Kritik an Umgang mit Kolonialgeschichte -
Das Berliner Jugendzentrum Potse hat kurz vor Öffnung der ersten Ausstellung die Zusammenarbeit mit dem Humboldt-Forum beendet. Das selbstverwaltete Zentrum gestaltete zusammen mit dem benachbarten Zentrum Drugstore einen Bereich zur Geschichte der Jugendzentren in der "Berlin Global"-Ausstellung.
Begründet wurde der Schritt in einer Stellungnahme am Freitag mit dem Umgang im Humboldt-Forum mit europäischer Kolonialgeschichte. So werde beispielsweise Raubkunst ausgestellt. In "naivem Glauben", dass sich bis zur Eröffnung eine Lösung finde, habe das Kollektiv 2018 der Teilnahme an der Ausstellung zugestimmt, hieß es.
Der Berlin-Teil des Humboldt-Forums befasst sich in einem Teil kritisch mit der deutschen Kolonialgeschichte. Kunstwerke mit kolonialem Hintergrund sind dort nicht zu sehen. In den kommenden Monaten werden allerdings solche Objekte, etwa die als Raubgut geltenden Benin-Bronzen, in anderen Bereichen des 680 Millionen Euro teuren Zentrums für Kultur, Kunst und Wissenschaft ausgestellt.
Drugstore-Zentrum bleibt
Das Drugstore-Zentrum wird weiter mit dem Humboldt-Forum zusammenarbeiten. Vermutlich würde man aktuell gegen eine Zusammenarbeit stimmen, hieß es in einer eigenen Stellungnahme. "Zum heutigen Zeitpunkt jedoch sehen wir uns vor allem in der Verantwortung, den Raum für die Kritik daran zu nutzen, was im Humboldt Forum sowie in der Berliner Stadtpolitik schiefläuft, und uns nicht für die Imagepolierung des Humboldt Forums instrumentalisieren zu lassen."
Der Direktor des Stadtmuseums und Chef-Kurator von "Berlin Global", Paul Spies, bedauerte den Rückzug. Da der zweite Teil des Kollektivs bleibe, werde sich an der Installation nichts ändern. "Wir verstehen, dass es Diskussionen gibt, aber was die Themen Kolonialismus und Rassismus angeht, gibt es zwischen uns keine Widersprüche, auch wir setzen uns in der Ausstellung sehr kritisch mit diesen Aspekten auseinander", sagte Spies.
"Berlin Global" wird am kommenden Dienstag zusammen mit fünf anderen Ausstellungen eröffnet. Im Herbst dieses Jahres und in der ersten Hälfte 2022 folgen die restlichen Teile des Humboldt Forums.