Aufruf gegen Verdrängung - Berlins alternative Hausprojekte bekommen prominente Hilfe

Mo 20.01.20 | 17:59 Uhr
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Besetztes Haus mit Graffitis in der Liebigstrasse 34 in Berlin- Friedrichshain.
Bild: dpa/Winfried Rothermel

Mit Unterstützung prominenter Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur will die Initiative "Kein Haus weniger" in Berlin für den Erhalt von alternativen Haus- und Kulturprojekten kämpfen.

Von Nina Hagen bis René Pollesch

Zu den Unterzeichnern gehören nach Angaben vom Montag unter anderem die Autorinnen Elfriede Jelinek und Sibylle Berg, Choreographin Sasha Waltz, Sängerin Nina Hagen, Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow, Regisseur Leander Haußmann, Journalist Günter Wallraff und die Intendanten Thomas Oberender (Berliner Festspiele), Thomas Ostermeier (Schaubühne) und René Pollesch (künftig Volksbühne).

Gemeint sind Projekte wie die Lohmühle-Wagenburg in Alt-Treptow oder das Jugendzentrum Drugstore in Tempelhof-Schöneberg, oder das besetzte Wohnhaus in der Liebigstraße 34, ein "Anarcha-Queer-Feministisches Hausprojekt", in dessen Umfeld es immer wieder größere Polizeieinsätze gibt.

Den jüngsten Vorfall meldete die Polizei erst am Montag, demnach wurden zwei Beamte in dem Wohnhaus mit Feuerlöscherpulver angegriffen und leicht verletzt. Bei dem Einsatz in der Nacht zu Montag sollen Unbekannte zuvor kleinere Brände gelegt haben: auf der Straße liegende Weihnachtsbäume wurden angezündet, kurz darauf dann ein E-Roller und Gerümpel. 

Kritik an Vermarktung der Stadt

"Ohne seine alternativen Haus- und Kulturprojekte wäre Berlin lediglich die Stadt, in der mal die Mauer stand", heißt es in dem Aufruf der Initiativen aus dem Zivilleben. "Sie wäre sozial,
politisch und kulturell um Vieles ärmer." Stadtmarketing, Ferienwohnungsplattformen und Immobilienkonzerne bedienten sich der Berliner Subkultur "für den Verkauf eines rebellischen Images". Dem setzten die Initiativen entgegen: "Wir sind nicht die Fassade eures Verwertungsmarktes."

Die Initiatoren fordern einen Bestandsschutz für soziale und kulturelle Projekte sowie einen Schutz vor Verdrängung für Kleingewerbe. Bei einigen Projekten drohende Zwangsräumungen sollten ausgesetzt werden.

Sendung: Radioeins, 20.01.2020, 15:00 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Das sehe ich auch so wie genannten Kunst- und Filmschaffenden: Es ist - gelinde gesagt - eine ausgesprochene Merkwürdigkeit, eine rebellische Kultur in Berlin PR-mäßig zu vermarkten und dann andererseits im Zuge von Bodenspekulation solchen Räumen den Boden zu entziehen.

    Das ist keine reine Berliner Angelegenheit, in Hamburg gab und gibt es Stadtrundfahrten zur Hafenstraße und ins Schanzenviertel, in Leipzig nach Connewitz und in Berlin amüsieren sich Touristen am RAW-Gelände. Je mehr effekthaschende Schlagzeilen, umso größer der Zulauf.

    Je kreischender der Affe, umso größer die Menschentraube im Zoo. Wellensittich und Papagei lassen sich zum Gefallen des Menschen im Käfig halten, Wildvögel fliegen. Auch wenn mir Vieles auch nicht passt, jegliche "Maschinerie", die den Menschen vereinnahmt, war mir immer schon zuwider.

  2. 6.

    Wer Einsatzkräfte gefährdet oder vorsätzlich Verletzt oder bedroht bzw. den Verursachern Unterschlupf gewährt hat sein Anspruch auf ein sogenanntes Bleiberecht verspielt.

  3. 5.

    "Die Reichen müssen noch reicher werden" war ja schon ein Spruch vor 30 Jahren. Aber heute muss man sagen: Es reicht!
    Die sollten mit ihrem Geld mal lieber was Sinnvolles anfangen, und wenn es nur Bäumepflanzen ist.

  4. 4.

    Warum sollten sich die Künstler mit den Bewohnern unterhalten??? Es ist doch in den Augen jener nur der Plebs.

  5. 3.

    Haben sich die Unterzeichner auch mal mit Anwohnern getroffen, die von Linksextremisten bedroht werden? Vermutlich nicht.

  6. 1.

    Rund um die Liebig34 gibt es nicht nur immer wieder größere Polizeieinsätze, sondern so oft auch kleinere, dass manche Medien nur noch selten darüber berichten
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/polizisten-in-der-rigaer-strasse-angegriffen-und-verletzt-li.5260

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