Stiftung Preußische Seehandlung - Amelie Deuflhard erhält Theaterpreis Berlin

Mo 28.02.22 | 17:36 Uhr
Amelie Deuflhard (Bild: dpa/Daniel Reinhardt)
Bild: dpa/Daniel Reinhardt

Der Theaterpreis Berlin 2022 der Stiftung Preußischer Seehandlung geht an die Theaterintendantin Amelie Deuflhard. Auch in den Sparten Kunst und Literatur wurden die neuen Preisträger verkündet.

Die Stiftung Preußische Seehandlung hat die diesjährigen Preisträger ihrer Kunstpreise bekannt gegeben. Der Theaterpreis Berlin 2022 geht in diesem Jahr an die Theaterintendantin Amelie Deuflhard, sie die Stiftung am Montag bekanntgab.

Der Autor Steffen Mensching (Literaturpreis) und der Schriftsteller und Schauspieler Hanns Zischler (Preis für unkonventionelle Kunstvermittlung) erhielten weitere Auszeichnungen. Die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) präsentierte als neue Ratsvorsitzende der Stiftung die Preisträger in einer Online-Pressekonferenz.

Den mit 20.000 Euro dotierten Theaterpreis Berlin 2022 soll Giffey im Rahmen des 59. Berliner Theatertreffens (6. bis 22. Mai) verleihen.

Jury: Deuflhard steht für innovatives Theater

Zur Jury des Theaterpreises gehören der Intendant des Theaters Bremen Michael Börgerding, die Theaterkritikerin Sabine Leucht, der Autor, Kurator und ehemalige Intendant der Berliner Festspiele Thomas Oberender sowie mit beratender Stimme die Leiterin des Theatertreffens Yvonne Büdenhölzer.

Amelie Deuflhard setze sich als Intendantin von Kampnagel Hamburg, dem größtem Produktionszentrum für die freien Szene in Europa, unermüdlich für deren Professionalisierung, Besser-Finanzierung und ästhetische Selbstentzündung ein, begründete die Jury ihre Preisvergabe.

Wer sich heute für innovatives Theater interessiere oder im Kulturbetrieb neue Wege suche, komme an den Gruppen und Künstler:innen nicht vorbei, die sie entdeckt und gefördert habe, so die Jury weiter. Künstler:innen könnten zwar nicht die Welt retten, seien aber nach Deuflhards Überzeugung "Menschen, die die Welt kritisch reflektieren".

Mit EcoFavela Lampedusa Nord initiierte Deuflhard 2014 einen Lebens- und Aktionsraum für Geflüchtete und hielt auch an ihm fest, als die Staatsanwaltschaft gegen sie wegen "Beihilfe zum Verstoß gegen das Aufenthaltsrecht für Ausländer" ermittelte.

In Zukunft will Deuflhard die geplante Generalsanierung von Kampnagel begleiten. "Hier soll das innovativste Kunstgelände des 21. Jahrhunderts entstehen, das neue Dimensionen des internationalen und transdisziplinären Arbeitens eröffnet und weltweit beispielhaft ist", so die Intendantin.

Der Theaterpreis Berlin wurde erstmalig 1988 aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Berliner Theatertreffens vergeben. Seither findet die Preisverleihung jährlich im Rahmen des Festivals im Haus der Berliner Festspiele statt.

Zu den Preisträger:innen zählen Sandra Hüller (2020), She She Pop (2019), Karin Henkel (2018), Herbert Fritsch (2017), Shermin Langhoff und Jens Hillje (2016), Corinna Harfouch (2015), Sophie Rois (2012), Elfriede Jelinek (2002), Bruno Ganz (2001), Frank Castorf (2000), Pina Bausch (1997), Heiner Müller (1996), Botho Strauß (1993) und George Tabori (1988).

Literaturpreis für Mensching

Der mit 30.000 Euro dotierte Berliner Literaturpreis geht währenddessen an den Autor Steffen Mensching ("Schermanns Augen"). Damit verbunden ist die Berufung auf eine Gastprofessur für deutschsprachige Poetik an der Freien Universität Berlin.

Überreicht wird der Preis am 30. März im Roten Rathaus. Der 63-Jährige habe die Jury durch seinen Facettenreichtum als Lyriker und Romanautor überzeugt, hieß es zur Begründung.

Kunstpreis für Zischler

Der Schauspieler und Essayist Hanns Zischler erhält den mit 10.000 Euro dotierten Friedlieb-Ferdinand-Runge-Preis für unkonventionelle Kunstvermittlung. Der Kunstpreis zeichne Persönlichkeiten aus, die als Kunstschaffende oder als Anstifter von Kunst ihr Leben in den Dienst der Kultur gestellt haben, hieß es.

Die Verleihung des Preises an den 74-Jährigen ist für den 11. Oktober 2022 in der Berlinischen Galerie geplant. Benannt ist die Auszeichnung nach dem Wissenschaftler und Künstler Friedlieb Ferdinand Runge (1794-1867), einer der "bedeutendsten und originellsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts", wie es hieß.

Giffey sagte, sie verbinde mit den Auszeichnungen die Hoffnung, dass die Preisträger die Würdigung erführen, die ihnen zustehe. Die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig Kunst und Kultur für eine demokratische Gesellschaft seien.

Die vom Land Berlin 1983 gegründete Stiftung Preußische Seehandlung fördert den Angaben zufolge Kunst, Kultur und Wissenschaft in und für Berlin. Sie ist aus einem Teil des Restvermögens der Preußischen Staatsbank gegründet worden, die wiederum auf die 1772 ins Leben gerufene Seehandlungs-Societät zurückging.

Sendung: Inforadio, 01.03.2022, 06:55 Uhr

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