Ausstellung in Potsdam - "Kleine Sternchengeschichten" aus 30 Jahren Brandenburg

Sa 26.09.20 | 09:27 Uhr
Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam (Quelle: dpa/Oliver Gerhard)
Bild: dpa/Oliver Gerhard

Oderhochwasser, LPGs, Treuhand - die Ausstellung "Mensch Brandenburg! 30 Jahre, 30 Orte, 30 Geschichten" stößt brandenburgische Erinnerungen an. Am Samstag wird sie im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam eröffnet. Von Ivo Ziemann

30 Jahre liegt die Deutsche Einheit jetzt schon hinter uns und die Geschichte ist immer noch nicht abgeschlossen. Im Land Brandenburg sind Firmen pleite gegangen, dafür sind neue gekommen. Landschaften und Orte haben sich verändert und mit Ihnen die Menschen, die in Ihnen wohnen. Mit dieser Entwicklung beschäftigt sich die Ausstellung im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, die am Samstag eröffnet wird, nach monatelanger Schließung des Hauses wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten. Für Besucher ist sie ab Sonntag geöffnet.

30 Jahre auf Holz und im Video

Durch die neuen großen Dachfenster im ersten Stock des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte fällt Licht auf Aufsteller aus Holz in den unterschiedlichsten Formen. Da ist ein Zeppelin, eine Palme oder ein Teleskop aus Spanplatten. Alle symbolisieren einen von 30 Orten in Brandenburg, die das Land durch ihre Geschichte auf besondere Weise geprägt haben.

Da kommt Horno in der Lausitz, als Beispiel für den Braunkohletagebau vor. Feldheim bei Treuenbrietzen als erstes energieautarkes Dorf in Brandenburg oder auch Zehdenick in Oberhavel, das nach der Schließung der Ziegeleien den Tourismus für sich entdeckt hat.

Die Geschichten sind beispielhaft und sollen zeigen, wie sich das Land in den vergangenen 30 Jahren entwickelt hat. Es gehe also ausdrücklich nicht nur um das Jahr 1990 und die Wende, sagt die Kuratorin Florentine Schmidtmann. "Weil diese Geschichte ja noch nicht fertig ist. Es ist ja nicht so, dass alles in den Geschichtsbüchern steht und jeder hat die vergangenen 30 Jahre ja auch anders erlebt", sagt sie. "Wir nehmen kleine Sternchengeschichten und besondere Geschichten, die vielleicht nicht jeder kennt".

Brandenburger im Portrait

Nicht nur Orte und deren Entwicklung haben das Land Brandenburg in den vergangenen 30 Jahren geprägt, sondern auch und vor allem die Menschen. Spitzensportler, Unternehmensgründer oder auch Ehrenamtler, die in allen Bereichen der Mark helfen und wirken, werden deshalb passend zu den Orten kurz portraitiert. Es geht darum, wie sie das Land seit 1990 wahrgenommen haben, was sie als gut und als schlecht empfunden haben. Die Besucher können sich diese Portraits auf kleinen Bildschirmen anschauen.

Dabei solle es weder eine Jubel-Ausstellung sein, noch solle ständig der erhobene Zeigefinger auf Missstände deuten - auch wenn auf die natürlich auch aufmerksam gemacht werde, sagt Kurt Winkler, der Direktor des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte.

Besucher können mitmachen

"Die Ausstellung würdigt die Leistung, eigentlich einer Generation von Menschen, die dieses Brandenburg, so wie es heute ist, aufgebaut haben und die vielen Schwierigkeiten die Stirn geboten haben, die eine Ermutigung des Selbstvertrauens ausstrahlen", fasst Direktor Kurt Winkler das Ziel der Ausstellung zusammen. Dazu darf jeder Besucher seinen Teil beitragen. Im Foyer können Besucher ihr eigenes Bild von Brandenburg und was sie dem Land in Zukunft wünschen, auf kleine Kärtchen schreiben. Diese sollen dann mit in die Ausstellung einfließen und sie mit den Erfahrungen der Menschen bereichern.

Geweckte Erinnerungen

Die Ausstellung "Mensch Brandenburg! 30 Jahre, 30 Orte, 30 Geschichten" hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit - und kann ihn auch gar nicht haben. Vielmehr erzählt sie kleine Geschichten, die beispielhaft dafür sind, wie die Brandenburger sich vor 30 Jahren wahrgenommen haben und wie sie sich heute sehen.

Die 30 Aufsteller wecken Erinnerungen, die zum Plaudern über das Oderhochwasser, die Umwandlung von LPGs in Agrargenossenschaften oder die Treuhand einladen. Sie geben aber auch Einblicke, wie sich das Land durch Kreativität, Entschlossenheit und Einfallsreichtum aus einem nach der Wende vielerorts bröckelnden Landstrich in etwas Neues und Modernes verwandelt hat.

Sendung: Brandenburg aktuell, 25.09.2020, 19.30 Uhr

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren

Archivbild - 21.08.2019, Berlin: Menschen tanzen beim Tango Festival im Hauptbahnhof. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
dpa/Paul Zinken

Tanzverbot am Karfreitag - Der Wille zur Stille

Die einen sehen darin eine Gelegenheit zum Innehalten, die anderen eine Bevormundung: Am Karfreitag gilt ein generelles Tanzverbot. Berlin hat die liberalste Regelung - in Brandenburg werden nicht einmal Fußballspiele angepfiffen.