Ab 18. Juni - Lederer will Berliner Tanzverbot im Freien aufheben

Die Corona-Lage entspannt sich - auch die Berliner Clubszene will wieder zurück ins Leben. Was genau dort schon bald möglich sein könnte, war am Montag Thema im Kulturausschuss. Dort gab es von Senator Lederer hoffnungsvolle Signale. Von Kirsten Buchmann
Tanzende Massen, dicht an dicht – damit rechnet die Vorsitzende der Clubkommission Berlin, Pamela Schobeß, noch lange nicht. In ihren Club "Gretchen" passen normalerweise mehrere hundert Menschen. Nun darf sie zwar wieder für Veranstaltungen öffnen, allerdings nur für einen Bruchteil der sonstigen Gäste: "Wir haben eigentlich eine Kapazität von mehreren hundert Leuten. Aber bestuhlt mit einem Abstand von 1,50 Metern bekommen wir 36 Personen in das Gretchen."
"Wir würden gerne tanzen"
Ihrem Club fehlten so Einnahmen. Durch das Streamen von Veranstaltungen komme meist kein Geld rein, für die Menschen sei das auch kein Ersatz: "Clubkultur ist Nähe." In der Szene gebe es großes Unverständnis, warum Tanzen immer noch verboten. "Deshalb die große Bitte an alle, die sich für uns einsetzen: Wir würden gerne tanzen."
Kultursenator Klaus Lederer (Linke) versucht, der Clubszene Hoffnung zu geben. Seine Position für die Zeit ab 18. Juni im Freien lautet: "Wir als Kulturverwaltung wollen vielleicht nicht gleich 1.000 Leute auf einen Schlag, aber mit einer bestimmten Personenzahl Aktivitäten draußen - auch Tanzaktivitäten draußen - ermöglichen." Legale Alternativen mit Hygienekonzepten seien ihm lieber als illegale Geschichten, "wo die Leute aufeinander hocken".
Allerdings gibt es laut Pamela Schobeß erhebliche Hürden. So bekämen von den Bezirken wegen des Lärms nicht alle die Ausnahmegenehmigung, im Freien Musik zu spielen, und wenn, sei auch damit nicht alles geklärt: "Im letzten Jahr - ich hoffe, das wiederholt sich dieses Jahr nicht - hatten wir verschiedene Probleme mit den Ordnungsämtern, die leider die Verordnungen nicht so gut kannten wie wir." Sie bittet daher, die Verordnungen einfach zu gestalten und den Kommunikationsfluss zu gewährleisten, so “dass die Polizei und die Ordnungsämter wissen, was geht und was nicht".
Lange Durststrecke
Ein weiteres Problem für Clubs: Besonders ihre Konzerte mit internationalen Künstlern brauchten Vorlauf. Angesichts der nach wie vor bestehenden Pandemiesituation müssen sie Schobeß zufolge allerdings Konzerte inzwischen zum vierten Mal verschieben, auf Herbst 2022. Den Clubs fehlten außerdem internationale Besucher, die sonst kamen. Das wirkt sich ebenfalls negativ auf ihre Einnahmen aus.
Insgesamt sei es für die Clubs eine lange Durststrecke, warnt Pamela Schobeß. Deren finanzielle Lage schätzt sie alles andere als rosig ein. Selbst die versprochenen Bundesmittel für die Kultur seien wegen ihrer Konditionen kein Allheilmittel. Sie hofft daher, dass das Land sie weiter fördert.
Branche fordert nachhaltige Hilfe
Katja Lucker, die Geschäftsführerin des Musicboards, appelliert ebenfalls an die Parlamentarier im Berliner Abgeordnetenhaus, die Berliner Hilfen fortzusetzen. Denn die Folgen der Pandemie würden die Menschen noch lange begleiten. Viele hätten Schulden machen müssen. Leute im Alter 50 plus hätten Kredite aufgenommen: "Sie ohne sagen mir, sie glauben nicht, dass sie es vor ihrer Rente geschafft haben werden, die Kredite abzubezahlen."
Schon vor der Pandemie hätten viele unter prekären Bedingungen gearbeitet und kein Geld zurücklegen können, betont Pamela Schobeß. Sie appelliert daher mit Blick auf die Zeit nach Corona darüber nachzudenken, die Clubkultur grundsätzlich zu fördern, vergleichbar mit den Zuschüssen für Privattheater. Ob die Parlamentarier sich dessen annehmen, werden die Haushaltsberatungen des Abgeordnetenhauses für die kommenden Jahre zeigen.
Sendung: Abendschau, 7. Juni 2021, 19:30 Uhr