Kritik | Comedy-for-Future-Festival in Berlin - Lachen gegen die Katastrophe

Do 25.05.23 | 11:07 Uhr | Von Hendrik Schröder
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Eckart von Hirschhausen, Schirmherr, nimmt am 16.03.2023 an einer Pressekonferenz des Comedy for Future Festival (C4FF) teil. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Audio: rbb24 Inforadio | 25.05.2023 | Hendrik Schröder | Bild: dpa/Fabian Sommer

Das Comedy-for-Future-Festival in der Urania möchte laut Ankündigung Inspiration in Sachen Weltrettung sein und dem Weltuntergang jede mögliche Pointe abringen. Ob das gelingt, hat sich Hendrik Schröder beim Auftaktabend angeschaut.

Humor und Werbung für den Klimaschutz zusammenbringen - das ist doch eigentlich eine gute Sache. Fünf Abende lang stehen in der Berliner Urania sehr bekannte Moderatoren auf der Bühne und führen durch ein Programm von ganz verschiedenen Comedians. An diesem ersten Abend ist es Eckart von Hirschhausen. Er sei ja Arzt, sagt von Hirschhausen, und deswegen wolle er das Publikum möglichst gut behandeln an diesem Abend. Ein erster Gag offenbar.

Leger führt Hirschhausen in Jeans und Kapuzenpulli durch das Programm. Sagt, bezogen auf das Oberthema des Abends, den Klimawandel, wir hätten noch zehn Jahre Zeit, um eine Jahrhundertaufgabe abzuwenden. Und da weiß man schon nicht mehr, was lustig gemeint ist und was bitterernst. Die Themen Klimawandel und Comedy zusammenzubringen, scheint an dieser Stelle ebenfalls schon eine Jahrhundertaufgabe.

Pommes sind die Antwort auf alles

Aber bevor es los geht, testet er erst mal die Begeisterungsfähigkeit der eh schon gut gelaunten Besucher in der Urania. Applaudieren sollen sie, als wenn es kein Morgen gäbe. Und es donnert ordentlich: Patrick Salmen, der erste Gast, bekommt reichlich Rückenwind.

Er hat eine schöne Geschichte über Veganer mitgebracht (denn vegan = besser fürs Klima). Man brauche dringend mehr Witze über Veganer, sagt er, und das ist natürlich ein Witz. Überhaupt, so Salmen, könnten am Ende wahrscheinlich nur Pommes uns retten. Alle liebten Pommes, Pommes seien vegan und somit die Antwort auf alles. Das ist lustig und kritisch zugleich, aber nicht so elitär wie beim Kabarett, sondern hemdsärmeliger, derber. Sehr gut.

Ist Christian Lindner ein "Tempolin"?

Dann kommt Lisa Feller und arbeitet sich ein bisschen an Christian Lindner ab. Er dürfe ja mit Kreuzfahrtschiff zum Brötchen holen fahren, während Baerbock mit dem Lastenrad nach Neu-Guinea geschickt werden würde. "Tempolin" würde sie ihn immer liebevoll nennen, von wegen Lindner und Tempolimit. Und macht dann noch einen Gag über die sexuellen Kommunikationsschwierigkeiten von Lindner und seiner Frau, der auf jedem Pennäler-Schulhof auch gut zünden würde. Naja. Die Leute haben ihre Freude.

Klar, es ist wie so oft bei Veranstaltungen dieser Art: Bühnenkünstler und Publikum sind meist eh schon mehr oder weniger einer Meinung, herausfordernd wird es nicht. Aber lustig bleibt es. Thematisch geht es dabei wild hin und her und nicht nur um Klimaschutz. Christoph Sieber zum Beispiel betreibt Medienkritik und persifliert die inhaltsleeren Live-Schalten von Fernsehreportern ("Ja, also wir können nur spekulieren, das könnte eine dicke Stubenfliege da am Fenster des Kanzleramts gewesen sein oder Olaf Scholz, wir wissen es einfach noch nicht").

Reisen bildet?

Jan Phillip Zymny, der wirklich so cool lustig ist, dass man ihm den ganzen Abend einfach dabei zuhören könnte, wie er irgendwas redet, egal was, bekommt schließlich den Bogen zurück zum Thema des Abends und der ganzen Reihe und stellt Fernreisen als Konzept mal gänzlich in Frage, vor allem den Spruch, dass Reisen ja so derart bilde.

Ein insgesamt sehr netter Abend mit guten Künstlerinnen und Künstlern. Bis zum 28.05. geht das Comedy-for-Future-Festival noch, jeden Abend in der Urania, mit dabei sind unter anderen Olaf Schubert, Hazel Brugger, Sebastian Lehmann und Bodo Wartke.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.05.2023, 6:55 Uhr

Beitrag von Hendrik Schröder

4 Kommentare

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  1. 4.

    @Keks: nee, eben NICHT.
    Denn das hier unterscheidet sich eklatant von den Klimaklebern.
    Weil: konstruktiv, bzw. wenigstens mit Humor.
    So schaltet man jedenfalls viel eher das Hirn der Zuhörer(m/w/d) auf Empfang und macht auf etwas freundlichere Art und Weise auf das Thema aufmerksam.
    Destruktiv, pathetisch, histrionisch und nötigend, bzw. jammernd ist jedenfalls nicht die Strategie, die zum Erfolg führt.

    So oder so aber haben beide Varianten zunächst einmal vor allem wahrscheinlich die Zuhörer, die eine ähnliche Meinung haben.

  2. 3.

    angesichts der Thematik ist mir dabei nicht zu lachen. Da fragt man sich auf wessen Seite die Ironie (verächtlich Machung) und auf welcher Seite die Lacher sind. Aber zum Glück das die Deutschen auch über Ihre eigene Dummheit/ Arroganz / Borniertheit/ Inkompetenz lachen können.

  3. 2.

    Stimmt! Lachen ist die beste Medizin.
    Deshalb:
    Welcher Vogel sitzt im Baum und winkt?
    Der Huhu!

  4. 1.

    So was gibts jetzt hier zu kritisieren?

    FFF ist zu lieb und schwänzt die Schule

    LG ist illegal und krass

    Die Grünen gehen nicht weit genug

    und das hier? na Ihnen wird schon was einfallen.

    3...2...1..

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