Instrument für Ausstellung - Klezmer-Musiker Feidman vermacht Jüdischem Museum Klarinette

Di 26.07.22 | 22:39 Uhr
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Klezmermusiker Giora Feidman verbeugt sich nach einer kleinen Kostprobe seines Klarinettenspiels, während Museumsdirektorin Hetty Berg ihm applaudiert, Berlin, 26.07.2022 (Quelle: dpa / Jörg Carstensen).
Bild: dpa

Der Klezmer-Musiker Giora Feidman hat eine seiner Klarinetten dem Jüdischen Museum in Berlin vermacht. Der 86 Jahre alte Künstler ließ sich am Dienstag von Museumsdirektorin Hetty Berg den Platz zeigen, an dem das Instrument in der Ausstellung gezeigt werden soll. "Wir sind extrem geehrt, dass wir die Klarinette heute bekommen", sagte Berg am Dienstag.

"Das wertvolle Instrument wird Teil unserer Sammlung werden, nicht nur das Instrument, sondern auch die Geschichten, die damit verbunden sind", sagte Berg zu Feidman: "Ihre Lebensgeschichte, ihre Musik, ihre Reisen und ihre Begegnungen." Nach dem Konzert, das Feidman aus Anlass seines 75-jährigen Bühnenjubiläums spielte, werde der Musiker "irgendwie in Berlin bleiben - oder zumindest die wunderbare Klarinette, die so viele Menschen glücklich und froh, aber auch melancholisch gemacht hat".

Das Museum stellt die Klarinette im Segment "Das jüdische Objekt" aus. Dort geht es konzeptionell um die Frage, was eigentlich das "Jüdische" an einem Objekt ist oder sein könnte. Die Objekte in der Dauerausstellung werden immer durch ein Zitat von Besitzerinnen oder Besitzern in Bezug gesetzt.

"Die Klarinette ist das Mikrofon meiner Seele"

Das Instrument hatte der Musiker 2018 bauen lassen. "Die Klarinette ist das Mikrofon meiner Seele", sagte Feidman. Als Jude in Berlin zu sein und an einem Ort wie dem Jüdischen Museum zu spielen, sei ein Privileg. Er engagiert sich seit langem für die Aussöhnung zwischen nicht-jüdischen Deutschen und Juden. "Die Beziehung zwischen Juden und Deutschen steht heute als stärkster Ausdruck für Menschlichkeit", sagte Feidman. "Wir haben das Privileg zusammen als Brüder in Freundschaft in diesem Moment in diesem Museum in Berlin zu sein."

Der in Argentinien geborene Musiker gilt als "König des Klezmer", er ist einer der weltweit berühmtesten Vertreter dieses Stils. Die Musik hat ihre Wurzeln in den jüdischen Gemeinschaften Osteuropas. Feidman entstammt einer Familie, die Klezmer über Generationen pflegte. Seine Eltern waren Anfang des vergangenen Jahrhunderts wegen Judenpogromen von Bessarabien, in der heutigen Republik Moldau sowie der Ukraine gelegen, nach Buenos Aires ausgewandert. Dort kam Feidman 1936 zur Welt.

Als Musiker spielte er beispielsweise Klarinettenmelodien in Steven Spielbergs Drama "Schindlers Liste". Auch in den Filmen "Jenseits der Stille" und "Comedian Harmonists" war er zu hören. In Deutschland wurde er bekannt, als er 1984 in Peter Zadeks Inszenierung des Musicals "Ghetto" von Joshua Sobol den Part eines jüdischen Musikers übernahm. Feidman erhielt zahlreiche Aus zeichnungen, unter anderem und das Bundesverdienstkreuz für seine Verdienste um die Beziehungen zwischen Juden und nicht-jüdischen Deutschen.

Sendung: rbbKultur, 26.07.2022, 23 Uhr

3 Kommentare

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  1. 2.

    Was für eine Geste.... Gänsehaut...

  2. 1.

    Ein total beeindruckendes Konzert, viel Melancholie und sehr wahre und nachdenkliche Worte. Angesichts seiner 86 Jahre ist es auch verständlich, dass das Konzert nach 1:15h beendet war.
    Ich wünsche ihm noch ein langes Leben und dass er sich nicht mehr mit seinen Bandscheiben plagen muss.

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