Debatte nach Aussage zum Abzug von Leihgaben -
Die Bundesregierung sieht derzeit keine Ebene für neue Verhandlungen mit den Nachfahren der letzten deutschen Monarchie im Streit um mögliche Rückgaben und Entschädigungen an die Hohenzollern.
Aus Sicht von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sind weitere Verhandlungen erst sinnvoll, wenn die Länder Brandenburg und Berlin eine Fortsetzung der Gespräche befürworten. Für die CDU-Politikerin sind dazu innerhalb der beiden Landesregierungen entsprechend abgestimmte Entscheidungen zu treffen. "Nach unserem Eindruck liegt ein solcher Konsens zur Fortsetzung der Gespräche derzeit in beiden Ländern nicht vor", sagte ein Sprecher von Grütters am Dienstag in Berlin. Es gebe dazu jedenfalls bislang keine Initiative seitens einer der Landesregierungen gegenüber dem Bund.
Lederer: "Mit dieser Form von Drohung nicht erpressen lassen"
Zuvor hatte sich der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) gegen einen Vorstoß der Hohenzollern gewandt. Die Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz könnten natürlich nicht verhindern, dass die Hohenzollern ihre Leihgaben tatsächlich abzögen, sagte der Linke-Politiker am Montag. "Die öffentliche Hand wird sich aber mit dieser Form von Drohungen sicherlich nicht erpressen lassen."
Vertreter der Hohenzollern hatten einen Abzug von Leihgaben aus öffentlichen Museen in Berlin und Brandenburg ins Spiel gebracht. Die Geschichte Preußens erstrecke sich nicht nur auf die beiden Länder, hieß es in einem Brief des Verhandlungsführers der Hohenzollern, Jürgen Aretz, an zuständige Stellen in Potsdam. Es sei keine Frage, dass die Kulturgüter ebenso außerhalb dieser Länder ausgestellt werden könnten.
Zwischen Bund mit Ländern und Hohenzollern wird seit 2014 über die Objekte verhandelt. Die Gespräche ruhen, nachdem Brandenburg einen seit 2015 laufenden Prozess um enteignete Immobilien wieder aufgenommen hat. Das Land hatte eine Entschädigung auf Basis des Einigungsvertrages abgelehnt. Dagegen klagen die Hohenzollern, es geht um 1,2 Millionen Euro.
Laut Gesetz bekommt keinen Ausgleich, wer dem NS-System "erheblichen Vorschub geleistet hat". Kultursenator Lederer sieht dabei "eine einhellige Fachmeinung", der Hohenzollern-Prinz sei "Signalgeber" gewesen, um "Konservative in der Weimarer Republik auf die Seite des NS-Regimes zu ziehen". Allerdings gibt es auch andere Stimmen, von Seiten der Hohenzollern wird das ebenfalls bestritten.
Mit Blick auf die Leihgaben sprach Lederer vom Interesse Berlins, "dass diese Dinge sortiert und geordnet werden". Er wolle keine Verknüpfung beider Aspekte. "Solange diese Dinge miteinander vermischt werden, sehe ich keine Grundlage für irgendwelche Gespräche und Verhandlungen", sagte er.
Sendung: Inforadio, 16.02.2021, 20.20 Uhr