Interview | Autorin Katja Hoyer - "Es wird wenig darüber gesprochen, wie die DDR in die deutsche Geschichte passt"

So 07.05.23 | 09:07 Uhr
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Archivbild: Die beiden Hostessen Solveig (sitzend, l) und Renate (sitzend, r) helfen am 23.07.1982 am Alexanderplatz in Ostberlin den zahlreichen Touristen mit allen Fragen die diese bei ihrem Besuch in die DDR-Hauptstadt haben. (Quelle: dpa/Chris Hoffmann
Bild: dpa/Chris Hoffmann

Es ist erstaunlich, dass ein Buch, das eine neue Geschichte der DDR erzählen will, gerade in Großbritannien für viel Aufmerksamkeit sorgt. Katja Hoyer, Autorin von "Diesseits der Mauer", lebt in London und gilt dort als Deutschland- und nun auch als DDR-Erklärerin.

rbb: Frau Hoyer, was war das Motiv das Buch "Diesseits der Mauer: Eine neue Geschichte der DDR" zu schreiben?

Katja Hoyer: Eine Ideengeschichte der DDR zu schreiben, geht mir schon eine ganze Weile durch den Kopf. Sehr oft beschäftigt man sich mit Einzelaspekten der DDR, mit so zentralen Momenten wie 1953 oder 1989 oder mit der Stasi oder mit der Mauer. Aber es wird relativ wenig darüber gesprochen, wie die DDR insgesamt in die deutsche Geschichte passt. Die Frage, wie sie dort einzuordnen ist, lag mir persönlich am Herzen, weil ich ja selber in dieser Umbruchszeit im Osten aufgewachsen und dann später Historikerin geworden bin.

Sie schreiben in Ihrem Vorwort, dass die Geschichte der DDR vor allem vom Westen geschrieben wurde, woran machen Sie das fest?

Daran, dass man die DDR gerne so als Gegenfolie zum Westen positioniert hat. Es wird oft darüber gesprochen, wie die Gesellschaft im Westen, sagen wir mal zum Beispiel in den 70er-Jahren war, und dann wird der Osten irgendwie drangehängt, oder die DDR wird als Gegenfolie benutzt - gegen die Freiheit, die es im Westen gab, gab es die Diktatur im Osten. In diesen Darstellungen fehlen mir die Erfahrungen, die die breite Masse der Bevölkerung gemacht hat, die sich irgendwo zwischen den beiden Polen des Mitläufertums und der Opposition befand und ihr Leben gelebt hat.

Zur Person

Autorin des Buchs "Diesseits der Mauer: Eine neue Geschichte der DDR" Katja Hoyer bei einem Interview in London. (Quelle: rbb)
rbb

Autorin von "Diesseits der Mauer" - Katja Hoyer

Hoyer wurde 1985 in Guben geboren, als Tochter einer Lehrerin und eines NVA-Offiziers. Nach ihrem Geschichtsstudium in Jena zog sie nach England. Neben ihrer Forschungsarbeit am King's College London und als Fellow der Royal Historian Society arbeitet Hoyer als freie Autorin für Medien wie die BBC und den Telegraph. Ihr aktuelles Sachbuch "Diesseits der Mauer - Eine neue Geschichte der DDR" ist bei Hoffmann und Campe erschienen.

Es gibt viele Bücher über die DDR, was ist das Neue an Ihrer Geschichte?

Ich denke neu ist der Gesamtüberblick, dass ich zum Beispiel weit vorher, noch vor der Gründung der DDR anfange, um auch die Genese der DDR zu erzählen. Wo kamen beispielsweise die Leute her, die die DDR aufgebaut haben? Ich habe versucht, mich mit Menschen zu unterhalten, die aus allen Bereichen des Lebens kamen, nicht nur mit denen, die versucht haben, die DDR zu verlassen oder, die zum Opfer der Diktatur geworden sind.

Sie haben einen ostdeutschen Hintergrund, sind 1985 in Guben geboren, haben aber keine bewusste Erinnerung an die DDR. Schreibt sich Geschichte besser mit Abstand?

Ich hoffe, dass mir mein eigener Abstand hilft, weil ich den Kalten Krieg und die ganzen Feindbilder, die damit entstanden und auch bewusst aufgebaut worden sind, nicht erlebt habe. Meine Generation schaut eher mit einem akademischen und distanzierteren Blick auf die DDR, würde ich sagen. Aber auf der anderen Seite hilft mir der ostdeutsche Hintergrund auch, weil ich Sachen, die nachgewirkt haben, bis in die 90er und frühen 2000er hinein, mitbekommen habe.

Wie war Ihr Weg zur Historikerin? Und aus was für einer Familie kommen Sie?

Ich bin in der Wilhelm-Pieck-Stadt Guben geboren. Dort gab es eine NVA-Militärsiedlung. Kurz nach meiner Geburt, hat meine Mutter weiter in Dresden studiert. Da war ich dabei. Sie ist Lehrerin. Und dann ist meine Familie nach Strausberg gegangen, weil mein Vater als Offizier in der in der Nationalen Volksarmee dorthin versetzt worden ist.

Es gibt einen Satz in Ihrem Buch, der mich beschäftigt hat, es gab Unterdrückung und Brutalität, aber auch Chancen und Zugehörigkeit, kann man das so einfach addieren?

Ich habe ein Problem damit, dass man immer versucht, diese verschiedenen Perspektiven auf die DDR gegeneinander auszubalancieren. Also immer zu sagen, man kann keine schöne Zeit in der Schule gehabt haben, weil auf der anderen Seite Leute an der Mauer erschossen worden sind. Diese Geschichten gibt es beide. Das sind Kontraste, die wir aushalten müssen, die man nicht versuchen kann, auf einen Kompromiss oder auf eine Geschichte der DDR herunterzubrechen. Sondern es gibt eben Millionen von Geschichten und Lebensgeschichten innerhalb der DDR, die alle existiert haben.

Ich habe ein Problem damit, dass man immer versucht, diese verschiedenen Perspektiven auf die DDR gegeneinander auszubalancieren.

Kathrin Hoyer

Stecken wir in Deutschland noch zu sehr in den Schützengräben fest, wenn wir immer von Diktatur und Zwang sprechen?

Zum Teil ja. Ich denke, dass man die DDR oft mit der heutigen Gesellschaft vergleicht und die westdeutsche Gesellschaft und den Staat als Kontinuität versteht. Im Westen Deutschlands gibt es aber diesen Bruch 1990 nicht so sehr wie im Osten.

Ist Diktatur ein tauglicher Begriff zum Beschreiben der DDR?

Er ist zur Beschreibung des Systems absolut richtig, da führt kein Weg dran vorbei, und ich will da auch nicht daran vorbei. Aber den ganzen Staat, das ganze Land immer wieder darauf zu verkürzen, finde ich zu einfach. Nicht nur im privaten Bereich, sondern auch innerhalb der Betriebe, der Schulen und so weiter haben sich Mikrokosmen entwickelt, in denen die Leute ein Mitspracherecht und auch das Gefühl hatten, sie haben Kontrolle zum Beispiel darüber, wie das Arbeitsklima innerhalb des Betriebs oder der Fabrik war.

Wir sitzen hier über den Dächern von London, staunen Sie da manchmal über das Interesse hier an Ihrem Buch?

Zum einen Teil ja, aber zum anderen bin ich immer wieder erstaunt, wie viele Historiker über die DDR in Großbritannien forschen. Und die sagen, sie finden, dass das hier unpolitischer und zum Teil auch befreiter möglich ist, weil dieser Kontext nicht da ist, sondern weil man sich mit etwas beschäftigt, was relativ abstrakt und weit weg ist, wenn man in London sitzt. Wenn man in der englischen Sprache redet, dann ist das alles auch nicht so mit Meinungen und Deutungsmustern besetzt, wie das in Deutschland der Fall ist, wo man sich seit 30 Jahren darüber unterhält.

Sind Sie jetzt durch mit der DDR?

Ich glaube, wir sind noch lange nicht durch, mit der DDR und ich persönlich auch nicht. Da besteht noch sehr, sehr viel Redebedarf. Ich würde nie das Buch, das ich jetzt geschrieben habe, als definitiv das letzte, was zur DDR gesagt worden ist ansehen, sondern ich hoffe, es stößt öffentlich den Dialog an, über die DDR anders zu reden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Tim Evers für "titel, thesen, temperamente".

Sendung: titel, thesen, temperamente (rbb), Das Erste, 07.05.23, 23:05 Uhr

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72 Kommentare

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  1. 72.

    Habe nie etwas anderes behauptet! ... über die "Unzulänglichkeiten" der DDR

  2. 71.

    Ich war 1990 auf Besuch in Duisburg. Sind dann mit meiner Tante durch die Slums dieser Stadt geführt worden, ich sah zum erstenmal bettelnde Obdachlose, zerfallene Häuser mit Fenstern aus den Leute herrausschauten deren Probleme du nicht haben möchtest.
    Dort vegetierten die Ärmsten der Armen...solche Erinnerungen bekommst du nicht aus dem Kopf.
    Und dann kamen die Entwickler aus dem Westen und wollten uns was erzählen....Filme wie "Sonnenallee, Goodbye
    Lenin" reinstes Propagandamaterial..



  3. 70.

    Habe nie etwas anderes behauptet!

    Und noch vielen Dank für die ganzen Pakete ... wie viele konnten Sie denn so steuerlich absetzen?

  4. 69.

    Und das reicht eben nicht, denn sie haben nicht in Ostdeutschland gelebt.
    Das ist ein riesen Unterschied und leider auch ein deutscher Umgang mit anderen Ländern.

  5. 68.

    Ich mußte sehr oft dienstlich nach Ost Berlin ,Dresden, Leipzig. Görlitz. Ich habe viele Leute kennengelernt und hatten auch Verwandtschaft, erzählen sie mir bitte nicht ich würde von der DDR nichts wissen. Es war einfach grau in grau, hat überall gestunken und überall Mangel Wirtschaft, Häuser im desolaten Zustand, Industrie ganz zu weigen. Und ich weiß noch wieviele Ost Pakete wir geschickt haben! Die Leute vergessen sehr schnell. Die DDR war kein Schlaraffenland auf keinen Fall. Punkt


  6. 67.

    "... das sich die sog. gelernten DDR-Bürger alleine ein Urteil zubilligen. ..."
    Na, wer denn sonst?
    In dem Buch geht es doch wohl um "Millionen von Geschichten und Lebensgeschichten innerhalb der DDR"?
    Und was heißt "sog. gelernten"?

    Ich würde mir auch nicht anmaßen über Ihr "Leben" vor 50 Jahren zu urteilen, weil ich es nur aus Erzählungen bzw. Fernsehen kenne!

  7. 66.

    Was allerdings auch nicht geht ist, das sich die sog. gelernten DDR-Bürger alleine ein Urteil zubilligen.
    Wir West-Berliner haben über Jahrzehnte viel zu viel Kontakt, notgedrungen, mit den "Organen" der DDR gehabt, haben unsere Erfahrungen und die sind eben auch Teil der Wirklichkeit.

  8. 65.

    Es ist ja ein Problem,daß Westberliner und Bundesbürger noch immer besser über die DDR bescheid zu wissen meinen,als die die dort gelebt haben.Ofenheizung und Clo im Treppenhaus gab es auch im Westen,verkommen Häuser ebenso.Und es gab auch Leute,die sich mit der DDR identifizierten,sonst hätte es keine NVA oder Polizisten gegeben.Und nachträglich betrachtet wäre es gar nicht so schlecht gewesen einige Erungenschaften außer den Kadern der CDU (Ost) zu übernehmen statt alles abzuqualifizieren.

  9. 64.

    "Eine Frau die mit solchen Eltern im Hintergrund, aufgewachsen ist, was soll da rauskommen, eigene Erfahrung, Fehlanzeige...."
    Ist schon ganz schön anmaßend!
    Wer sind Sie denn sich ein solches Urteil zu erlauben?

  10. 63.

    Sorry, wenn ich Ihnen jetzt zu Nahe trete ,,,
    aber Sie wollen ernsthaft - als Westberliner - über das Leben in der DDR berichten?
    Mit "Transit Autobahn, Grenzkontrollen, Schikanen, bis zu 6 Std Wartezeit, 13.August 1961 Mauerbau, sehr schlechte Luft"?
    Passt ja - wie die Faust aufs Auge - zum Thema des Buches ;-(

  11. 62.

    Wenn sie irgendetwas substantielles zu der Geschichte Ostdeutschlands wissen wollen, müssen sie auch und insbesondere mit denen reden, die das System repräsentiert haben.

  12. 61.

    Und wieder falsch, weil die Tochter die Vorwendezeit überhaupt nicht bewusst erlebt hat und wie wir lesen können in GB lebt. Sie hat das System in seinen Auswüchsen überhaupt nicht selbst erlebt, ist aber aufgrund ihrer Herkunft auch nicht voreingenommen. Offenbar wird das Buch ja mit Interesse gelesen.
    Es gibt viele Menschen die dem System gedient haben und wertvolle Zeitzeugen sind. Genauso arbeiten Historiker man recherchiert genau bei denen.

  13. 60.

    Eine Frau die mit solchen Eltern im Hintergrund, aufgewachsen ist, was soll da rauskommen, eigene Erfahrung, Fehlanzeige.
    "Lehrer und NVA" System Treue DDR Bürger. Ich 1949 geborener West Berliner könnte sehr viel berichten, leider nichts gutes! 500 Zeichen reichen nicht! Transit Autobahn, Grenzkontrollen, Schikanen, bis zu 6 Std Wartezeit, 13.August 1961 Mauerbau, sehr schlechte Luft (Braunkohle Kraftwerke Ofenheizung, und und. Der Vorteil mit 74Jahre alles erlebt auch den Mauerfall ...



  14. 59.

    Es besteht wohl kein Zweifel, dass die Selbstschussanlagen menschenverachtende Installationen waren.
    An der Grenze zu West-Berlin wurden aber keine montiert.

  15. 58.

    Das ist schön so! Glücklicherweise dreht sich die Welt weiter. Noch immer blitzen aber solche Resentiments in den Tabloids wie Sun & Co. auf, die das natürlich auch aus kommerziellen Gründen ausschlachten. In meiner Jugend (vor +- 45 Jahren...) war der Umgang zwischen Briten und Deutschen teilweise noch etwas sensibler, obwohl ich schon damals auf dem Schüleraustausch fast nur positive Erfahrungen gemacht habe.

  16. 57.

    "Viele Briten denken doch ohnehin, dass die Deutschen einen Anhang zu autoritären Regimen haben." Kann ich so nicht aus längerem Aufenthalt in England bestätigen. Viele Engländer - eigetnlich alle, mir denen ich im Alltag zu tun hatte - kommen mit der Geschichte Deutschlands und auch dem Reich recht gut klar und können dafür überhaupt nicht mit unserem Dauerschuldkomplex anfangen, für die ist das abgeschlossen.

  17. 56.

    Um sachlich über ein Thema berichten zu können braucht es Abstand. Daher finde ich sie (mit den Kenntnissen was dieser Umbruch ausgelöst hat) für durchaus qualifiziert.

  18. 55.

    Also wer hier Mauern baut sind hier die Kommentatoren der "Ossis".
    Natürlich arangiert man sich mit dem Staat in dem man lebt. Daran ist nichts ehrenrueriges. Meinem Vater hat das allerdings eine unangenehme Begegnung mit Hilde Benjamin beschert...
    Einen besseren politischen Durchblick ob seiner Sozialisation kann ich definitiv nicht feststellen. Die Mehrheit wollte Konsum sonst hätten sie sich doch mit den Montagsdemonstranten, Umweltaktivisten etc. zusammen geschlossen um eine andere bessere DDR zu schaffen. Dazu hätte dann auch gehört die marode Industrie fit zu machen. Arbeitskräfte waren für die BRD übrigens vorher billiger weil man denen keine Sozialhilfe bezahlen müsste.
    Arm sein war in der DDR sicher leichter als in der BRD, aber nur wenn man seine Lebensqualität per Konsum definiert.
    Gestiegene Lebenserwartung, kein Kohleofen... Ist das Leben nicht leichter geworden?

  19. 54.

    Na ja, Schlager der Woche, Montags und Freitags im Rias war Pflicht in unserem Jugendclub.

  20. 53.

    Sorry, aber dann schreiben sie es auch so, dann gibts keine Missverständnisse.

  21. 52.

    Von mir aus nennen sie es aufgebrachte Leistung über der Zeit Ostdeutschlands bzw. die gespeicherte Energie in Ostdeutschland.
    Sowas kann man nicht einfach auf den Müllhaufen der Geschichte schmeißen ohne die Identität von Millionen Menschen mit zu entsorgen.
    Vielleicht ist auch gerade das die Motivation dieser Schriftstellerin darüber ein Buch zu schreiben.

  22. 51.

    Habe ich etwa gesagt, die Menschen der ehemaligen DDR gehörten auf den Müllhaufen der Geschichte? Habe ich was Abfälliges über ihre persönliche Lebensleistung gesagt? Natürlich nicht, und das liegt mir auch fern. Wenn sich hier aber andauernd Leute mit der von den Sowjets inkl. Zwangsfusion von SPD und KPD erfundenen und dem Volk aufgezwungenen DDR solidarisieren, einem Staat, der seinen Bestand immer mit Gewalt und Stacheldraht sichern musste, der schon nach wenigen Jahren Panzer gegen die Arbeiter auffahren ließ, dann ist das doch was vollständig anderes. Natürlich stelle ich mit meiner Auffassung die Lebensleistung von Stasifunktionären infrage. Aber ich stelle ja auch die Lebensleistung von katholischen Kirchenfürsten, die sich an Kindern vergangen haben, infrage. Oder die von westlichen Politikern mit übelster Nazivergangenheit, die nach dem Krieg gleich wieder Karriere gemacht haben. Man wirft doch nicht seine eigene Biographie weg, wenn man sich mental von der DDR verabschiedet.

  23. 50.

    Arrrgh. "Lebensleistung", auch so ein übernommener überkommener Neokap-Begriff.
    In meinem Leben lebe ich einfach, ich "leiste" nix. Bzw. produziere ich auch Stoffwechselendprodunkte und anderes mehr, so what?

  24. 49.

    Jenau Lorenzo! Immer gibts denen, die DDR und deren Menschen nur auf Mauer und Schießbefehl einengen. Ich wage auch zu behaupten, dass Menschen mit diesem einseitigen Bild eines Landes nicht wissen oder kein Gefühl dafür haben, was Heimat ist. Das war für die allermeisten DDR Bürger das ganz normale kleine Glück aus Familie, Arbeit, Kollektivgeist, Bekannten, ihrem Heimatort, der Landschaft, viele mit Datsche als privates Paradies. Für diese enge Bindung nahmen wir auch die negativen Seiten in Kauf und haben uns unsere ganz eigene Freiheit geschaffen. Statt Mallorka gabs eben Ballaton oder die Ostsee. Protest und Kritik zeigte sich nicht auf den Straßen, sondern in vielen kleinen Aktionen und Gedankenaustausch mit vertrauten Menschen. Und die paar wenigen Möglichkeiten der Einflussnahme haben viele auch genutzt.

  25. 48.

    Im Grunde hat man doch an der DDR wunderbar verdient.
    Billige Arbeitskräfte.
    Neue Konsumenten.
    Billig Grundstücke vom Westvermögen kaufen usw.
    Neue Jobs für Westdeutsche Eliten.
    Wenn aber Ostdeutsche an der Demokratie teilhaben wollen, wird ihnen erzählt, sie müssten erst Demokratie erlernen.

  26. 47.

    Vor allem hat man durch den beidseitigen Doppelfunk als DDR-Bürger eine ausgeprägte Medienkompetenz entwickelt.
    Nicht alles glauben.
    Selbständig nachdenken.
    Hinterfragen.
    Eigenes Urteil bilden anstatt Nachrichten ungeprüft übernehmen.

  27. 46.

    Aber genau das ist das Problem. Während sie nur den „Müllhaufen“ der Geschichte sehen, haben noch viele lebende Zeitgenossen ihre Biografie und Sozialisation in Ostdeutschland und verweisen mit Recht auch auf ihre Geschichte und Lebensleistung.
    Für die Teilung Deutschlands waren nun wahrlich andere Generationen und, wie üblich, als Folge die Supermächte verantwortlich.

  28. 45.

    Wenn Ihnen Millionen Menschen oder meinetwegen Hunderttausende Menschen sagen, dass sie sich in der DDR wohlgefühlt haben, dann können Sie zwar gern allen erklären, dass dieses Gefühl nicht sein kann, weil es nicht sein darf, aber das ist doch genau dieses Belehren von anderen, wie man sein Leben zu sehen hat.
    Natürlich war der Schießbefehl ein schweres Verbrechen, aber für viele war nun mal der Schießbefehl nicht interessant, weil sie in der DDR bleiben wollten.
    Sicherlich oftmals auch wegen der Gefahr, bei Flucht erschossen oder eingesperrt zu werden.
    Aber wenn Menschen in Teilen gute Erinnerungen an die DDR haben, ist es schon sehr anmaßend zu behaupten, dass die Leute sich alle irren.
    Aber das läuft doch seit 1990.
    Westdeutsche Eliten erklären, was gut für Ostdeutsche ist und wie sie sich zu benehmen haben im Goldenen Westen.
    Bzw. dass Ossies Demokratie nicht verstanden haben.
    Ostdeutsche wissen ganz genau, was Demokratie ist.
    Sie brauchen keinen Nachhilfeunterricht.

  29. 44.

    „ Ist Diktatur ein tauglicher Begriff zum Beschreiben der DDR?“
    Alle Aussagen zu diesem Abschnitt treffen super meine Erinnerungen, meine Sozialisierung und mein Lebensgefühl in der DDR. Viele Menschen lebten im Alltag diese Trennung zwischen politischem Staat und Heimat mit allem, was Heimat so vom Lebensgefühl her ausmacht.
    Scheint ja mal ein Buch zu sein, das das Heimatland für 16 Mio Menschen differenzierter beschreibt und nicht nur Mauer und Stasi.

  30. 43.

    Leute, Schritt zurücktreten und Kommentare nicht persönlich nehmen/machen! Diskussion über Themen, Aspekte, Wahrnehmung. Ideenaustausch, da gibt es nicht richtig/falsch.

  31. 42.

    Stimmt - gerade Berliner und andere deutsche Grenzregionen waren bis 1989 der täglichen Ost-West-Propagandabeschallung TV-Radio ausgesetzt. Heute doch eher nur noch einseitig und viele glauben alles was man serviert.

  32. 41.

    Yup, Doku "Beutezug Ost" zeigt das eindrucksvoll, –P.S. Das "fieseste" waren die Machenschaften der Treuhand.

  33. 40.

    Na viele autoritäre Afd Wähler haben sich in der autoritäten DDR sicher sehr wohl gefühlt. Naja fehlte nur das national vor dem Sozialismus.

    Dann wärs für die wohl richtig super gewesen.

  34. 39.

    Es gibt eine Fähigkeit, die sich bei vielen "Ossis" systembedingt mehr ausgeprägt hat als bei "Wessis". Das "zwischen den Zeilen lesen" kann auch heute noch helfen, Dinge differenzierter zu betrachten. Das meine ich völlig wertfrei.

  35. 38.

    Nur eine, heute kleinere vergleichbare Zeitspanne macht den Unterschied: 28 Jahre war die Mauer dicht...
    Davor waren die Kontakte der Menschen und der Gedankenaustausch möglich. Ein Bestandteil des Lebens.
    Jetzt, 34 Jahre später, erklären sich manche Ungerechtigkeiten, die es heute gibt, aus dem Menschenbild generell. Und das führt zu Wahlverhalten.

  36. 37.

    Man hätte eine Wiedervereinigung machen sollen. Was passierte, war: Alles was DDR war im positiven für die Menschen wurde platt gemacht, Volkseigene Betriebe für 1 DM zu 98% an den Westen verscherbelt über die Treuhand, dafür Millionen Arbeitslose und Abwanderung der Jugend in den Westen für Jobs. Aber das war politisch gewollt und nicht auf drängen der DDR-Bürger. Klar wollte man die DM, aber auch dafür arbeiten und nicht zum Amt. Aber Geschichtsverzerrung aus Westsicht seit 33 Jahren

  37. 36.

    Bei manchen Äußerungen bekommt man das Gefühl, die Montagsdemonstrationen waren nicht im Osten, sondern im Westen.
    Als hätte der Westen dafür demonstriert, den Osten in all seiner schillernden, bunten, Vielfältigkeit endlich bei sich aufnehmen zu dürfen...so ein bisschen scheint die Zeit die Vergangenheit zu verklären.
    Und schlagt mich, neben Euphorie und Freude war ein weiterer Gedanke, den ich damals hatte als die Trabis über die Bornholmer tuckerten: hoffentlich tut denen das nicht irgendwann leid.
    Das scheint ja irgendwie auch so zu sein.

  38. 35.

    "... die Mauer und den Schießbefehl. Und die Montagsdemonstrationen, bei denen Menschen unter Gefahr für Leib und Leben gegen die Zustände in der DDR demonstrierten. ..."

    Das ist m.E. DAS Problem.
    Die DDR kann nicht nur auf Mauer, Schießbefehl, Stasi-Überwachung ect., Montagsdemos "reduziert" werden ...
    die Menschen haben AUCH gelebt, geliebt, gefeiert und gearbeitet.

    P.S. Das "fieseste" waren die Machenschaften der Treuhand.

  39. 34.

    Och nee, Lorenzo, jetzt echt mal! Ich habe in der ersten Hälfte der 90er in Pankow gearbeitet und war, seitdem es möglich war, in den Ostteilen der Stadt unterwegs. Aus Neugierde und aus Euphorie für den Mauerfall und die Wiedervereinigung, die ich vor dem Reichstag am 03.10.1990 gefeiert habe. Ich weiß exakt, wie es damals im Ostteil der Stadt aussah. Und in den Treppenhäusern und Höfen der Häuser, in denen meine Kolleginnen und Kollegen lebten. Es gibt also nur ein Foto, dass ein etwas trauiges Bild der ablebenden DDR zeichnet? Für Sie würde ich mir wirklich eine Zeitmaschine wünschen, damit Sie noch einmal nachschauen gehen können.

  40. 33.

    Das ist das Problem, Lorenzo. Wenn man gegenüber manchen Leuten das System der DDR als dem der Bundesrepublik Deutschland bzw. dem des heutigen Deutschlands nicht als völlig gleichwertig und auf Augenhöhe darstellt, ist man ein Dogmatiker, ein BesserWessi und hat offensichtlich eine Siegermentalität. Korrekt ist für Sie wohl: Alles hatte seine Vor- und Nachteile, die DDR wurde leider vom größeren Westen aufgefressen, was irgendwie Pech und ziemlich fies vom Westen war. Nun, ich war damals mittendrin, hatte Kontakte mit Menschen in der DDR, lebte grenznah in Berlin Wedding. Ich muss alles falsch verstanden haben, auch die Mauer und den Schießbefehl. Und die Montagsdemonstrationen, bei denen Menschen unter Gefahr für Leib und Leben gegen die Zustände in der DDR demonstrierten. Und wie knapp es war, dass nicht mit Panzern auf die Demonstranten geschossen wurde. Sorry dafür, heute sehen wir das natürlich klarer: Die DDR war die "Alternative für Deutschland". Alles klar.

  41. 32.

    Vor allem wird ständig die immer gleiche graue zerfallene Altbaustraße mit stinkenden Trabbi eingeblendet.
    Unsere Straße war tiptop sauber, bunt, begrünt, und man hatte Kontakt zu fast allen Nachbarn.
    Wir hatten fetzige Klamotten, eine luxuriöse Inneneinrichtung und ein Boot.
    Und wir waren nicht bei der Stasi.
    Vielleicht schauen sich die Medien mal gewisse Häuserblocks im Westen an, wie es dort aussieht.
    Da sieht es deutlich schlimmer aus als im P-Berg 89.

  42. 30.

    Ich habe lange und mit mehrern Ansätzen versucht Ihnen noch einmal etwas Sinnvolles zu antworten. Ist mir nicht wirklich gelungen. Sie können Ihre Meinung pflegen, ich habe meine. Die Schmerzgrenze liegt für mich da, wo Leute ein autokratisches System dem pluralistischen vorziehen und die Zerstörung des letzteren betreiben. Wie z.B. die Freunde Putins, die hart daran arbeiten, dass die Menschen schwarz als weiß und weiß als schwarz akzeptieren. Streng nach Orwell.

  43. 29.

    Volle Zustimmung. Jeder Film über die DDR heute gedreht zeigt nur Stereotypen aus Stasi, Polizei, Armee als Alltag. Jede Doku erzählt das selbe und nichts über Alltag, Beruf, Liebe, Familie. Man will bewusst ein verzerrtes Bild heute vermitteln. Ich wuchs glücklich auf und vermisse viel. Wir haben eine Heimat verloren die man hinterher auslöschen will. Ich will die DDR nicht zurück - aber das kann man im Westen halt nicht nachvollziehen wenn es umgekehrt gewesen wäre. Danke Torsten

  44. 28.

    Also Autoritäten-Hörigkeit gibt es in Ost und West gleichermaßen.
    Es gibt halt erhebliche Unterschiede in Ost und West, worin man Vertrauen hat und worin nicht.
    Ob Wessi oder Ossi ist mit relativ wurscht.
    Es gibt auf beiden Seiten blöde und nette.
    Aber Sie scheinen mir in Ihrer Meinung völlig dogmatisch.
    Das ist auch eine Art von Autoritäten-Hörigkeit, weil Sie die Geschichte vom bösen Ossi 1:1 übernehmen und mit Ihren eigenen Geschichten noch aufhübschen.

  45. 27.

    Viele Menschen haben aber von den Freiheiten auch nichts.
    Weil sie in Armut leben, und sich aus dem Kapitalistischen Bilderbuch nichts kaufen können.
    Natürlich ist Reisefreiheit was schönes.
    In der DDR war ich jeden Sommer 4 Wochen an der Ostsee.
    Heute können Arme dort nicht mehr hin.
    Sie werden mit völlig überzogenen Kosten dort weggeekelt.
    Ebenfalls können sich Arme weder London, Paris noch Barcelona leisten.

  46. 26.

    Verstehe ihnen Einwand nicht.
    Bin nicht empört. Wie kommen sie darauf?
    Kommt mir etwas befremdlich vor, ihre Antwort.
    Aber jut, ist ja nicht ihr Problem.

  47. 25.

    Ja, "der Ossi" (oder die Ossistin) weiß, wie das alles endet. Vermutlich in einer Diktatur mit Stacheldraht und Schießbefehl, vollen politischen Gefängnissen, Studienverboten für Akademikerkinder, einer durchmilitarisierten Gesellschaft, einer zerfallenden Infrastruktur und schlimmsten Umweltschäden. Oder war das doch eher alles so in dem Staat, der nur Scheinwahlen abhielt? Ja, man muss viele Kröten schlucken in der Demokratie. Hatten Sie gedacht, dass alles immer so läuft, wie Sie das wollen? Würde wahrscheinlich mir nicht passen. Demokratie ist schwierig, und leider oft wohl zu schwierig. Über das unsägliche "BesserWessi" lächele ich derweil mal. Wenn frau nichts Besseres einfällt...

  48. 24.

    Hier unten sieht man mal wieder sehr schön, warum man in Deutschland nicht normal über die DDR reden kann: es taucht stets sofort ein Klüngel konservativer Polit-Aktivisten auf, die mit Halbwahrheiten und Klischees um sich werfen. Bei Widerspruch setzt es dann persönliche Unterstellungen. So macht man nicht Geschichtsforschung, so macht man Ideologie und Kulturkampf.

  49. 23.

    Ich habe das schon verstanden lieber Stefan. Es gilt Deine Meinung und keine andere und Du beurteilst Zeitgeschehen besser als jene die es live erlebt haben. Nun ja, den direkten Vergleich 30 Jahre DDR / 33 Jahre BRD kann ich bieten. Logisch war nicht alles schön, ist es heute auch nicht. Am Ende landen wir heute wieder da wo die DDR in den 80ern war. Vetternwirtschaft, wirtschaftlicher Niedergang, Planwirtschaft und politische Unmündigkeit bis zu einem gewissen Punkt - warten wir es ab

  50. 22.

    Die anderen sind im System jetzt vllt. ebenso zuhause wie damals in der DDR und deren Eltern zuvor im "3. Reich"?

  51. 21.

    Lieber Torsten, kommt da bitte noch etwas mehr? Ich würde mich lieber auf einem anderen Niveau austauschen. Falls Ihnen die Anpassung an die vom Grundgesetz definierten gesellschaftliche Normen dieses Landes genauso schwierig oder gar schwieriger erscheint als die an die Normen der DDR, muss ich das wohl hinnehmen. Meine Kenntnisse der DDR in all ihrer Pracht sind jedenfalls mehr als ausreichend, um die Konsequenzen Ihrer Einstellung erkennen zu können. Und ich fürchte, jeder Versuch mir ein Recht auf eine Meinung abzusprechen, ist zum Scheitern verurteilt. Ich spreche auch seit meiner Jugend bei der Diskussion des Reiches bis 1945 mit, obwohl anfangs noch eine Menge der dort Involvierten lebten, denen wir aber keine Meinungshoheit zusprachen. Ziemlich frech, ich weiß.

  52. 20.

    Danke, Stefan! Als ich den familiären Hintergrund der Frau Hoyer las, war mir klar, dass hier kaum mit einer ungefärbten Darstellung der DDR-Geschichte zu rechnen ist. Eine Lehrerin als Mutter und einen NVA-Offizier als Vater, systemnähere Eltern konnte man doch gar nicht haben. Sorgen macht mir, dass diese Historikern den Briten in London Deutschland "erklärt". Viele Briten denken doch ohnehin, dass die Deutschen einen Anhang zu autoritären Regimen haben.

  53. 19.

    Wow - sofortige Empörung eines damaligen Ausläufer (BesserWessi). Heute schluckt man auch auch jede politische Kröte ungefragt und der Ossi weiß wie das endet.

  54. 18.

    "Die Verbote mit der jetzigen Regierung sind viel schlimmer."
    Ist klar. Was ist ihnen denn verboten worden?
    Trabi im Wald entsorgen?
    Studium, obwohl Papi nicht in der Partei ist?
    Witze über die Regierung reißen?
    Klamotten kaufen, die mir auch gefallen und die nicht jeder zweite Nachbar auch hat?
    Helfen sie mir, was meinen sie bloß...
    Vielleicht Reisen in jedes Land der Welt?
    Ich komme einfach nicht drauf...

  55. 17.

    "Die Verbote mit [sic] der jetzigen Regierung sind viel schlimmer." Gut, das ist von der Meinungsfreiheit gedeckt. Angesichts der historischen Tatsachen bin ich aber dennoch froh, dass nur ein kleiner Teil der Bevölkerung unseres Landes in der DDR sozialisiert wurde. Ich hätte sonst noch mehr Befürchtungen bzgl. der Entwicklung unserer Demokratie.

  56. 16.

    Es kommen seit 30 Jahren nur ausschließlich Systemkritiker aus der exDDR zu Wort

  57. 15.

    So ist es doch auch heute: Direkt neben uns auf der Autobahn darben Massentierhaltungs-"Mitgeschöpfe" auf ihrem Weg in die entlegene Schlachterei. Bei jedem Supermarkteinkauf (span. Tomaten, Urwald-Avocados, Palmfett) wissen wir um die Zerstörung der Welt, um das Unrecht und Leid – und fahren doch weiter zur Gartenparty mit Grillen.
    So ist das Leben, so sind die Menschen, in Süd-West-Ost-Nord.

    "… zu sagen, man kann keine schöne Zeit in der Schule gehabt haben, weil auf der anderen Seite Leute an der Mauer erschossen worden sind. Diese Geschichten gibt es beide. Das sind Kontraste, die wir aushalten müssen …"

  58. 14.

    Alles klar. Und wenn Du 14 Tage auf Malle bist jedes Jahr kennst Du Land, Leute, Geschichte und Alltag. Auch heute passt sich jeder an

  59. 13.

    Es gab auch ein "normales" Leben in der Diktatur vor der DDR-Diktatur. Vor dem Krieg, den diese anzettelte. Das beweist nichts. Wenn man angepasst ist und zu der vom Regime bevorzugten sozialen Gruppe gehört, kann es in jeder Diktatur schön sein. Vor allem, wenn ein gemütliches Leben viel wichtiger erscheint als Freiheit und Menschenrechte und wenn man gut wegschauen kann. Die DDR ist zurecht auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet. Und nein, nicht wegen der westlichen "Sieger", sondern weil im von der Sowjetunion beherrschten Europa dank Gorbatschow endlich die Menschen ihre Stimme erheben konnten. Ich erlebte den Transit und ich lebte schon vor dem Umbruch in West-Berlin, keinen Kilometer von der Mauer mit ihren Selbstschussanlagen entfernt. Auch machte ich Tagesbesuche bei DDR-Bekannten und längere auf Rügen und kenne die Art, wie Antragstellung und Einreise abliefen. Beim nächtlichen Abschied am Tränenpalast flossen dieselben - bei den DDR-Freunden.

  60. 12.

    Ich bin 1947 geboren und habe die DDR voll mitbekommen.Ich hatte eine glückliche Kindheit trotz der Nachkriegszeit und Entbehrungen. Eine gute Schulbildung auch bei Klassenstärke von 30 und eine gute Ausbildung.Die Jugendzeit war auch super.Man hatte nicht alles, na und?Meine Familie war nicht mit der Politik einverstanden,haben 2 gleisig gelebt.Wurde uns angekreidet auch Arbeitsmäßig.Das war unsere Strafe, damit konnten wir leben. Die Verbote mit der jetzigen Regierung sind viel schlimmer.

  61. 11.

    Mein Gott, schreibt die Frau einen Quatsch. Doch, doch. Die DDR war die "Gegenfolie" zur BRD. Vom DDR-Regime so gewollt und dirigiert.
    Für mich als Wessi gilt: Es gab viel Schlechtes in der DDR, es gab aber auch viel Gutes. Unser Freundeskreis besteht aus beiden Kreisen. Ich brauche keinen Menschen, der bei der Wiedervereinigung noch ein Kleinkind war, um mir die Welt zu erklären.

  62. 10.

    Sagt sie ja auch. Aber sie hat natürlich Eltern, Großeltern und deren Bekannte die die Zeit aktiv erlebt haben und ist gegenüber deren Sichtweise offener als ein „gefestigter“ Westdeutscher.
    Inwieweit nun dieses Buch wirklich Neuland beschreitet, kann ich nicht beurteilen.

  63. 9.

    Systemkritiker kommen in Katja Hoyer's Buch nicht zu Wort schreibt die Süddeutsche Zeitung. Egon Krenz einer der Haupt-Kron- und Zeitzeugen. Es war doch alles nicht so schlimm. Eine "kommode" Diktatur eben. Sagt die Tochter eines Offiziers der Volksarmee, die zudem die DDR nicht bewusst erlebt hat. Unbedingt lesen - also den Artikel in der Süddeutschen, nicht das Buch

  64. 8.

    Ich persönlich habe keine zusammenhängende Erinnerung an meine Kindheit, sondern allenfalls situative Bilder, Gerüche, Eindrücke - aber die geben kein Gesamtbild. Ich bezweifle, dass es der Autorin genützt haben soll, 1985 in Guben geboren worden zu sein, um eine „bessere“ Geschichte der DDR zu schreiben.

  65. 7.

    Super Idee. Seit 1990 erzählt ja eher der „Westen“ aus seiner Sicht was DDR-Geschichte ist/war ohne es selbst gelebt oder erlebt zu haben. Grundtenor ist immer „alles war schlecht, alle wurden verfolgt, nichts taugte etwas….“. Es gab einen normalen Alltag für den Großteil der Bürger die in den Darstellungen der Stasi-Opfer untergehen. Ausgewogenheit fehlt bisher

  66. 6.

    Naja, beim Mauerfall war sie gerade 4 Jahre alt und dann soll sie eine DDR-Erklärerin sein?

  67. 5.

    Wie auch immer man die DDR bewertet, sie ist durch das eigene Volk auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen worden.
    Die runden Tische waren Ausdruck, dass man das Regime nicht mehr wollte.
    Diese friedliche Revolution ist in der Geschichte Deutschlands von herausragender Bedeutung.

  68. 4.

    Dat is so ne Sache mit der Geschichte und den Siegern.
    Als langjähriger Nutzer der Transitstrecke zwischen West-Berlin und dem Bundesgebiet, habe ich öfter erleben dürfen, wie sich "die Organe", im sicheren Gefühl auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen (oder zumindest auf der richtigen Seite der Kalaschnikow) mit Willkür und Schikane aufgeplustert haben.

  69. 3.

    "In diesen Darstellungen fehlen mir die Erfahrungen, die die breite Masse der Bevölkerung gemacht hat, die sich irgendwo zwischen den beiden Polen des Mitläufertums und der Opposition befand und ihr Leben gelebt hat."
    Die ehemaligen DDR-Bürger haben doch ihre Trauer um ihr tolles Leben in der DDR in unzähligen "Ostalgieparties", z. Teil sogar im TV, verarbeitet.
    Das Leben zwischen Spitzelei, Gängelung, Verfolgung und Fluchtversuch ist doch hinlänglich bekannt.
    Fast jeder hat Kollegen und Freunde/Bekannte aus dem jeweiligen anderen Teil der Republik.
    Da geht's in Gesprächen auch nicht nur um Opposition oder Mitläufertum. Das ganz normale Leben eben.
    Zumindest bei uns in Deutschland hat sich, mMn, das Leben weitgehend normalisiert, was nach der langen Zeit auch zu erwarten ist.
    Für Menschen in anderen Ländern ist das vielleicht interessant. Der Betroffene macht sich ein eigenes Bild. Zwangsläufig.
    Trotzdem könnte ich mir eine Leseprobe vorstellen.

  70. 2.

    Danke für das Interview.Endlich einmal jemand ausspricht,was man immer sagt:Geschichte wird durch die Sieger geschrieben!
    Endlich einmal jemand,welcher die 2 Seiten der deutschen Geschichte der letzten 70 Jahre beschreibt.

  71. 1.

    Da ist sie wieder: Die "weiche" Interpretation der DDR, wie sie zunehmend üblich ist und auch hier andauernd zu lesen ist. Aus meiner Sicht passt die DDR ganz prima in die deutsche Geschichte, wurde doch durch die DDR eine Diktatur von der nächsten ersetzt. Schaut man sich die Aufmachung und die Funktion der Jugendorganisationen beider Diktaturen an, so sehen sich diese verblüffend ähnlich. Im Westen war das demokratische System anfangs von alten Nazis durchsetzt, aber hatten die sich in der DDR in Luft aufgelöst? Nein, sie machten einfach den relativ kleinen Schritt von einem kollektivistischen und militaristischen System ins darauffolgende und wurden stramme Sozialisten (diesmal halt nicht national). Persönliche Erinnerungen aus dem Privatleben, die selbstverständlich nicht alle negativ sind, haben doch nichts mit der grundsätzlichen Bewertung des Systems zu tun. Wenn doch, dann werden wir den heutigen Gefahren für Demokratie und Menschenrechte wohl nicht viel entgegenzusetzen haben.

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