Debatte nach Aussage zum Abzug von Leihgaben - Grütters sieht keine Grundlage für Gespräche mit Hohenzollern

Mi 17.02.21 | 18:48 Uhr
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Monika Grütters (CDU) (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Bild: dpa/Jörg Carstensen

Die Bundesregierung sieht derzeit keine Ebene für neue Verhandlungen mit den Nachfahren der letzten deutschen Monarchie im Streit um mögliche Rückgaben und Entschädigungen an die Hohenzollern.

Aus Sicht von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sind weitere Verhandlungen erst sinnvoll, wenn die Länder Brandenburg und Berlin eine Fortsetzung der Gespräche befürworten. Für die CDU-Politikerin sind dazu innerhalb der beiden Landesregierungen entsprechend abgestimmte Entscheidungen zu treffen. "Nach unserem Eindruck liegt ein solcher Konsens zur Fortsetzung der Gespräche derzeit in beiden Ländern nicht vor", sagte ein Sprecher von Grütters am Dienstag in Berlin. Es gebe dazu jedenfalls bislang keine Initiative seitens einer der Landesregierungen gegenüber dem Bund.

Lederer: "Mit dieser Form von Drohung nicht erpressen lassen"

Zuvor hatte sich der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) gegen einen Vorstoß der Hohenzollern gewandt. Die Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz könnten natürlich nicht verhindern, dass die Hohenzollern ihre Leihgaben tatsächlich abzögen, sagte der Linke-Politiker am Montag. "Die öffentliche Hand wird sich aber mit dieser Form von Drohungen sicherlich nicht erpressen lassen."

Vertreter der Hohenzollern hatten einen Abzug von Leihgaben aus öffentlichen Museen in Berlin und Brandenburg ins Spiel gebracht. Die Geschichte Preußens erstrecke sich nicht nur auf die beiden Länder, hieß es in einem Brief des Verhandlungsführers der Hohenzollern, Jürgen Aretz, an zuständige Stellen in Potsdam. Es sei keine Frage, dass die Kulturgüter ebenso außerhalb dieser Länder ausgestellt werden könnten.

Zwischen Bund mit Ländern und Hohenzollern wird seit 2014 über die Objekte verhandelt. Die Gespräche ruhen, nachdem Brandenburg einen seit 2015 laufenden Prozess um enteignete Immobilien wieder aufgenommen hat. Das Land hatte eine Entschädigung auf Basis des Einigungsvertrages abgelehnt. Dagegen klagen die Hohenzollern, es geht um 1,2 Millionen Euro.

Laut Gesetz bekommt keinen Ausgleich, wer dem NS-System "erheblichen Vorschub geleistet hat". Kultursenator Lederer sieht dabei "eine einhellige Fachmeinung", der Hohenzollern-Prinz sei "Signalgeber" gewesen, um "Konservative in der Weimarer Republik auf die Seite des NS-Regimes zu ziehen". Allerdings gibt es auch andere Stimmen, von Seiten der Hohenzollern wird das ebenfalls bestritten.

Mit Blick auf die Leihgaben sprach Lederer vom Interesse Berlins, "dass diese Dinge sortiert und geordnet werden". Er wolle keine Verknüpfung beider Aspekte. "Solange diese Dinge miteinander vermischt werden, sehe ich keine Grundlage für irgendwelche Gespräche und Verhandlungen", sagte er.

Sendung: Inforadio, 16.02.2021, 20.20 Uhr

3 Kommentare

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  1. 2.

    Die Hohenzollern könnten die Angelegenheit relativ einfach aus dem Wege schaffen und mitunter gibt es ja auch bei Adligen Vorbilder dafür: Sich für ausgesprochene "Fehlleistungen" - hier mit verheerender Wirkung - einfach mal entschuldigen. Es war ja nicht unbedingt Judenhass, was Sprösslinge der Hohenzollern dazu führte, sich der NS-Partei anzudienen, sondern einfach ein elitärer, schlichtweg antidemokratischer Dünkel, dass diejenigen mit ölverschmierten Händen unverschämterweise genau so eine Stimme haben wie ihresgleichen.

    Per ehrlich gewonnener Einsicht könnte dann auch jener kulturelle Gewinn aufblitzen, den die Hohenzollern zweifellos ins Brandenburgische brachten und der einen Großteil des Weltkulturerbes abbildet.

    Es braucht Mut.
    Die katholische Kirche hat weniger als ein halbes Jahrtausend gebraucht, um sich für die Verfämung von Kopernikus und Galilei zu entschuldigen. Die Hohenzollern-Vertreter könnten da durchaus etwas schneller agieren.

  2. 1.

    Geklaut bleibt geklaut, egal welche Ausreden man findet etwas zu behalten, was einem nicht gehört. Einfach keine Gespräche mehr zu führen, um die Sache in die Länge zu ziehen ist eine abgehobene Lösung. Ob der Gesetzgeber, der sich hier auf selbst "erfundene" Gesetze beruft, der richtige Verhandlungspartner ist kann man auch bezweifeln.

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