Bei Razzia entdeckte Bronzewerke - Nazi-Skulpturen "Schreitende Pferde" sind zurück in Berlin

Fr 14.10.22 | 08:37 Uhr
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Archivbild:Die Kunstwerke "Schreitende Pferde" des Bildhauers Josef Thorak werden am 21.05.2015 in einem Gewerbegebiet in Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz) mit einem Tieflader abtransportiert.(Quelle:dpa/U.Anspach)
Audio: rbb24 Inforadio | 14.10.2022 | Christina Padberg | Bild: dpa/U.Anspach

Zwei als Nazi-Propaganda verwendete Skulpturen aus Adolf Hitlers Neuer Reichskanzlei sind zurück in Berlin.

Die überlebensgroßen Arbeiten "Schreitende Pferde" des Bildhauers Josef Thorak (1889-1952) wurden am Freitag im Museum der Zitadelle im Stadtteil Spandau angeliefert und sollen dort aufgestellt werden. Thorak gehörte neben Arno Breker (1900-1991) zu den wichtigsten NS-Künstlern.

Eine Skulptur wird dort Teil der Ausstellung "Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler". Darin zeigen Objekte aus dem Zeitraum von 1849 bis 1986, wie die jeweilige Staatsmacht das Berliner Stadtbild prägen wollte. Das zweite Pferd soll in die Bastion Königin kommen für ein Schaudepot mit weiteren streitbaren Objekten der Erinnerungskultur.

Mit der Ausstellung will das Museum ein "Zentrum für wissenschaftliche und museumspädagogische Auseinandersetzung" mit als "toxisch" bezeichneten Denkmälern entwickeln. Der Bund hatte entschieden, die Thorak-Pferde in das kulturpolitische Bildungsprogramm aufzunehmen.

Skulpturen bei Razzia in Rheinland-Pfalz entdeckt

Die Bronzearbeiten waren 2015 bei einer Razzia wegen des Verdachts der Hehlerei an rechtswidrig erlangtem Bundesvermögen in Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz entdeckt worden. Der Bund hatte die Herausgabe der Pferde und weiterer Skulpturen verlangt, weil sie durch den Einigungsvertrag ihr Eigentum geworden seien.

Ein Unternehmer erklärte, er habe die Werke rechtmäßig gekauft. Nach einem Vergleich gab der Mann die Bronzepferde heraus, die anderen Skulpturen blieben bei ihm.

Zum Duo gibt es noch eine weitere Skulptur. Das dritte Pferd steht auf dem Gelände eines Gymnasiums in Ising am Chiemsee in Bayern. Mit der Arbeit soll die Familie Thorak in den 1960er Jahren Internatsgebühren für den Sohn bezahlt haben.

Sendung: rbb24, 14.10.2022, 17:00 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Schade, dass die ästhetisch geformten Pferdekörper ein Dasein einer Ausstellung fristen müssen, satt sie in aller Öffentlichkeit auszustellen.
    Man kann ja Schilder drumherum aufstellen, um auf die Verwerflichkeit ihres Daseins, ihre zeitliche Nähe zum Dritten Reich und auf den willigen Künstler aufmerksam machen.
    Aber mit Kunst und dem Umgang damit, hat man ja in Deutschland Erfahrung.
    Aber, vielleicht ist es auch gut so, sonst fänden sich wieder „Aktivisten“, die glauben, mit Zerstörung und Verunstaltung die deutsche Geschichte kitten zu können.

  2. 5.

    Ja, Sie können daraus Kirchenglocken gießen oder Kanonenrohre, ganz nach Ihren Prioritäten. Guten Abend.

  3. 4.

    Gesund sehen die Zossen nicht aus. Kann man die Bronze nicht sinnvoll verwenden?

  4. 3.

    Toxisch
    Das passt in gewisser Weise auch auf die Zitadelle, wann wird eigentlich die Rolle des Ortes in der NS-Zeit - als dort die 'Heeresgasversuchsanstalt' Tierversuche und Forschung mit Giftgasen und Kampfstoffen durchführen lies - aufgearbeitet und Thema einer Ausstellung?
    Reste der Anlagen wurden bereits in den späten siebziger Jahren still und ruhig komplett entfernt, heute wäre das nicht mehr so einfach.

  5. 2.

    Die Interpreten sind weit furchbarer als die Pferde.

  6. 1.

    Für mich liegt die fürchterliche Aussagekraft der zwei schreitenden Pferde im exakt gleichen Gestus: Pferde wie i. S. einer per menschlichen Zurichtung entworfenen Maschinerie. Dazu wäre es aufschlussreich und sinnvoll, beide Pferde sichtbar nebeneinander zu stellen und sie nicht in verschiedenen Räumen auszustellen, soweit nicht auch das dritte Pferd in Besitz gebracht werden kann.

    Im Kontext der Welthauptstadt-Germania-Pläne, innerhalb derer der einzelne Mensch in seiner Invidualität nur ein verlorenes "Etwas" sein sollte, der Vorplatz zur Großen Halle eine halbe Million dieser Einzel-Nichtigen fassen sollte, wird`s dann klar, wohin die Reise begann und schließlich weitergehen sollte: Menschen als Teil eines makellosen, kraftstrotzenden, gegenüber jeglicher Krankheit abwehrbereiten Volkskörpers.

    Es gibt immer noch (oder schon wieder)schlichte Gemüter, die selbst in der Demokratie solchen verqueren Ideen anhängen. Die Unbewussten dabei wären allererste Zielgruppe.

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