Klassik-Sommerfestival - Musiksommer Rheinsberg trotzt Corona und Gewitter

Mo 06.07.20 | 18:03 Uhr | Von Claus Fischer
Am Wochenende startete der Musiksommer Rheinsberg (Quelle: rbb/Claus Fischer)
Audio: Inforadio | 05.07.2020 | Claus Fischer | Bild: rbb/Claus Fischer

Auch in Brandenburg hat die Corona-Pandemie für zahlreiche Absagen bei den Klassik-Sommerfestivals gesorgt. Doch nicht nur: Der Musiksommer Rheinsberg ist am Wochenende gestartet - beinahe sogar als Open-Air-Veranstaltung. Von Claus Fischer

Die Brandenburgischen Sommerkonzerte: abgesagt. Der Internationale Orgelsommer Potsdam: abgesagt - so wie viele andere Sommerfestivals in Brandenburg. Doch ganz langsam rollt der Betrieb trotz Pandemie wieder an, wenn auch anders als geplant.

In Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) hätte eigentlich das traditionsreiche Festival Kammeroper Schloss Rheinsberg in dieser Saison zwei Opernaufführungen im Programm gehabt: "Fra Diavolo" vom französischen Komponisten Daniel-Francois-Esprit Auber und Beethovens "Fidelio" in der Urfassung. Doch Corona und die Abstandsregeln beim Singen haben diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dafür findet aber seit letztem Wochenende der Musiksommer Rheinsberg statt.

Programm aus drei Säulen

Sein Ersatzfestival hat Georg Quander, Intendant der Musikkultur Rheinsberg gGmbH, innerhalb eines Monats quasi aus dem Boden gestampft. Denn erst so lange war klar, dass überhaupt im Park und Schlosstheater Veranstaltungen stattfinden dürfen.

Das Programm der kommenden Wochen besteht nun aus drei Säulen: Es gibt Liederabende mit Nachwuchstalenten der Klassikszene, die eigentlich in den geplanten Opernaufführungen singen sollen. Dann werden Opernfilme gezeigt, und "last but not least" wird im Schlosstheater eine Ausstellung zur Geschichte des Rheinsberger Schlosstheaters und dessen Wirkung auf die europäische Theaterwelt im 18. Jahrhundert präsentiert.

Das Schlosstheater als Schlechtwettervariante

Konzerte und Filmaufführungen sind als Open-Air-Veranstaltungen geplant – so war es auch zur Eröffnung am Samstag und Sonntagabend vorgesehen. Immerhin 200 Zuschauer hätten bei den aktuellen Abstandsregeln vor der Bühne im Innenhof des Schlosses Platz gefunden. Allerdings machte das Wetter dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung: Damit Regen den Konzertflügel nicht beschädigen konnte, wurden die Liederabende ins Schlosstheater verlegt. Hier passen eigentlich 320 Stühle hinein, doch nur 80 sind erlaubt, damit der Abstand eingehalten werden kann. "Wir haben einen Hygieneplan erarbeiten müssen, den wir auch zur Genehmigung vorgelegt haben, sowohl für die Künstler, also den Umgang hinter der Bühne, wie für das Publikum", erzählt Intendant Quander. "Wir halten die Abstandsregeln, diese berühmten Anderthalbmeter natürlich streng ein, wobei wir Besucher immer paarweise setzen. Und wenn jemand allein kommt, müssen wir halt einen Stuhl leer lassen. Beim Hereingehen müssen die Besucher ihre Masken tragen, auf dem Platz dürfen sie sie dann gerne ausziehen. Die Zugänge sind geregelt, das Ganze ist also sehr personalintensiv."

Doch es hat sich wohl gelohnt: Sämtliche Plätze waren bei den beiden Eröffnungskonzerten besetzt. Am Samstag mussten die Organisatoren sogar etliche Interessenten wegschicken.

ouristen gehen auf der Wiese unterhalb des Obelisken in Richtung des sich im Wasser des Grienericksees spiegelnden Schlosses. (Quelle: dpa/Soeren Stache)

Großes Bedürfnis nach klassischer Musik

Zwei Nachwuchs-Gesangstalente waren zum Auftakt zu erleben: Martha Sotiriou aus Griechenland und der US-amerikanische Bariton Zachary Wilson. Beide haben den Wettbewerb, der ja immer der Kammeroper vorausgeht, erfolgreich absolviert, und beide hätten in den diesjährigen Opernproduktionen singen sollen.

Martha Sotiriou, eine wunderbar warme Mezzosopranstimme, sang unter anderem den Liederzyklus "Frauenliebe und -leben" von Robert Schumann, sehr klar in der Diktion mit hervorragender Textgestaltung.

Bariton Zachary Wilson wiederum war mit Schumanns Zyklus "Dichterliebe" zu erleben. Er stach im Vergleich zu Martha Sotiriou leicht ab: An den expressiven Stellen legte er etwas zu viel Vibrato auf, aber die lyrischen Stellen kamen sehr gut rüber. Beide bekamen viel und begeisterten Applaus, ebenso die perfekt und einfühlsam agierende Liedbegleiterin Katharina Hinz. Es war zu spüren, wie sehr das Publikum klassische Konzerte in den letzten Monaten vermisst hat.

Vorführeung historischer Bühnenmaschinen

Sieben Konzerte mit jungen Sängerinnen und Sängern werden noch stattfinden, jedes wird zwei Mal gegeben, also noch vierzehn Konzerte insgesamt. Auch das Open-Air-Opernfilmprogramm dürfte, wenn das Wetter mitspielt, sicher stimmungsvoll werden: Nicht zuletzt lohnt die Ausstellung "Theaterdonner und Himmelslicht" einen Besuch, vor allem wegen der nachgebauten historischer Bühnenmaschinen. Das Publikum kann erleben, wie zu Zeiten Friedrichs des Großen Regen, Wind oder Donnergeräusche erzeugt wurden.

Dem Musiksommer Rheinsberg wiederum ist zu wünschen, dass er von Regen und Donner bis zum Ende seiner Open-Air-Spielzeit verschont bleibt.

Beitrag von Claus Fischer

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