Nach der Sanierung - Streit um Optik der Komischen Oper

Noch hat die Sanierung gar nicht begonnen, doch schon jetzt gibt es Zoff wegen der Optik der Komischen Oper. Es geht um Grundstücksfragen, einen geplatzten Architektur-Wettbewerb und vor allem darum, wie das Haus nach der Sanierung aussehen soll. Von Barbara Wiegand
"Die Komische Oper ist kein Gebäude, das auf einen Zustand zurückgeführt werden kann. Das ist spannend: Dass wir ein Projekt haben, bei dem sich alt und neu verbinden können", sagt Berlins Landeskonservator Christoph Rauhut. Alt seien dann "aber nicht eine, sondern mehrere Zeitschichten".
Zwei dieser Zeitschichten stehen für Rauhut dabei im Fokus: Der im Krieg unversehrt gebliebene Theatersaal des 1892 als Vergnügungstempel errichteten Hauses und der in den 1960er Jahren im schlichten Stil der DDR-Moderne rund herum errichtete Neubau mit dem Foyer.
Nur notwendige Baumaßnahmen oder mehr machen?
Im Foyer würden die Denkmalschützer die 2005 eingebauten Verspiegelungen gerne abnehmen, um die dahinter erhalten gebliebenen Wände freizulegen. Aber sollte man sich bei den Baumaßnahmen nicht auf notwendige Veränderungen beschränken?
"Im Gebäude verschiedene Zeitschichten sichtbar zu machen, ist eine gute Sache. Letztendlich ist es aber so: Wir haben es hier mit einem Musiktheater zu tun. Und ich möchte ein Musiktheater, das den heutigen Anforderungen entspricht. So muss es meiner Ansicht nach laufen, nicht andersrum", sagt die Berliner Grünenpolitikerin und Kulturausschussvorsitzende Sabine Bangert.
Kritik an vielen Denkmalpflegerischen Vorgaben
Auch in Architektenkreisen werden die vielen denkmalpflegerischen Vorgaben kritisiert. In der Tat gibt ein im Auftrag des Senats erstelltes Gutachten, das als Grundlage für die Wettbewerbsanforderungen genutzt wurde, hierbei ein recht enges Korsett vor: Das Kasino etwa soll nicht verändert werden, auch wenn die Kantine im Zuge der Baumaßnahmen umziehen soll. Der Bühnenturm soll aufgestockt, statt erneuert werden, was bei der Statik Probleme bereiten könnte - so äußert sich ein Architekt, der während des laufenden Wettbewerbs nicht namentlich auftauchen will.
Was um welchen Preis erhalten wird im denkmalgeschützten Ensemble, was wieder hervorgeholt beziehungsweise rekonstruiert werden soll, das ist eine Frage, die Innen- und Außengestaltung betrifft. Etwa bei der Fassade mit der Sandsteinplatten-Verkleidung.
"Ursprünglich war es ein fast weißer Naturstein. Wir sind jetzt in einer Phase, in der die Fassade wegen Anforderungen des Klimaschutzes wieder saniert werden muss. Und da haben wir gesagt, um wieder die Helligkeit, die Großzügigkeit zu erreichen, greifen wir doch da wieder auf die ursprüngliche Fassung zurück", sagt Konservator Rauhut.
Es gilt auch, unnötige Kosten zu vermeiden
Politikerinnen wie Sabine Bangert mahnen allerdings, hier unnötige Kosten zu vermeiden. Zumal man schon jetzt von weit mehr als den bisher veranschlagten 227 Millionen Euro für Neubau und Sanierung der Komischen Oper ausgeht. Und selbst Denkmalschützer geben zu bedenken, dass eine Rekonstruktion der Fassade eine Rekonstruktion bleibe und nicht den alten Zustand wiederherstelle.
Mit diesen vielen offenen Fragen beschäftigen sich am Montag auch die Abgeordneten im Kulturausschuss.
Sendung: Inforadio, 24.02.2020, 7:55 Uhr