Neun Kategorien - Film-Nachwuchspreis "First Steps" in Berlin verliehen

Di 27.09.22 | 09:04 Uhr | Von Hans Ackermann
Die Gewinner der First Steps Awards (erste Reihe, l-r) Pipi Fröstl, Nancy Mensah-Offei, Kaiman Nagy, Valentin Stejskal, Sophie Linnenbaum, (zweite Reihe, l-r) Pasindu Goldmann, Lea Najjar, Marleen Valien und Mariam Shatberashivili freuen sich nach der Verleihung des Filmpreises First Steps Awards über ihre Auszeichnung.(Quelle:M.Skolimowska)
Video: rbb | 27.09.22 | Bild: dpa/M.Skolimowska

Im Berliner Motorwerk ist am Montagabend der deutsche Nachwuchspreis "First Steps" vergeben worden. Seit 1999 werden dabei in neun Kategorien Filme ausgezeichnet, die an deutschsprachigen Filmhochschulen entstanden sind. Von Hans Ackermann

Von Vätern und Söhnen handelt die Geschichte, die an diesem Montagabend als erste von insgesamt neun Filmproduktionen bei "First Steps" ausgezeichnet wird. Der ungarische Regisseur Kalman Nagy, Absolvent der Wiener Filmakademie, bekommt den Preis in der Kategorie Kurzfilm.

In 22 Minuten schildert "Das andere Ende der Straße", wie sich in einem ungarischen Dort aus einem Streit zwischen zwei Jungen eine "wahrhaft dreidimensionale Inszenierung“ entwickelt, in der "die Gefühle jeder einzelnen Figur" freigelegt werden - wie es in der Begründung der Jury heißt.

Mit der ganzen Familie gedreht

In seiner sympathischen Dankesrede erzählt der Regisseur, dass bei diesem Film auch sein Vater und sein Bruder als Komparsen mitgespielt hätten. "Und meine Mutter hat das Catering gemacht, beim gesamten Dreh, neun Tage lang, für 30 Leute."

Die mehr als 600 Gäste hören dieser und auch den weiteren Dankesreden und Laudationes geduldig und interessiert zu. Man sitzt - wie im Kino - im lang gestreckten Saal des Berliner Motorwerks in Reihen hintereinander und schaut sich - wie im Kino - immer wieder kurze Filmausschnitte aus den insgesamt 27 nominierten Produktionen an.

Preise nach Babelsberg und Berlin

Darunter auch "The Ordinaries", ein Film, für den Sophie Linnenbaum in der Kategorie "Abendfüllender Spielfilm" den Hauptpreis der "First Steps" bekommt, dotiert mit immerhin 20.000 Euro. Sophie Linnenbaum studiert im Masterstudiengang Regie an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Potsdam.

An der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin ist die in Tiflis geborene Mariam Shatberashvili eingeschrieben. Sie bekommt den "No Fear Award" für einen Film, der unter schwierigen Bedingungen in Georgien gedreht wurde: "Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?". Dieser Film wurde auch schon auf der Berlinale gezeigt und ist als Koproduktion mit dem rbb entstanden. Sie habe "von Anfang an gewußt, dass das ein toller Film wird", sagt die in Berlin lebende Produzentin.

Unverwüstlicher Optimismus als Voraussetzung

Unverwüstlichen Optimismus brauchen im Filmgeschäft auch jene Autorinnen und Autoren, die an diesem Abend in der Kategorie "Drehbuch" nominiert sind. Pipi Fröstl, die an der Filmakademie Wien studiert, bekommt den Preis für "(W)Hole". Ein knapp 100 Seiten starkes Drehbuch, das vom "Loch im eigenen, nach außen erfüllt wirkenden Sein" handelt und "trotz aller Sinnsucherei im Alltag nicht zu füllen" ist, wie es in der Jury-Begründung heißt.

Diese preisgekrönte Geschichte der "geschwisterlichen Wiedervereinigung" von Paul und Lisa "geht nahe, tut weh und lässt einen bis zum Ende nicht los, eine beeindruckend stimmige erzählerische Leistung", schreibt die Jury. Als Zuschauer hofft man, die Geschichte dann irgendwann auch auf der Leinwand zu sehen.

Engagierter Moderator

Doch schon vor der Drehbuch-Preisverleihung hatte Hassan Akkouch in einer seiner engagierten Moderationen das Leid aller Autorinnen und Autoren beim Film zusammengefaßt: "Das Drehbuch ist die Grundlage für jeden Film, ohne Drehbuch kein Film." Diese Tatsache verdiene Respekt, so der deutsch-libanesische Schauspieler und Tänzer. "Aber DrehbuchautorInnen werden in Deutschland unterirdisch schlecht behandelt und darüber muss mal geredet werden."

Im preisgekrönten Dokumentarfilm flattern dann noch weiße Friedenstauben über die Dächer von Beirut, in der Kategorie "Werbefilm" beschäftigt sich ein entzückend animiertes Pony mit "Hafermilch" und ganz am Schluss wird noch die beste Kameraführung prämiert. Die sei im Film "The Kids turned out fine" "locker und lässig", heißt es in der Jury-Begründung heißt. Damit biete der in Köln ausgebildete Kameramann Pasindu Goldmann "einen authentischen Einblick in die Selbstwahrnehmung der Generation Y" und fange optisch überzeugend das Lebensgefühl der jungen Generation ein - auch diesen Film will man möglichst bald in voller Länge sehen.

Die "First Steps"-Preisverleihung aus dem Berliner Motorwerk steht nun für ein Jahr, bis zum 25. September 2023 in der ARD-Mediathek.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.9.2022, 6 Uhr

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