"Sorryfornothing" im Humboldt-Forum - Unsichtbare Skulptur erinnert an den Kolonialismus
Der Deutsch-Ghanaer Philipp Kojo Metz hat für das Berliner Humboldt-Forum eine unsichtbare Skulptur zum Thema Kolonialismus entworfen. Sie soll an das fehlende gesellschaftliche Gedenken erinnern. Von Ute Büsing
Bereits im Oktober 2019 hat der Deutsch-Ghanaer Philipp Kojo Metz sein Kunstwerk "Sorryfornothing" im Humboldt-Forum errichtet. Es soll die Leerstelle im öffentlichen Gedenken an die Kolonialkriege und seine Opfer markieren.
Ein Bereich in der Form der Skulptur
Genau genommen ist nichts zu sehen in der "Berlin Global"-Ausstellung: "Eine unsichtbare Skulptur ist eine gute Metapher und ein gutes Symbol für etwas, das nicht sichtbar ist in der deutschen Geschichte", sagt Metz. "Die Wahrnehmung gibt es zwar schon. Aber nicht in dem Maße, in dem es notwendig wäre. Im Geschichtsunterricht oder in der Bevölkerung ist es einfach nicht präsent, dass es eine deutsche Geschichte gibt auf dem afrikanischen Kontinent."
Der in einem kleinen Dorf im Schwarzwald aufgewachsene 49-Jährige hat mit seinem Kunstwerk Erwartungshaltungen unterlaufen und die auf Foto und Video dokumentierte Transportaktion zum Teil seines Projekts gemacht. "Um die Skulptur doch wahrnehmbar zu machen, gibt es einen bestimmten Bereich, der in dem Ausstellungsraum abgegrenzt ist. Der hat genau die Form dieser Skulptur."
Koloniale Deutungshoheit
Wie in vielen seiner Konzeptkunstwerke geht es Philipp Kojo Metz auch hier um koloniale Inbesitznahme und Deutungshoheit. In der Regel liegt diese bei den Siegern. Metz verschiebt in "Sorryfornothing" die Perspektiven auf die unsichtbaren Geschichten der sogenannten Verlierer, derer nicht gedacht wird.
In der "Berlin Global"-Ausstellung soll es auch um Verflechtungen Berlins mit der Welt gehen. Als Sohn eines ghanaischen Vaters und einer deutschen Mutter vereinigt Philipp Kojo Metz beide Pole in sich.
Er reflektiert Beziehungen vor allem zwischen Deutschland und Ghana: "Dass sich sämtliche Geschichtsschreibungen im Prinzip auf einen Bericht beziehen, und zwar den von Otto Friedrich von der Groeben. Er hat damals im 17. Jahrhundert die ganzen Verträge mit den afrikanischen Königen gemacht. Man muss sich einfach mal bewusst machen, dass es von hiesiger Seite, die auch sehr mächtig war in diesen Verhandlungen, keine Zeugenschaft gibt. Es gibt keine geschriebene Geschichte. Es gab aber schon Gesellschaften und es gab eine ghanaische Perspektive. Und dann kam ich auf die Idee des Unsichtbaren."
In seiner zweiten Heimat Ghana gilt Philipp Kojo Mats als Weißer. Das hat seine Arbeiten ebenso beeinflusst wie seine Wahrnehmung als Schwarzer in Deutschland. Von der Teilnahme an der "Berlin Global"-Ausstellung im Rahmen des Humboldt-Forums verspricht Metz sich viel.
Sendung:Inforadio, 20.07.2021, 07:55 Uhr