Pilotprojekt für einen Tag - Im Berliner Club "Revier Südost" darf zur Probe getanzt werden

Die Zahl der Corona-Fälle sinkt weiter - und auch die Berliner Clubszene will wieder zurück ins Leben. Ein Pilotprojekt soll dabei helfen. Für einige Stunden dürfen Freiwillige wieder auf die Tanzfläche.
Im Club Berliner "Revier Südost" (ehemals Griessmühle) findet am Sonntag (13.06.) eine Probe-Tanzveranstaltung statt, bei der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Veranstaltung beobachtet und getrackt werden sollen.
Eintrittskarten können nicht gekauft werden, die Teilnahme entscheide sich über ein Losverfahren. Bei dieser "Vergnügungsveranstaltung" handele es sich um eine wissenschaftlich begleitete und vom Gesundheitsamt genehmigte Veranstaltung, ist auf der Homepage des Clubs zu lesen.
Die Kulturverwaltung wisse von dem Projekt, teilte ein Sprecher am Mittwoch auf rbb-Anfrage mit. Es sei relevant für weitere Club-Öffnungen. So ein Pilotprojekt werde gemacht, um Erkenntnisse zu gewinnen, die sich auf weitere Öffnungen umlegen lassen, sagte der der Sprecher weiter.
Tanzen mit Maske und Abstand erwünscht
Hinter der Veranstaltung steht laut Club das Projekt "Hygienekonzepte und Infektionsschutz in der Veranstaltungsbranche", in das auch die Alice Salomon Hochschule und die Beuth Hochschule für Technik involviert sind.
Weiter heißt es, dass 300 Freiwillige gesucht würden, Tanzen sei ausdrücklich erwünscht, "mit Maske und Abstand". Teilnehmer würden vor Betreten des Geländes getestet. Anschließend müssten sie ein Tracker-Gerät tragen. Zehn Tage nach der Probe-Party sollen die Probanden erneut getestet werden.
Ende des Tanzverbots ab 18. Juni möglich
Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hatte ein Ende des Tanzverbots in der Hauptstadt nach dem 18. Juni in Aussicht gestellt. "Wir als Kulturverwaltung wollen vielleicht nicht gleich 1.000 Leute auf einen Schlag, aber mit einer bestimmten Personenzahl Aktivitäten draußen - auch Tanzaktivitäten draußen - ermöglichen", so Lederer im Kulturausschuss. Legale Alternativen mit Hygienekonzepten seien ihm lieber als illegale Geschichten, "wo die Leute aufeinander hocken".
Auch die Berliner Clubs seien mehrheitlich gut auf eine Wiedereröffnung nach dem Lockdown vorbereitet. Das ergab eine Umfrage der Clubcommission unter 160 Betreibern und Veranstaltern. Demnach gaben mehr als 80 Prozent der Befragten an, Hygienekonzepte umsetzen zu wollen. Fast 60 Prozent der Betreiber seien bereit, personalisierte Tickets anzubieten, über 70 Prozent hätten angegeben, Testergebnisse oder Impfbescheinigungen prüfen zu können. Etwas geringer ist die Bereitschaft, selber Covid19-Schnelltests anzubieten oder mit eigenen digitalen Hilfsmitteln etwa die Kontaktnachverfolgung zu unterstützen.
Wirtschaftliche Situation vieler Clubs dramatisch
Die wirtschaftliche Situation vieler Clubs ist nach der monatelangen Schließung allerdings dramatisch. Zwar sei durch die Hilfsprogramme von Bund und Land größerer Schaden verhindert worden, teilte die Berliner Clubcommission im Mai mit. Laut der Umfrage haben beinahe 77 Prozent der Befragten beantragte Gelder ausgezahlt bekommen, vor allem aus dem Soforthilfeprogramm IV und der November- und Dezemberhilfe des Bundes. Allerdings sei die Abwicklung zum Teil sehr unbefriedigend gelaufen, zudem gaben 44 Prozent der Befragten an, dass die Hilfsgelder allein nicht zur Sicherung ihrer Clubs reichen würden.
Fast 16 Prozent der Betreiber spielten mit dem Gedanken, ihr Unternehmen aufzugeben. "Jeder geschlossene Club ist einer zu viel", so die Clubcommission.