Preis für "absurdes Gendermarketing" - "Goldener Zaunpfahl" für "Reitermädchen"-Klischees

Di 22.11.22 | 07:56 Uhr | Von Hans Ackermann
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Der Goldene Zaunpfahl 2022 wurde am 21.11.2022 in der DISTEL Berlin verliehen. (Quelle: ©klische*esc e.V./Alexander Schank)
Audio: rbb24 Inforadio | 22.11.2022 | Hans Ackermann | Bild: ©klische*esc e.V./Alexander Schank

Im Berliner Kabarett-Theater Distel wurde am Montag Abend der "Goldene Zaunpfahl 2022" verliehen. Ein Preis für "absurdes Gendermarketing", das oft in Werbekampagnen anzutreffen ist. Von Hans Ackermann

In einer öffentlichen Preisverleihung wurde am Montag Abend im Berliner Kabarett-Theater "Distel" der "Goldene Zaunpfahl 2022 - Preis für absurdes Gendermarketing" verliehen. Eine kritische Auszeichnung für Werbekampagnen, die ihrer Botschaft stereotype Geschlechterrollen zugrundelegen.

"Schmähdatio" zum Auftakt

Ausführlich stellt der Comedian Florian Hacke in seiner "Schmähdatio" die "Unrühmlichen Sieben" vor. Jene sieben Werbekampagnen, die es in die letzte Runde geschafft haben und vom gemeinnützigen Bonner Verein "Klische.esc e.V." aus gut 200 Einsendungen für den Negativpreis nominiert wurden. Darunter ein Papiertaschentuch-Hersteller, den jeder kennt, wenn Florian Hacke die nominierte Kampagne beschreibt: "Nr. 1, Tempo. Waschmaschinenfeste Taschentücher für Muttis Reise ins All". Als Pointe erinnert Hacke das Publikum an einen denkwürdigen Auftritt des Geigers André Rieu in einer Talkshow. Dort hatte er - wohl in lustiger Absicht - eine gerade von einer Weltraummission zurückgekehrte Astronautin gefragt: "Und wer putzt jetzt da oben?"

Waschmaschinen im Weltall

Die nominierte Plakatkampagne zeigt eine Astronautin im Weltall, mit einer Waschmaschine im Hintergrund, auf dem Mond! Als wenn die Frau im All nichts anderes zu tun hätte, als dort stupide Hausarbeit zu erledigen.

Für die Jury des Preises, der seit 2017 alljährlich vergeben wird, hat man mit Insa Thiele-Eich eine "echte" Astronautin gewinnen können. Die Meteorologin hat gerade ihre Ausbildung absolviert und erzählt dem Publikum von ihren Erfahrungen: "Ich habe "Tempo" angeschrieben und gefragt, muss das eigentlich sein. Und die haben mir geschrieben, sie hätten ja auch einen männlichen Astronauten gezeigt, der Wäsche gewaschen hat. Man müsse das im Kontext sehen."

Sterbeversicherung für Mutti

Man müsse das im Kontext sehen - solche fadenscheinigen Ausreden der Werbeindustrie greift Comedian Florian Hacke immer wieder auf, wenn er die anderen Nominierten porträtiert. Darunter auch eine Agentur, die eine spezielle Sterbeversicherung für Mütter anbietet - ein Beispiel für besonders makabres Gendermarketing: "Für nur ein paar Euro vom Haushaltsgeld kann Mutti jetzt über den Tod hinaus ihren Liebsten garantieren: kümmert euch nicht um mich. Ich habe euch das Leben geschenkt, jetzt sorge ich auch für mein eigenes Begräbnis."

Mütter, Frauen und Mädchen sind ein beliebtes Ziel beim Gendermarketing. Dessen Auswüchse an diesem Abend aber nicht nur humorvoll und satirisch betrachtet werden. Sondern im Kurzvortrag des Jury-Mitglieds Boris von Heesen - Autor des Buches "Was Männer kosten" - auch in ernsten Zusammenhängen: wenn Gendermarketing zu toxischer Männlichkeit führt. "Wenn Männer zu einer Geschenkbox aus Holz ein Brecheisen dazubekommen, dann hat das einen Einfluss auf unsere Wahrnehmung von Männlichkeit und Weiblichkeit", sagt von Heesen. "Das prägt unsere Sicht auf die Welt und manipuliert unser Verhalten."

Kinder und Jugendliche als Zielgruppe

Besondern gern manipuliert die Werbeindustrie mit ihren ausgeklügelten Gendermarketing-Strategien Kinder und Jugendliche. Was in Spanien - wie man an diesem rundherum informativen Abend erfährt - demnächst per Gesetz verboten sein wird.

Am Ende wird dann natürlich auch verkündet, wer den Negativ-Preis und damit den deutlichsten Wink mit einem "Goldenen Zaunpfahl" bekommt: die Spiele-App "Bibi & Tina - Reiterferien" gewinnt in diesem Jahr. Die 16 Jahre alte Schülerin Josie, ebenfalls Mitglied in der Jury, hält mit zwei Mitschülerinnen die Laudatio und kann nicht verstehen, warum man beim Stuttgarter Hersteller immer noch stereotype "Reitermädchen"-Klischees pflegt: "Ich bin mit "Bibi & Tina" aufgewachsen, ich mochte Bibis Selbstbewusstsein. Aber anstatt damit für Gerechtigkeit zu werben, bedient sich der Hersteller des Spiels nur einfacher Klischees".

Klischeehafte "Reitermädchen" und kein einziger Junge im Spiel - Comedian Florian Hacke hat auch dafür eine Erklärung: "Reiten ist Mädchenkram und Jungs, die spielen so einen Quatsch sowieso nicht."

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.11.2022, 6:55 Uhr

Beitrag von Hans Ackermann

14 Kommentare

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  1. 14.

    Spanien jetzt auch? Das freut mich. Werbung für die Zielgruppe Kinder, die die manipulativen Methoden nicht mal ansatzweise verstehen und durchschauen können, ist in meinen Augen obszön und gehört auch in der EU in jeder Form verboten. Vorreiter ist Quebec, wo McDonalds schon Ärger wegen der sogenannten Happy Meals bekam, bei denen Essensmüll zusammen mit Plastikmüll für Kinder verkauft wird, ein ganz mieser psychologischer Trick, um Kinder früh an Junkfood zu gewöhnen. Generell ist in Quebec Marketing an unter 13jährige verboten. Anstatt sich nur über Gender aufzuregen, sollte das Problem als Ganzes angegangen werden, das ist ebenso wichtig zum Schutz aller Kinder. Aber das wird mit der EU nicht zu machen sein.

  2. 13.

    Man kanns auch übertreiben. Ich warte noch auf das erst Märchen, das gendergerecht umgeschrieben wird.
    ... und wenn sie nicht gestorben sind, lieben die prinzenden sich noch heute.
    Hör' mir doch einer auf.

  3. 12.

    Nun, ihr Kommentar zeigt, dass Sie Bibi&Tina nicht kennen. In den Zeichentrickfilmen hat ein REITENDER Junge eine Hauptrolle. Dessen alleinerziehender Vater ebebfalls reitet und sogar Pferdehalter ist. Weitere Jubgen in Nebenrollen reiten! in den Kinoverfilmungen gibt es sogar mehrere männliche Hauptrollen.
    Ihr Kommentar beweist nur, dass Sie bei einem Thema mitreden und meckern wollen, von dem Sie keine Ahnung haben.

  4. 11.

    Sie verunsachlichen und nutzen Ihre Agitation stattdessen für die Rechtfertigung des Absrepchens jeglicher kritischer Haltung gegenüber Stereotypen. Bei diesem Artikel und der Negativ-Preisverleihung ging es um mehr Sensibiliserung für sexistische Klischees, die nicht zuletzt oft auf die Zielgruppe von Kindern und Jugendlichen bzw. deren unsicherer Eltern treffen. Völlig zurecht unterstreicht der Preis die Absurdität von Geschlechterrollen, etwas, das die Preisträger*innen verbreiten.

  5. 10.

    Eine ganz ganz wichtige Preisverleihung!!!
    Zeigt mir aber auch, dass man seine Kinder, hier als Zielgruppe benannt, begleitend aufklären sollte, dass zum Thema Gender vieles auch Quatsch ist.

  6. 9.

    Zitat: "...auch angesichts der Übermacht der Mädchen." - Ja, GANZ genau darum geht es doch: Macht- und Geschlechterrollen zu bekämpfen, wegen denen Menschen nicht so sein können wie sie eigentlich wollen. Warum wollen Sie diese Klischees erhalten? Wem tun die gut? Den Kindern und Jugendlichen jedenfalls nicht.

  7. 8.

    Ein gendergerechter Ponyhof, was für ein peinlicher Unsinn! Schon mal auf einem Ponyhof gewesen? Da wollen die Mädchen keine Jungs sehen. Es wird immer wieder um mehr Jungs im Reitsport geworben, die haben aber so gar keine Lust darauf, auch angesichts der Übermacht der Mädchen.

  8. 7.

    Aber eine Gesellschaft, die bei mittlerweile fast JEDER Gelegenheit sprachlich die Existenz der binären Geschlechter massiv unterstreicht, liebe Leserinnen und Leser, liebe Journalistinnen und Journalisten - sollte mit geschlechtsspezifischer Reklame doch eigentlich zufrieden sein ??! - Die derzeit omnipräsente geschlechtsdifferenzierte Anrede wird m.E. jedenfalls nicht fördern, dass auch eher männliche Kinder und Jugendliche problemlos auf einem Pferdehof Urlaub machen können. Sondern diesbezüglich vielleicht gar nichts bewirken - oder schlimmstenfalls stereotypes, binäres Geschlechterdenken sogar unterstützen, gegen das auch der Goldene Zaunpfahl völlig zu recht ankämpft.

  9. 6.

    Das Leben ist kein Ponyhof. Dort findet man nur Mädchen, aber keine CIS-Männer. Noch peinlicher ist Werbung, die das politisch korrekte Klischees bedient.

  10. 5.

    Dass es diesen Preis gibt, ist gut. Ich stolpere immer mal wieder über selten blöde Werbung und oft ist sie auch ziemlich sexistisch. Sowas vergesse ich allerdings schnell wieder, weil Werbung bei mir meist den Reflex auslöst "nicht kaufen".

  11. 4.

    Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur...

    Und dazu ein Gläschen Wein, angezapft und originalverkorkst!

  12. 3.

    "warum man beim Stuttgarter Hersteller immer noch stereotype "Reitermädchen"-Klischees pflegt: "Ich bin mit "Bibi & Tina" aufgewachsen..."
    Weil diese Kindergeschichten Bibi & Tina heißen und es ausschließlich um Mädchen geht! Und nicht Bibi & Timo und dass Mächen auch mit Jungs rummachen und so. Und eigentlich müssten die beiden Jugendlichen ihren Eltern diese Knöllchen verleihen. Die haben ihnen als Kinder diese Sorys vorgesetzt. Nur weil es in diesen Geschichten ausschließlich um Mädchen geht, sind die per se ja noch nicht verwerflich.
    Frau / Mann kann manchmal auch die Genderei künstlich aufbauschen, wo es rational betrachtet keine Gründe gibt.

  13. 2.

    Preisverdächtig sind da eher Werbeproduktionen, in denen krampfhaft PoC untergebracht werden, gern als Eheleute mit unterschiedlicher Hautfarbe, deren Kinder dann aber trotzdem strahlend weiß sind. Hat mit der Realität nicht das Geringste zu tun. Aber die (Krampf-)Quote muss halt stimmen.

  14. 1.

    Da kann man sich heutzutage nur noch an den Kopp greifen,,,??

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