Positionspapier veröffentlicht - Gewerkschaft Unisono warnt vor Einsparungen bei Rundfunkorchestern

Mi 24.05.23 | 18:39 Uhr | Von Von Maria Ossowski
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Symbolbild: Musiker eines Orchesters spielen beim Konzert (Quelle: dpa/Robert Michael)
Audio: rbb24 Inforadio | 24.05.2023 | Maria Ossowski | Bild: dpa/Robert Michael

Auf der Suche nach Einsparpotentialen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird oft auf dessen Orchester verwiesen. Zu unrecht, betont die Gewerkschaft Unisono. Denn die Kosten für sie seien gering – und ihr gesellschaftlicher Wert werde unterschätzt. Von Maria Ossowski

Die Musik- und Orchestergewerkschaft Unisono sorgt sich um die Zukunft der Rundfunkorchester und -Chöre. Die Gewerkschaft vertritt die Interessen der Musiker in kommunalen, Staats- und Landesorchestern, Rundfunkorchestern, -Bigbands und für Rundfunkchorsänger, freiberufliche Musiker sowie Lehrbeauftragte und Studierende an Musikhochschulen.

Die sieben ARD-Anstalten mit eigenen Klangkörpern tragen zehn professionelle Orchester, fünf professionelle Chöre und vier Bigbands. Unisono hat gemeinsam mit den Vertretern aller Klangkörper ein Positionspapier, in dem es um die medienpolitische Debatte und um die Notwendigkeit der Orchester und Chöre geht, veröffentlicht.

Unisono: Klangkörper verbrauchen 2,2 Prozent des Rundfunkbeitrags

Unisono-Geschäftsführer Gerald Mertens betont die Relevanz der Ensembles des Rundfunks: Gerade das Thema Musikvermittlung sei in den vergangenen Jahren im öffentlich-rechtlichen Rundfunk durch die Klangkörper mit eigenen Personen, die sich darum kümmern, ausgebaut worden. Außerdem wirkten die Rundfunk-Klangkörper auch dort, wo es keine kommunalen Orchester gebe. "Gerade im ländlichen Raum sowohl über die Übertragung durch das Programm als auch durch Auftritte von Kammermusik-Ensembles in Schulen."

Die 2.000 fest angestellten und tariflich abgesicherten Mitglieder der Klangkörper leisteten eine Arbeit auf höchstem Niveau, so Mertens. "Und vom monatlichen Rundfunkbeitrag fallen 41 Cent auf die Klangkörper. Das entspricht einem Anteil von etwa 2,2 Prozent der gesamten Rundfunkgebühr. Die Klangkörper taugen aus unserer Sicht deswegen nicht als mögliches Bauernopfer weiterer finanzieller Einschnitte."

Mertens: Ein einziges ARD-Orchester wird nicht funktionieren

Mertens betonte zugleich, er wisse nichts von Plänen möglicher Fusionen von Rundfunkorchestern. Er wolle aber die Argumente von Unisono in die Öffentlichkeit tragen, bevor die Intendantinnen und Intendanten im Juni 2023 eine Zukunftsoption für die Orchester vorlegten, so Mertens zu den Hintergründen des Positionspapiers. Unisono wolle die Entscheider in der Medienpolitik, Parlamentarier, Staatskanzleien und Parteien für das Thema sensibilisieren.

Gerade die regionale Aufstellung der Rundfunk-Anstalten sei ein Alleinstellungsmerkmal für die Wirkung und für die Kulturproduktion des ÖRR im Kultur- und Musikbereich.

ARD-Vorsitzender will in Dialog treten

Das Positionspapier liegt den Intendantinnen und Intendanten bereits vor. Kai Gniffke, der als SWR-Intendant den ARD-Vorsitz innehält, betont in seiner Reaktion auf das zwölfseitige Positionspapier den "exzellenten Beitrag" der ARD-Klangkörper für die Musikkultur in Deutschland. Jedoch habe der öffentlich-rechtliche Rundfunk keinen Auftrag des Gesetzgebers, Orchester, Chöre oder Bigbands zu unterhalten. Der Inflation, den Tarifsteigerungen und den knapper werdenden Ressourcen müsse man mit Umschichtungen und neuen Modelle begegnen. Dies könne nur im Dialog mit den Orchestern, Chören und Bands erfolgen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.05.2023, 19:00 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Die Orchester müssen unbedingt erhalten werden. Das sind wichtige Kulturinsitutionen, Spitzenorchester vom Niveau her. Solche Strukturen zerstört man nicht.
    Sparen kann man bei den 98 anderen Prozent der Ausgaben.
    Zuallererst beim Wasserkopf der Intendanz und der leitenden Angestellten.

  2. 7.

    Einer der Intendanten hat neulich versucht seine Bezüge zu rechtfertigen, er habe die Verantwortung für 15.000.000 Menschen und 5.000 Mitarbeiter, sorry mir fällt gerade nicht ein Welcher, es war im MSN zu lesen.

    Nur wenn dieser seine Bezüge so rechtfertigt soll dann etwa die Position Bundeskanzler mit gut 1.700.000€ bewertet werden ?

    Ein angemessener Bezug wäre sicher ein Drittel des Bezuges der Position des Kultusministers.

    Es ist schließlich nicht die Aufgabe die teuersten Showmaster anzuheuern um dann mit den eigenen Bezügen darüber liegen zu können.

    Danke

  3. 6.

    Hier muss sich grundlegend etwas ändern, sonst verschwindet der Wasserkopf mit seinen Sonderkonditionen nie. Es ist notwendig das Entlohnungssystem grundlegend zu erneuern und für die Oberen das Pensionssystem auf ein Normalmaß zurückzufahren. So lange jedoch auch die Ministerpräsidenten nicht ihre Bürger bei der nächsten Gebührenrunde vertreten wollen, müssen wir wachsam sein. Einsparungen sind bei allen Positionen erforderlich.

  4. 5.

    Warum müssen wir so viele davon bezahlen? Reichen dann nicht die hälfte wen nicht gar ein viertel?
    Wie oft spielen die den in der Woche?
    Im TV kommt davon wohl nur ein Bruchteil an.

  5. 4.

    10 Orchester 2000 Beschäftigte ,wieder ein Beispiel für Größenwahn.

  6. 3.

    Sicherlich alles richtig, aber Orchester gehören nicht zum Auftrag des ÖRR. Wer den Wert von Orchestern u.ä für die Gesellschaft erhalten will, sollte auch die Finanzierung transparent machen. Genau diese seit Jahrzehnten praktizierte Querfinanzierung muss beendet werden. Die genannten 41 Cent pro Monat klingen niedlicher als sie sind, es ca. 180 Millionen € pro Jahr. Dazu kommt beim rbb noch das Problem, den 2 Orchestern die Räume zu stellen, die dann für eigene Veranstaltungen fehlen.

  7. 2.

    Die Orchester sollten sofort abgeschafft werden. 2,2% für solch eine Nische ist viel zu viel.

  8. 1.

    Der Skandal um eine von mir hier nicht mit Namen gewürdigte rrb-Intendantin sollte doch gezeigt haben, wo Einsparungen sinnvoll sind: Beim Wasserkopf, bei irgendwelchen Managern und "Verantwortlichen", von denen die Belegschaft selbst nicht genau weiß, womit sie eigentlich ihre Millionen verdienen. Stattdessen geht's an die Kultur, in Redaktionen und in der Praxis. Hände weg von Orchestern und Chören!!!

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