Serienkritik | "Kaulitz & Kaulitz" im Delphi Filmpalast - "Ich hab wirklich nichts rausgeschnitten. Ich hab eher noch was reingeschnitten"

Sa 22.06.24 | 09:12 Uhr | Von Antonia Kienast
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Bill und Tom Kaulitz beim Screening der neuen Netflix-Serie "Kaulitz & Kaulitz" im Delphi Filmpalast (Quelle: IMAGO / Future Image)
Audio: Fritz vom rbb | 24.06.2024 | Antonia Kienast, Selin Kahya, Daniel Claus | Bild: IMAGO / Future Image

Tom Kaulitz sagt, es ist eher eine Doku. Bill Kaulitz findet, es ist definitiv eine Reality Show. Aber was kann die neue Netflix-Serie "Kaulitz & Kaulitz" der Zwillinge von Tokio Hotel wirklich? Von Antonia Kienast

Am kommenden Dienstag (25. Juni) startet die 8-teilige Serie über Tom und Bill Kaulitz beim Streaming-Anbieter Netflix. Am Freitagabend gab es bei der Premiere im Delphi Filmpalast am Zoo in Berlin schon die erste Folge zu sehen. Kurz sah es so aus, als würde das Unwetter über der Stadt ihren Song "Durch den Monsun" etwas zu ernst nehmen, doch pünktlich zum pinken Teppich klarte der Himmel über Berlin dann doch auf.

Die größten Fans sind auf dem pinken Teppich unterwegs

Eine lange Liste Ehrengäste waren für den Pink Carpet angekündigt, allen voran Mama Kaulitz höchstpersönlich, die eigentlich Charlotte Trümper heißt. Doch die schummelt sich klammheimlich durch die Hintertür hinein. Selbst Heidi Klum lässt sich nicht blicken und überlässt ihrem Mann die Bühne - und auch die Fans hinter der Absperrung fehlen. Tokio Hotel, das hieß früher kreischende Fanmassen. Bei "Kaulitz & Kaulitz" bleibt es ganz gesittet.

Hier stehen die Fans nämlich nicht hinter der Absperrung, sondern ebenfalls auf dem pinken Teppich. Moderator Jochen Schropp schwärmt begeistert von der Authentizität der Zwillinge, Influencerin Phenix schwärmt noch begeisterter von der Garderobe Bill Kaulitz' und Moderatorin Aminata Belli vergisst beim Erscheinen der beiden glatt, dass sie gar nicht als Reporterin hier ist und will die Zwillinge gerne selber interviewen.

Keine Kompromisse

Dann sind Tom und Bill Kaulitz plötzlich da. Beide ganz in schwarz, Bill mit neuer Frisur – pinke Haare, passend zum Teppich – und sie scheinen entspannt wie eh und je, obwohl sie gerade dabei sind, ihr komplettes Leben mit der Öffentlichkeit zu teilen. Noch mehr als sie es in ihrem Podcast "Kaulitz Hills" schon tun.

"Ich hab wirklich nichts rausgeschnitten. Ich hab eher noch was reingeschnitten", verkündet Bill Kaulitz und lacht. Ob die beiden 34-Jährigen jetzt mit der Serie die deutschen Kardashians werden? Tom habe da Hoffnungen, aber man müsse die Erwartungen ein wenig herunterschrauben, lacht Bill erneut. Herzlich sind die beiden, nehmen sich viel Zeit für Fragen, versuchen auf alle einzugehen und genau das macht sie auch so sympathisch. Doch was unterscheidet denn nun die Serie vom Podcast? "Der Podcast ist ne Stunde am Tag. Das hier ist eher so ein 24/7 Ding", erklärt Tom. Hier wurden keine Kompromisse gemacht.

Hier wird alles gezeigt, oder?

Im Kino gibt es Popcorn und eine Flasche Champagner für Bill. Die allererste Folge "Kaulitz & Kaulitz" flimmert über die Leinwand – hauptsächlich gedreht in Los Angeles. Bill mit seiner besten Freundin beim Shoppen in Beverly Hills. Tom mit seinen neuen Hunden im Garten.

Über all dem liegt der Hollywood-Vibe von Los Angeles – das perfekte Leben der Reichen und Schönen. Und trotzdem fühlt man mit ihnen mit, wenn Bill andeutet, wie lange er seine Sexualität verschweigen musste, wenn die beiden über wichtige gemeinsame "Brüderzeit" reden. Irgendwie abgehoben und nahbar zugleich. Die Kaulitz-Brüder schaffen es einfach trotz ihres "Star"-Seins scheinbar ganz normale Menschen zu bleiben, die fast wie nebenbei ihr Leben als Serie veröffentlichen, und das macht ganz viel gute Laune beim Zuschauen.

So ganz ohne Kompromisse und Skript geht's dann allerdings doch nicht. Gedreht wurde zum Beispiel nur in Bills Haus, nicht bei Heidi und Tom zuhause, und der Roadtrip der Zwillinge durch Amerika war wohl auch nicht ganz zufällig geplant.

Aber was genau ist die Serie nun? Doku oder Reality-Show? Wahrscheinlich irgendwas dazwischen. Der Vergleich mit "The Kardashians" trifft es wohl am ehesten. Glamour-Leben in Los Angeles, aber die Hauptcharaktere sind eben zwei wirklich sympathische Brüder, die sich streiten, Witze übereinander reißen und die Zuschauenden sehr viel zum Lachen bringen.

Sendung: Fritz vom rbb, 24.06.2024, 08:05 Uhr

Beitrag von Antonia Kienast

3 Kommentare

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  1. 3.

    Vorweg: ich bin kein Fan von Tokio Hotel (bin wohl zu alt….), aber ich höre seit einiger Zeit den Podcast der beiden Brüder. Ich war sehr überrascht, wie unterhaltsam der Podcast ist und finde, dass die beiden sehr sympathisch rüberkommen. Auch damals in der Jury von DSDS mochte ich sie, da beide viel von Musik verstehen und niemals eine bösartige Kritik geäußert haben sondern immer eine konstruktive und faire Kritik und ein nettes Wort für den jeweiligen Kandidaten übrig hatten, sei er oder sie noch so schlecht gewesen. Und es ist auf jeden Fall anerkennenswert, was die zwei in ihrem Leben aus eigener Kraft geschafft haben. Hut ab dafür. Bin gespannt auf die Netflix Serie.

  2. 2.

    Da kann man mal wieder sehen, wie anspruchslos doch die Menschen sind. Ein bisschen Trash und schon ist gut !

  3. 1.

    Irgendwie schräg, na ja wer es braucht. Mit Kultur hat es wenig zu tun!

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