Neue Ausstellung im Barberini Potsdam - Wenn Fotos wie Gemälde aussehen und Malerei wie Fotografie
Eine neue Kunst, das war im 19. Jahrhundert die Fotografie. Wie ähnlich sie oft der Malerei war und warum, das zeigt das Potsdamer Museum Barberini ab Samstag in seiner Schau "Photographie und Impressionismus". Von Theresa Majerowitsch
Ein Foto ist heute schnell gemacht, doch vor 150 Jahren war Fotografie noch neu und eine echte Wissenschaft. Das Potsdamer Museum Barberini widmet sich der "Neuen Kunst" und zeigt, wie Fotografie und die damals gerade moderne Kunstrichtung des Impressionismus im Verhältnis standen.
"Es ist ganz besonders, weil es eben ganz spannende Wechselwirkungen gegeben hat zwischen den beiden Medien", erzählt Helene von Saldern, die die Ausstellung mit kuratiert hat. Es sei die erste Ausstellung im Barberini, die sich so fokussiert mit der Fotografie auseinandersetze. "Wir haben uns im Haus entschieden, ganz bewusst vor allem Fotos zu zeigen, um einen ganz klaren Fokus auf das Medium zu legen, damit man mal ganz plakativ sieht: Es gibt wirklich verblüffende Ähnlichkeiten."
Fotografen nahmen auf, was Monet malte
Ist das "Picknick im Grünen" ein Foto oder doch schon ein impressionistisches Bild? In den Räumen des Museums wird beides gegenübergestellt: hier ein Gemälde von Claude Monet, die "Steilküste von Aval" in der Normandie, dort ein Foto dazu.
Fotografie sei damals bestenfalls eine Vorlage gewesen, Kunst sei es anfangs nicht gewesen, sagt Kurator Ulrich Pohlmann: "Uns ist aufgefallen, dass Fotografen zum Teil dieselben Örtlichkeiten aufgesucht haben wie Monet und sich aber auch mit ganz ähnlichen Phänomenen, beispielsweise Lichtverhältnissen, beschäftigt haben, Wettersituationen festgehalten haben, also Schnee und Landschaften."
In Zusammenarbeit mit dem Von-der-Heydt-Museum Wuppertal wurden aus dem Münchner Stadtmuseum, dem Musee d’Orsay und der Société Francaise de Photographie in Paris rund 150 Aufnahmen ausgewählt. Sie stammen von 70 Fotografen, darunter Alfred Stieglitz, Jacques Henri Lartigue und Gustave Le Gray. Viele von ihnen hatten auch Malerei studiert. Sie ahmen den Impressionismus nach im Sujet, in den Stimmungslagen wie Wolkenbildern, die fast wie gemalt wirken.
Eine "wahnsinnig aufwendige" Kunstform
Dankbares Gegenüber sind die über 100 Werke von Impressionisten der Hasso-Plattner-Sammlung, die in diesem Museum einen festen Platz haben und dadurch noch einmal neu in den Fokus rücken.
Fotos werden aber auch zur Konkurrenz. Die Technik entwickelt sich weiter - sogar in 3D wird das Pariser Stadtleben festgehalten. Dreidimensionale Fotografie des 19. Jahrhunderts funktionierte natürlich anders als heute. Man nahm zwei Aufnahmen, die eine perspektivisch etwas versetzt, und legte sie nebeneinander. Dadurch entstand der Effekt der Stereotypie.
Damals Fotos zu machen sei "wahnsinnig aufwendig" gewesen, erklärt Helene von Saldern: "Sie müssen auch immer bedenken, dass es auch noch eine wahnsinnig lange Belichtungszeit gab. Bei Verfahren, wie etwa dem nassen Colodium-Verfahren, musste man verschiedene Chemikalien mit sich tragen. Also es war sehr aufwendig und das war alles andere als ein Knopfdruck so wie man heute Fotos macht."
Es flirren die Farben, der Schmuck glitzert im Licht
Als dann Farbe bei den Fotografien dazukommt, verschwimmen fast die Unterschiede zur Malerei. Eines ihrer Lieblingsbilder, sagt Helene von Salden, sei "Miss Mary im blauen Kostüm" vom Fotografen Heinrich Kühn. Es ist seine Frau in Farbe, in einem langem dunkelblauen Kleid. Die Aufnahme ist nicht scharf. Es flirren die Farben vom grünen Hut, der Schmuck glitzert im Licht. "Es ist toll, dass dieses Foto gleich wieder an die impressionistischen Motive denken lässt", sagt von Salden.
Impressionismus und Fotografie - eines wollten beide Genres: Sinneseindrücke auf die Leinwand bringen. Am Samstag eröffnet die Ausstellung und ist bis zum 8. Mai im Museum Barberini [museum-barberini.de] zu sehen.
Sendung: Brandenburg aktuell, 10.02.2022, 19:30 Uhr