Sonderausstellung im Neuen Museum - Alte und neue Kunst aus dem legendären schwarzen Kupfer

Do 06.04.23 | 17:16 Uhr | Von Maria Ossowski
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Unterteil eines Gegengewichts (Menit), um 880 v.Chr., (Quelle: Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Sandra Steiß)
Audio: rbb24 Inforadio | 06.04.2023 | Maria Ossowski | Bild: Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Sandra Steiß

Die Herstellungsgeheimnisse der "korinthischen Bronze" galt lange Zeit als verloren. Ein Goldschmied aus Nürnberg wagte sich daran, es neu herzustellen. Im Neuen Museum Berlin werden nun moderne und altägyptische Objekte aus diesem Material gezeigt. Von Maria Ossowski

Schwarzes Kupfer - dieses edle Material ist so geheimnisvoll, dass sich Legenden darum ranken. Corinthium Aes ist die lateinische Bezeichnung - korinthisches Erz der historische, wenn auch nicht ganz passende Name. Dieses Material wurde weder in Korinth erfunden, noch hat es etwas mit Erz zu tun. Olivia Zorn, die stellvertretende Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin, zitiert Legenden, nach denen es bei der Zerstörung der Stadt Corinth im Jahr 146 vor Christus entstanden sein soll. Demnach wären dabei die Materialien Kupfer, Zinn, Silber und Gold zusammengeschmolzen, und das hätte Corinthium Aes ergeben: "Aber Quellen nennen auch ältere Belege von Corinthium Aes. Aber: Es wurde eben in Korinth von den dortigen sehr weit fortgeschrittenen Handwerkern hergestellt."

Die Spuren reichen nach Mesopotamien

Die Spuren von Corinthium Aes, zu dem jetzt das Neue Museum in Berlin die Ausstellung "Das Geheimnis des schwarzen Kupfers" [smb.museum] zeigt, reichen zurück bis nach Mesopotamien. Im Ägypten des zweiten Jahrtausends vor Christus nutzten die Menschen es für ihre Kulte. Sie trugen schwere Halsketten, die auf dem Rücken reichverzierte Gegengewichte hatten - sogenannte Menite - aus diesem besonderen schwarzen Kupfer. Die Ketten nahmen sie im Tempel ab und ließen sie dann rasselnd um die Menite kreisen.

Dabei entstand "ein musikalisches Geräusch", berichtet die Ägyptologin Rebecca Papst: "Es sollte dazu dienen, die Götter zu besänftigen. Menite sind oft Beleg für Tempelkulte für die Töchter des Re oder des Ras, die eine sehr gütige Seite hatten, aber auch eine sehr rachsüchtige Seite. Und sie mussten dann entsprechend dem Tempelkult besänftigt werden."

Antike Philosophen wie Herodot, Plinius oder Plutarch berichteten begeistert von der Schönheit des Metalls, das kostbarer als Silber und fast wertvoller als Gold war. Die charakteristische schwarze Patina kann sich durch Hautschweiß neu bilden, wenn sie beschädigt oder zerkratzt wird.

Olivia Zorn verweist auf die Besonderheit, dass diese Legierung ihre Farbe behält oder wiedererlangt durch Berühung: "Dieses Tiefschwarze, diese schöne Patina, kennt man auch bei Bronzen. Dort aber geht es verloren durch häufiges Handhaben: Durch Oxidation verliert Bronze seine Farbe." Corinthium Aes dagegen sei eine Legierung, die seine Farbe regeneriere und darum also immer tiefschwarz bleibe.

Statuette des schakalköpfigen Gottes Anubis, 1070 – 525 v.Chr. (Quelle: Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Sandra Steiß)

Zusammensetzung der Legierung ermittelt

Über viele Jahrhunderte wussten Goldschmiede in Korea oder Japan zwar, diese Legierung herzustellen, aber in unserem Kulturraum hat erst der Nürnberger Goldschmied und Künstler Matthias Leer während eines zweijährigen Forschungsprojektes die Zusammensetzung und das Verfahren rekonstruiert: "Da geht es um ein Prozent Gold, ein Prozent Silber, zwei Prozent Zinn und der Rest ist nur Kupfer." Diese Zutaten würden in einem Tiegel verschmolzen, so Leer. "Der Tiegel muss die Temperatur des Kupfers und des Goldes aushalten, und die höchste Temperatur dieser Zutaten liegt bei 1.083 Grad - all das über den Zeitraum des Gießens. Das heißt, er muss bis 1.500 Grad temperaturbeständig sein."

Leer hat Schalen und Ringe, aber auch Tiere wie Salamander und ein Krokodil gefertigt und mit Gold oder Silber tauschiert, also vereinfacht gesagt wurden die Verzierungen eingeschlagen. Seine bezaubernden Kunstwerke, wie zum Beispiel ein rudernder Mann oder ein Junge, der sich gegen eine Wand lehnt, treten in den Dialog mit den Jahrtausende alten Kultgegenständen aus Ägypten.

Die Kabinettausstellung "Das Geheimnis des schwarzen Kupfers" im Untergeschoss des Ägyptischen Museums eröffnet eine eigene welthöchste Handwerkskunst. Sie ist unbedingt ein Besuch wert.

Sendung: rbb Kultur, 06.04.2023, 16.42 Uhr

Beitrag von Maria Ossowski

1 Kommentar

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  1. 1.

    Toller Artikel. Bin ja schon als Kind an Archäologie interessiert gewesen . Davon hab ich noch nie gehört. Dafür zahle ich doch mal gerne meine Gebühren.

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