Zero". In Europa hat es einige Aufmerksamkeit erfahren und deshalb, berichtet Hornsby an diesem Abend, hätten die Promoter ihm gesagt, er solle doch mal wieder seine europäischen Fans beehren. Und so gerät der knapp zweistündige Abend im Admiralspalast zu einer Art Retrospektive eines äußerst vielfältigen und immer noch sehr aktiven Künstlers.

Nicht mehr der Musiker von früher

Hornsby spielt Songs aus seiner Zeit als Keyboarder bei Grateful Dead und Titel, die er jüngst mit der Indie-Folk-Kombo Bon Iver geschrieben hat. Dazwischen erzählt er kleine Storys zu den Songs, erinnert sich an sein erstes Konzert in Berlin: 1987 als Vorband von Eurythmics. Die Fans dürfen zwar ihre Songwünsche reinrufen – und das tun sie permanent und ziemlich penetrant – aber Hornsby spielt die Songs so, wie er sie als der Künstler, der er heute ist, spielen mag. Er sei nun einmal nicht mehr der Musiker von früher, sagt Hornsby zwischen zwei Songs. Seinen Fans muss er das im Grunde nicht erklären. Den Berliner Admiralspalast hat Hornsby zwar längst nicht ausverkauft bekommen, aber die Fans, die mitunter aus der ganzen Republik angereist sind, feiern ihn umso herzlicher.

Sendung: Inforadio, 08.11.2019, 6.50 Uhr  

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