Eberswalde (Barnim) - Ausstellung widmet sich Exil jüdischer Künstlerinnen im Palästina der 30er und 40er Jahre
Der Weg auf der Flucht vor den Nazis führte zwei Künstlerinnen nach Palästina. Schon damals war das Gebiet von Auseinandersetzungen zwischen Juden und Palästinensern geprägt. Mit Kamera und Stift hielten Ellen Auerbach und Lea Grundig ihre Erlebnisse fest.
Eine Ausstellung im Museum Eberswalde (Barnim) beschäftigt sich in Kooperation mit der Akademie der Künste Berlin mit einer Phase der Auseinandersetzungen aus der Sicht zweier namhafter jüdischer Künstlerinnen, die in den 1930er und 1940er Jahre im Nahen Osten im Exil gelebt haben.
Vergessene Künstlerinnen berichten von früher Phase im Konflikt
Damals sind tausende Jüdinnen und Juden vor dem Naziterror in Europa nach Palästina geflohen. Das arabisch dominierte Gebiet stand unter einer britischen Mandatsherrschaft. Unter den Schutzsuchenden waren auch die Fotografin Ellen Auerbach und die Grafikerin Lea Grundig. Beide hielten ihre Eindrücke von damals künstlerisch fest.
Mit der Zeit sind die beiden Frauen aber nahezu in Vergessenheit geraten. Erst der Kunsthistoriker Eckhart J. Gillen stieß nach einem Hinweis einer Bekannten aus Tel Aviv auf ihre Werke. Gefunden habe er die Nachlässe im Archiv der Berliner Akademie der Künste. Gillen machte sich umgehend daran, die Fotografien und Zeichnungen zu sichten und wandte sich anschließend mit der Idee, eine Ausstellung zu konzipieren, an das Kulturamt in Eberswalde, wie dessen Leiter Norman Reichelt berichtet. Er spricht von einem "ungehobenen Schatz". "Grundig war ja die Präsidentin der Akademie der Künste in Sachsen", erklärt Reichelt. "Und Ellen Auerbach ist einst als Fotografin nach Palästina gegangen. Mit der Ausstellung stellt man die zwei Frauen, die von den Nazis vertrieben wurden, gegenüber und rückt sie wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit."

Flucht vor Nazi-Terror in Auseinandersetzung zwischen Isrealis und Palästinensern
Das Schaffen der Künstlerinnen dokumentiert bereits den Konflikt zwischen der arabischen Bevölkerung und den Zionisten, ein Teil der verfolgten Juden, die in Palästina Schutz gesucht haben. So kam Ellen Auerbach Ende 1933 per Schiff über Haifa in das britische Mandatsgebiet, dem heutige Israel, sagt Ausstellungskurator Gillen. "Man muss sich das einmal vorstellen: man kommt in ein fremdes Land, kann die Sprache nicht - weder die Besatzungssprache der Engländer, noch Arabisch, noch Hebräisch. Und was hat sie, um mit ihrer Umwelt zu kommunizieren? Sie hat die Kamera oder sie hat den Zeichenstift und sie kann das aufnehmen und sich bewusstwerden, was sie da sieht."

Und was Ellen Auerbach im damaligen Palästina erlebt hat, habe bei ihr für Entsetzen gesorgt. Bereits zweieinhalb Jahre später floh sie aufgrund der gewalttätigen Auseinandersetzungen zunächst nach London und anschließend nach New York - nicht ohne ihre Fotoarbeiten mitzunehmen, erklärt Eckhart Gillen. "Über 60 Fotografien zeigen eben, wie wichtig diese Zeit für sie war, gerade weil es eben diese Aufstände gab. Die wurden dann immer auch von beiden Seiten beantwortet. Es waren Massaker, die passiert sind, Bombenanschläge und so weiter. Deswegen ist sie weg."

Werke berichten Schicksalen in Europa
Lea Grundig suchte erst im Jahr 1940 den Weg nach Palästina. Sie zeichnete dort laut Gillen in einem Kibbuz, porträtierte lebendig, beinahe fotografisch und tiefgründig. Aber auch sie habe mit den Verhältnissen im Exil gehadert. "Sie ist da in die Kommunistische Partei in Palästina eingetreten, weil das die einzige politische Bewegung war, die wirklich ein gleichberechtigtes Zusammenleben von den Arabern und den Juden auf ihr Programm gesetzt und das auch konsequent verfolgt hat."
Noch vor ihrer Rückkehr 1948 in das nun geteilte Nachkriegsdeutschland hat sich Lea Grundig künstlerisch mit der Shoah auseinandergesetzt. Von Zeitungsberichten angetrieben und ohne jemals Fotos vom Grauen gesehen zu haben, entwirft sie Schreckensbilder vom Aufstand im Warschauer Ghetto und vom Völkermord der Juden.

Einige Fotos und Zeichnungen nur kurz und zum ersten Mal zu sehen
Diese Arbeiten sind bis zum 27. April in der Ausstellung "Ellen Auerbach und Lea Grundig - Zwei Künstlerinnen in Palästina" in der Kleinen Galerie im Museum Eberswalde zu sehen. Die 60 Fotos von Ellen Auerbach sind im Plakatgröße an die Galerie-Wänden gehängt. Einige von ihnen gehen auf bislang nicht entwickelte Negative zurück und sind nun zum ersten Mal überhaupt zu sehen. In einem weiteren Raum folgen 50 Grafiken von Lea Grundig. Diese können laut der Museumsleitung aus Gründen der Konservierung für maximal drei Monate gezeigt werden und müssen anschließend zurück in die Archive.
Um der Tragweite der Geschichte in vollem Umfang zu begegnen, liegt zur der Ausstellung auch ein Katalog vor. Begleitet wird sie außerdem bis zum Ende mit Vorträgen, etwa zu den Künstlerinnen, dem Nahostkonflikt oder Filmvorführungen [www. www.museum-eberswalde.de]. Mit der Schau läutet die Stadt Eberswalde ihren Themen-Schwerpunkt zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs ein.
Sendung: Antenne Brandenburg, 03.02.2025
Mit Material von Georg-Stefan Russew