Kontroverse um alte Stadthalle Falkensee - Abriss oder Sanierung? Das ist hier die Frage

Prägende DDR-Architektur wurde nach der Wende vielerorts abgerissen. Inzwischen wandelt sich der Blick auf die “Ostmoderne”. In Falkensee ist Streit um die alte Stadthalle entbrannt, den jetzt Brandenburgs Kulturministerin Schüle entscheiden muss. Von Claudia Baradoy
Sichtbeton, kupferfarbene Fensterfront, Glasbausteine: Gebaut wurde Falkensees alte Stadthalle in den siebziger und achtziger Jahren. Einst war sie Restaurant, Kulturhaus und Sporthalle zugleich. Heute sind die Fensterscheiben eingeschlagen, die Wände voller Graffitis. Im Rathaus war der Abriss und der Neubau eines Büro- und Geschäftshauses an dieser Stelle längst beschlossene Sache.
Die Stadtverordneten haben einen entsprechenden Beschluss gefasst, sagt Bürgermeister Heiko Müller. "Es geht nicht gegen das Gebäude, es geht um die Stadt und die Stadtentwicklung und was diese Stadt braucht, um ein Zentrum zu bekommen, das es ja bisher in dem Maße nicht gibt." Falkensee sei historisch ein Dorf und habe deshalb umso größere Probleme für die Bürgerschaft, das erwartete Zentrum überhaupt darzustellen, sagt Müller.
Auch deshalb hat Falkensee vor fünf Jahren an einem anderen Standort eine neue Stadthalle gebaut - groß, modern und besser geeignet für die wachsende Stadt. Viel Platz gibt es dort für den Schul- und Vereinssport und für Veranstaltungen.
Denkmalschutz rettete alte Stadthalle kurz vor dem Abriss
Über der alten Stadthalle schwebte fast schon die Abrissbirne. Buchstäblich im letzten Moent stellten sie Brandenburgs oberste Denkmalschützer im Herbst 2020 dann unter Schutz.
Eine Sanierung wäre sinnvoller als neu zu bauen - und identitätsstiftend, sagt die Denkmalschützerin Marie Mamerow: "In den vergangenen Jahren sind schon viele DDR-Gebäude abgerissen worden, und jetzt müssen wir eben eine Auswahl treffen von denen, die erhalten sind." Die Stadthalle Falkensee sei ein ganz wichtiger Vertreter der DDR-Kulturhäuser, sagt Mamerow: Sie sei nicht nur ein Schandfleck, sondern ein ungehobener Schatz.
Auch der Verein "Kunst- und Kulturforum Falkensee" sähe es gern, wenn die alte Stadthalle erhalten bliebe – als Raum für Kunst und Kultur in bester Lage. Die Stadthalle sei ein Stück Zeitgeschichte und obendrein auch noch von den Bürgern und Bürgerinnen der Stadt errichtet worden, sagt Vereinsmitglied Andreas Foidl. "Hier wurde wirklich Hand angelegt an diesen Ort, und das macht ihn so besonders." Mit der Abrissmentalität müsse endlich Schluss sein, so Foidl.
Kulturministerin Manja Schüle muss nun entscheiden
Ein Konzept für die Nutzung gibt es bereits: Der Verein wünscht sich ein Repair-Cafe, einen Co-Working-Space, will Künstler und Kreative ansiedeln und eine Kleinkunstbühne aufbauen. "Dann wäre es wieder ein Zentrum für die Stadt, ein Anlaufpunkt für Bürger und Künstler", so Foidl. Die Sanierungskosten für die Halle sollen nach Berechnungen des Vereins zwischen drei und vier Millionen Euro betragen. Und die Kosten für die künftigen Mieter wären dann mit rund sieben Euro durchaus erschwinglich, sagt die Vereinsvorsitzende Michaela Ibach.
Abriss- oder Erhalt? Weil die Stadt Falkensee und die Denkmalbehörde sich bisher nicht einigen konnten, wird in dem Streit nun Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle entscheiden.
Sendung: Antenne Brandneburg, 26.01.2022, 15:35 Uhr