Wegen umstrittener Großspender - Kulturverantwortliche fordern transparentes Mäzenatentum

Fr 31.12.21 | 15:58 Uhr
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Berliner Stadtschloss (Bild: dpa/Bildagentur-online/Schoening)
Bild: dpa/Bildagentur-online/Schoening

Kulturverantwortliche fordern, dass Mäzenatentum bei öffentlichen Prestigebauten offengelegt wird. Entsprechend haben sich der Generalintendant des Zentrums für Kunst, Kultur und Wissenschaft, Hartmut Dorgerloh und der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) geäußert, wie die Deutsche Presse-Agentur am Freitag berichtete.

Anlass sind umstrittene Privatspenden für das Berliner Humboldt-Forum. Es konnte nur entstehen, weil eine private Initiative für die Rekonstruktion der Schlossfassade gut 100 Millionen Euro sammelte. Darunter sind Großspender, denen extreme politische Haltungen vorgeworfen werden.

Rechtsextremistischer Großspender

So machte der Architekturhistoriker Philipp Oswalt bereits Ende Oktober im "Tagesspiegel" auf antidemokratische und antisemitische Äußerungen des Großspenders Ehrhardt Bödecker aufmerksam. Der Banker und Historiker habe den Ausschluss der Juden aus der kaiserlichen Armee mit dem legitimen Wunsch des Staates nach Homogenität verteidigt. Außerdem habe er das Ausmaß des Holocaust angezweifelt und die Entnazifizierung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg als "Gehirnwäsche" bezeichnet.

Nach Bekanntgabe der Äußerungen und Aktivitäten Bödeckers wurde eine Ehrentafel mit seinem Namen am Humboldt-Forum entfernt.

Lederer spricht von Spinner, die sich ein Denkmal setzen wollen

Der "Förderverein Berliner Schloss" sieht es allerdings nicht als seine Aufgabe, Spender zu überprüfen. Eine Offenlegung liege bisher in der Entscheidung der Spenderinnen und Spender, erklärte Dorgerloh. Die Frage sei, ob es eine andere Art von Spendenpraxis brauche, bei der schon ab einer relativ niedrigen Höhe die Zustimmung zur Namensnennung gegeben werden muss.

Lederer bezeichnete es als generell inakzeptabel, Sponsorings und Kultur-Mäzenatentum intransparent zu lassen. Im Fall des Humboldt Forum hätten auch Leute gespendet, die damit "eine bestimmte historische Bestimmung der Mitte der Stadt verbunden haben". Lederer sprach von Spinnern, die "dafür Geld auf den Tisch legen, um sich ein Denkmal für die Ewigkeit zu setzen".

6 Kommentare

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  1. 6.

    Da hat der ansonsten von mir hoch geachtetete Klaus Lederer einen Rückschluss per excellence hingelegt: Weil es zur Motivlage einzelner Großspendender berechtigte Nachfragen gibt, müsse das ganze Großprojekt in den Ruch der Schillernheit gebracht werden. Doch vielleicht wird das auch nur so einschlägig kolportiert.

    Das Humboldt-Forum ist nicht deshalb so gebaut worden, weil es einzelne Großspender so wollten, es ist gebaut worden, weil erst so die Straße Unter den Linden zum wohlverdienten Auftakt nebst wohlverdientem Abschluss (das ist zweifellos das Brandenburger Tor) kommt. Ansonsten hätten sich Generationen die Rekonstruktion der üppig zerstörten "Linden" sparen können.

    Wenn also zu einem so verdienstvollen und anerkennenswerten städtebaulichen Vorhaben sich hier und da Großspendende einfinden, warum denn erstmal nicht? Alle Überprüfung käme ggf. dann später. Philipp Oswald empfinde ich als den Zeitpfeil umdrehen wollend.

  2. 5.

    Der Palst der Republik wurde von den Berliner*Inne
    n intensiv genutzt und gehörte genauso zur Geschichte Berlins, wie das Stadtschloss, dass auf dem Rücken der Kolonialstaaten errichtet wurde. Deshalb finde ich es super, dass sich an solch prominentem Ort mit dieser Vergangenheit auseinander gesetzt wird.

  3. 4.

    "Lederer bezeichnete es als generell inakzeptabel, Sponsorings und Kultur-Mäzenatentum intransparent zu lassen."
    Der Herr Lederer von der Linkspartei vom Stamme der SED wird nicht bestimmen, wem Leute ihre Spenden geben.

  4. 3.

    Herr Lederer hätte doch am liebsten den Palast der Republik behalten. Wer war da der Spender ? Wenn ich mich recht erinnere ein totalitäres System mit nem Erich unterm Hütchen . Tolle Auswahl. Frohes neues Jahr

  5. 2.

    Pekunia non olet, aber auch, der gute Zweck heiligt die Mittel. Im übrigen, wer entscheidet über gut und böse. Und auch die Guten lieben Ruhm und Ehre. Zarneckow

  6. 1.

    Die schaffen es mit derartigen Diskussionen noch, das es keine Spenden mehr gibt.
    Warum muss sich jeder für alles als moralische Instanz fühlen?

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