Konzertkritik | Sting in der Zitadelle - Keine Experimente, nur Hits, Hits, Hits

Fr 29.07.22 | 11:12 Uhr | Von Simon Brauer
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Archivbild: Sting bei einem Live-Auftritt im Juli 2022. (Quelle: dpa/Gillieron)
Audio: Inforadio | 29.07.2022 | S. Brauer | Bild: dpa/Gillieron

Vor 45 Jahren startete Sting seine Karriere mit The Police, mittlerweile sind seine Lieder weltbekannt. "My Songs" heißen auch sein aktuelles Album und die Tournee, die jetzt Sting in die Zitadelle nach Spandau führte. Simon Brauer bekam tatsächlich viele Hits zu hören - eher zuviele.

Es beginnt vielversprechend: Mit siebenköpfiger Band kommt Sting auf die Bühne und haut dem Berliner Publikum erstmal kommentarlos drei Riesenhits um die Ohren: "Message in a bottle", "Every little Thing she does is Magic" von The Police und seinen Solo-Hit aus den 80ern: "Englishman in New York".

Keine Experimente, nur Hits, Hits, Hits

Das Publikum in der ausverkauften Spandauer Zitadelle singt, tanzt und klatscht euphorisch mit. Je älter die Songs, desto größer die Begeisterung bei diesem Konzert am Donnerstagabend in Berlin. Und tatsächlich: Passend zum Namen der Tour - "My Songs", meine Lieder - liefert Sting eine reine Greatest-Hits-Show, ohne Experimente, ohne Jazz- oder Klassikausflüge, die der mittlerweile 70-jährige Brite ja im Lauf seiner langen Karriere auch schon gewagt hat.

Irritierend ist, dass Sting kein normales Mikrofon auf der Bühne hat, auf einem normalen Mikrofonständer, sondern er singt in ein Headset-Mikrofon, wie es zum Beispiel Musicaldarsteller benutzen, Alleinunterhalter oder Popstars, die eine aufwändige Choreografie tanzen müssen. Sting dagegen bewegt sich mit seinem Bass maximal drei Schritte nach vorn, nach hinten, nach rechts oder links - und hat offenbar nicht mitbekommen, dass Headset-Mikrofone ziemlich uncool sind.

Vergebliches Warten auf klare Worte

Die Enttäuschung des Abends: Sting hat absolut nichts zu sagen zwischen seinen Songs - der Aktivist, der sich unter anderem seit Jahren für Menschenrechte einsetzt, der sagt kein Wort zum Klimawandel, zu Corona, zur Ukraine - nicht mal eine kleine Berlin-Anekdote hat er auf Lager. Nur hin und wieder "Danke!" und schnell wieder rein in die Greatest-Hits-Wohlfühlblase.

Braves Konzert vom uncoolen Weltstar

Alle aus der Band dürften mal für ein Solo an den Bühnenrand ins Scheinwerferlicht, dann aber schnell zurück und bloß nicht stören. Bei den Police-Songs hat Sting die wilden Schlagzeugbreaks vom Original-Trommler Stewart Copeland einfach rausgebügelt.

Nach knapp 90 Minuten ist der Spaß samt Zugaben auch schon vorbei. Zu sauber, zu brav, zu einstudiert war dieses Konzert - gut, dass selbst ein uncooler Sting die großartigen Songs von The Police nicht völlig kaputtspielen kann.

Sendung: Inforadio, 29.07.2022, 06.00 Uhr

Beitrag von Simon Brauer

15 Kommentare

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  1. 15.

    Da mein Eintrag von Freitag, dem 29.07.22 nicht veröffentlicht wurde, versuch`ich`s einfach nochmal !

    Also, für mich ist jedes Konzert ein Segen, in dem keine politischen Statements verkündet werden. War in diesem Sommer auf vielen Konzerten (ein Glück, dass sie alle stattfinden) und es stand erfreulicherweise die Musik im Vordergrund. Selbst die üblich Verdächtigen (z.B. Die Ärzte) haben sich relativ zurückgehalten. Hr. Brauer, da müssen Sie schon auf eine Polit-Demo in Bin-Mitte gehen, wenn Sie Corona-u.Klima-Statements hören wollen. --Und zum Konzert, da gebe ich Andreas, Jörg und Bine Recht, zu leise, zu kurz und man hat nichts gesehen. Und das ich mal von einem Konzert noch im Hellen nach Hause komme, hätte ich so auch nicht gedacht.

  2. 14.

    Die politisch-klimatische Meinung von Stig ist unwichtig, er bekommt das Geld um zu singen und uns zu unterhalten. Punkt. Wenn er seine Meinung unterbreiten möchte, soll er einen Diskussionsforum machen.

  3. 13.

    Ein paar Kleinigkeiten drum herum haben mich auch gestört, aber insgesamt war es ein tolles Konzert und es hat sehr gut getan, Sting mal wieder live zu erleben. Ich war froh, dass er nicht so viel geredet hat. Seine connection zum Publikum kam mit seinen songs voll rüber, jedenfalls für mich. Wie man Sting als uncool bezeichnen kann, nur weil er ein headset trägt, ist mir ein Rätsel. Ich fand den sound sehr gut, habe sehr weit hinten gestanden. Sting zu kritisieren ob der Anzahl seiner Schritte auf der Bühne macht mich sprachlos… finde es anmaßend! Auch diese Anspruchshaltung von wegen fehlende politische statements… da wird dann gleich draufgehauen, wenn die persönliche Erwartungshaltung nicht erfüllt wird… das finde ich uncool!

  4. 12.

    Recht hat Sie. Ort ist bei so vielen Besucherinnen ungeeignet.

  5. 11.

    Es war ein tolles Konzert. Auch nicht zu leise. Nur die Organisation , Essen und Trinken äußerst schlecht. Bei so vielen Besuchern ist der Ort ungeeignet.

  6. 10.

    Ich war schon auf vielen Konzerten aber zum 1. Mal bei Sting & zum 1.& letzten Mal in der Zitadelle! Das Sting ein sehr knappes Konzert gegeben hat, ja schade aber damit kann ich noch leben, da es musikalisch echt top war. Womit ich nicht leben kann ist, wie die Veranstalter diese Kulisse betreiben! Ich hätte echt große Lust mich zu beschweren, weil ich einfach maßlos enttäuscht bin! Nicht nur, dass ich viel Geld für eine Karte ausgegeben habe... aber wie kann man 1. die Sicht der Bühne so versperren (und glauben 1 Leinwand kann das wieder gut machen?)???? Und wie kann man mit Buden drum herum und nur einem Ein/Ausgang die Menschen so zusammenferchen?
    Diese Kulisse könnte toll genutzt werden aber hier haben die Verantwortlichen mMn vieles falsch gemacht. Es kam keine richtige Stimmung auf, der Sound war zudem viel zu leise und schade war auch, dass man für jeden Besuch aufs Dixiklo auch noch Geld zahlen musste (wärs n sauberes WC hätte ich damit kein Problem)! Zitadelle nie wieder!

  7. 9.

    Hallo ich fand es enttäuschend das nach knappen 70Minuten nicht einmal eine Zugabe gespielt wurde das macht doch einen Künstler aus um Emotionen mit seinen Fans zu zelebrieren.Dafür geht man doch zu Veranstaltungen sorry eine ganz schwache Leistung

  8. 8.

    ich finde den Kommentar sogar noch wohlwollend. Das Konzert war zu leise, Sting wirkte lieblos und die Zittadelle ist durch den Veranstalter Trinity eine Zumutung. Fressbusen ringsum, in der Mitte das Telt vom Mischpult, dass die Bühne verdeckt. Und das Konzert ging auch nur bemüht über eine Stunde. Für 90 Euro verstört das selbst mich ewigen Fan. Und die Zitadelle habe ich für ein Konzert das letzte Mal unter diesem Veranstalter besucht!

  9. 7.

    Ich finde die Kritik sehr hart. Es war eine Mega Show wieder einmal. Sting und seine Band sind einfach legendär. Und einfach mal alles Schlechte was momentan auf der Welt passiert für 90min vergessen zu lassen und einem großartigen Künstler seinen Werken zuzuhören, ist doch genial. Und nach zwei/drei Jahren keine Konzerte mehr zu hören, war es einfach nur eine Wohltat für Herz, Seele, Ohren und Augen .

  10. 5.

    Also ich weiß nicht, was Anne so Will, aber wenn ich auf ein Konzert / Festival gehe, erwarte ich Musik, kein Gequatsche, keine Statements - einfach "Mukke und Laune". Ja, das ist hart, aber gerecht.

  11. 4.

    Ich kann mich den Kommentaren 2 und 3 nur anschließen.....Danke

  12. 3.

    Reicht ein künstlerisch sehr gutes Konzert nicht aus?
    Warum erwartet der Autor des Artikels von Sting Statements zu Corona oder zu Problemen dieser Welt?
    Ich finde diese Erwartungshaltung befremdlich - ehrlich gesagt.

  13. 2.

    Muß eigentlich ein Musiker wie jetzt Sting bei jedem Konzert sein politisches Engagement preisgeben? Nein, finde ich und zudem hat er ja auch viele Hits anzubieten. Und warum soll er Jazz und klassisch mit einbringen. Ich finde diesen Artikel zum Konzert wird ihm keinesfalls gerecht. Eher im Gegenteil. Auch sehr typisch für Berlin.

  14. 1.

    Ich finde, dass ist eine sehr treffende Zusammenfassung des gestrigen Konzerts!

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