Umstrittene Geschichtszeugnisse -
In der Diskussion um den Bestand von Denkmälern etwa mit rassistischem oder kolonialistischem Hintergrund fordert der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, Dialog statt Abriss.
"Ich verstehe, dass man zu gewissen Zeiten bestimmte Denkmäler nicht mehr sehen will", sagte Parzinger der dpa in Berlin. Das gelte etwa für die Denkmalstürze von Saddam Hussein im Irak oder von Lenin in Deutschland und Osteuropa. "Aber es sollte einen gesellschaftlichen Dialog darüber geben, wenn bestimmte Denkmäler von der Gemeinschaft mehrheitlich nicht mehr gewünscht sind. Einzelne Gruppen sollten sich nicht selbst das Recht nehmen, Denkmäler einfach zu zerstören."
Für den Umgang mit den Denkmälern braucht es Debatten
In Berlin und Brandenburg waren in den Monaten nach der Wende 1989 viele Denkmale geschliffen worden, etwa das Lenindenkmal am heutigen Platz der Vereinten Nationen, allerdings sind auch sehr viele noch immer erhalten, etwa das Thälmanndenkmal an der Greifswalder Straße in Berlin - ähnlich in Brandenburg, wo zwar der Panzer in Kleinmachnow vom Sockel geholt wurde, das Pieck-Denkmal in Guben aber erhalten blieb. In den vergangenen Jahren nun wurden vor allem Bedenken laut gegen Politiker und Persönlichkeiten aus den Zeiten der Kolonialgeschichte Deutschlands.
Parzinger sagte weiter, die Debatten über die umstrittenen Denkmäler seien wichtig, da sie einer Gesellschaft bestimmte Etappen ihrer komplizierten und schwierigen Geschichte bewusst machten.
Parzinger ist Archäologe und Prähistoriker und hat seine Forschungen zur Zerstörung
von Kulturerbe in "Verdammt und vernichtet - Kulturzerstörungen vom Alten Orient bis zur Gegenwart" zusammengefasst. Darin zeigt er auf, wie Kulturzerstörungen die Geschichte von Auseinandersetzung begleiten.
Sendung: rbbKultur, 10.04.2021, 16 Uhr