Clapton und Zucchero in der Waldbühne - Blues als große Oper
Zwei Legenden des europäischen Blues spielten am Sonntag in der Berliner Waldbühne: der italienische Sänger Zucchero und die britische Gitarrenzauberer Eric Clapton. Sie interpretieren den Blues völlig unterschiedlich - und überzeugten beide. Von Hans Ackermann
Natürlich ist Eric Claptons Name auf den Plakaten für das Konzert in der Waldbühne etwas größer gedruckt als der seines italienischen Kollegen Zucchero. Dennoch kommt der italienische Superstar am Sonntag hier nicht als gewöhnliche "Vorgruppe" auf die Bühne - im Gegenteil.
Mit seiner zehnköpfigen Band - die Schlagzeuge, Gitarren und Keyboards sind doppelt besetzt, dazu ein Bass, zwei Bläser und eine exzellente Backgroundsängerin - steht der Sänger aus der Lombardei pünktlich um 18 Uhr vor seinem Publikum. Adelmo Fornaciari, wie er bürgerlich heißt, präsentiert dort in gut eineinhalb Stunden ein Best Of seiner Hits aus 30 Jahren - inklusive dem "Miserere", das in einer Zusammenarbeit mit Luciano Pavarotti entstanden ist.

Duett mit dem Idol
Auf zwei Videoleinwänden links und rechts der Bühne sieht und hört man dabei den 2007 gestorbenen Operntenor Pavarotti, der Bluesrocker Zucchero verehrte ihn über alles. "Per Luciano", "für Luciano" raunt er nach dem herrlich pathetischen Duett ins Mikrofon. Dann kommen mit "Diamante" und "Il Volo" weitere Balladen zur Aufführung, die den "Vater des italienischen Blues", wie Zucchero ohne allzuviel Übertreibung genannt wird, auch bei uns bekannt gemacht haben.
Zum Ende hin singt er dann natürlich auch seinen größten Erfolg "Senza una donna". Ein Lied, das Zucchero schon 1987 aufgenommen hat, "Blues" hieß damals das dazugehörige Album.
Blues mit Kapuze
Blues, der bei Eric Clapton mit Titeln wie "Key to the Highway" oder dem "Hoochie Coochie Man" im zweiten Konzert des Abends dann doch etwas anders klingt. Und anders als der freundlich-aufmunternde Zucchero, der das Waldbühnen-Publikum zum Mittanzen und Mitklatschen animiert hatte, wirkt Eric Clapton anfangs doch recht verschlossen. Unter der kurzen schwarzen Steppjacke trägt er einen Hoodie mit Kapuze - die er sich auch immer mal wieder über den Kopf zieht. Einerseits als Mittel gegen die Waldeskälte, die nun merklich heraufzieht, vielleicht aber auch, um sich besser auf seine Soli konzentrieren zu können.
Diesem Meister beim Spielen zuzuschauen ist und bleibt das Vergnügen jedes Eric-Clapton-Konzerts. Seine entspannten Soli zu hören und dabei zu staunen, mit welch einfachen Mitteln er diesen besonderen und sehr eigenen Sound kreiert. Und mühelos vom elektrischen Instrument zur akustischen Gitarre wechselt, in der Mitte des Konzerts "Tears in Heaven" und "Layla" spielt.
Sunshine of your Love
Bei "Layla" klatscht und singt dann auch das Publikum mit. Manche kennen den Song in der elektrischen Fassung aus den 60er Jahren, anderen vielleicht von "MTV-Unplugged", eine Sendung, in der Clapton in den 90er Jahren einen riesigen Erfolg feiern konnte. Sein "Unplugged"-Livealbum gilt bis heute als eines der erfolgreichsten Alben der Rockgeschichte. Insgesamt hat der gerade 77 Jahre alt gewordene Musiker rund 300 Millionen Platten verkauft, unter eigenem Namen, aber auch in seinen frühen Jahren mit der Superband Cream.
Und wenn dann gegen halb zehn über der fast ausverkauften Waldbühne die Sonne untergeht, bekommt Eric Clapton für "Sunshine of your Love" auch besonders viel Beifall. Beim Hinausgehen fällt noch einmal auf, wie grandios der Sound in dieser Natur-Arena an diesem Tag ist. Sowohl direkt vor der Bühne als auch in mehreren Hundert Metern Luftlinie, am oberen Rand der Arena. Von dort kann man Clapton jetzt nur noch als winzigen Punkt auf der Bühne erkennen. Seine Bluesgitarre aber elektrisiert die Waldarena bis in den letzten Winkel.
Sendung: Inforadio, 30.05.2022, 8 Uhr