Das Talent von Marianne Rosenberg wurde bei einem Nachwuchswettbewerb entdeckt, da war sie gerade 14 Jahre alt. Mit "Mister Paul McCartney" landete sie vor 55 Jahren ihren ersten Hit.

1975 nahm Rosenberg an der deutschen Vorentscheidung zum Grand Prix Eurovision de la chanson - wie der Eurovision Song Contest damals hieß - teil. Mit ihrem Lied "Er gehört zu mir" erreichte sie Platz zehn und landete einen Hit, den heute noch viele mitsingen können.

Ein Jahr später wurde "Marleen" veröffentlicht - ein weiterer großer Hit für die gerade mal 21-Jährige. Doch obwohl sie zu einer der bekanntesten Schlagersängerinnen Deutschlands wurde: In Interviews betont Rosenberg, dass sie zu Beginn ihrer Karriere fremdbestimmt wurde.

Als drittes von sieben Kindern einer Sinti-Familie wurde Marianne Rosenberg am 10. März 1955 in West-Berlin geboren. Lange gab sie sich in der Öffentlichkeit nicht als Sinteza zu erkennen - auch auf Anraten ihres Vaters, wie sie in einem Interview mit der "Zeit" erzählte.

Ihr Vater war Otto Rosenberg, ein von den Nationalsozialisten als Sinto Verfolgter, der die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, Buchenwald und Bergen-Belsen überlebte. Viele Familienmitglieder aber wurden ermordet. Otto Rosenberg kehrte nach Berlin zurück, wo er aufgewachsen war, und engagierte sich politisch: Er war Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg. Auf ihren Erfolg sei er stolz gewesen, sagte Marianne Rosenberg.

Anfang der 80er Jahre brach Marianne Rosenberg ganz bewusst mit ihrem Image und beendete ihre Karriere als Schlagersängerin zunächst. Statt in Unterhaltungsshows trat Rosenberg mit Blixa Bargeld auf und war mit Rio Reiser befreundet, der sie zum Schreiben eigener Texte ermutigte.

"Ich wollte nicht mehr dieses Mädchen sein, was so lieb von den Plakatwänden lächelte", sagt sie in einem Video auf ihrem Instagram-Kanal.

Die Sängerin experimentierte viel mit Rock, Chanson, Jazz, Techno, Punk und Pop.

"Ich wollte etwas Anderes, und ich hatte irgendwann genügend Radikalität, um mich zu befreien", erinnert sich Rosenberg in der NDR-Show "Inas Nacht".

Dann folgte der erneute Sinneswandel: Rosenberg startete 2020 mit der Platte "Im Namen der Liebe" erneut als Schlagersängerin durch. Sie produzierte das Album gemeinsam mit ihrem 1993 geborenen Sohn Max, es landete an der Spitze der deutschen Albumcharts.

50 Jahre alt ist ihr Hit "Er gehört zu mir" - mit dem Ohrwurm wurde Marianne Rosenberg auch zu einer Ikone der queeren Community. Der Song ist für viele schwule und lesbische Menschen eine Hymne für soziale Emanzipation geworden.

Für ihr aktuelles Album hat Rosenberg gemeinsam mit ESC-Star Conchita eine Balladenversion von "Er gehört zu mir" aufgenommen. In den 70er Jahren sei Homosexualität "alles andere als akzeptiert gewesen", so Dragkünstlerin Conchita, hinter der der Entertainer Tom Neuwirth steckt. "Und das war so ein Mega-Hit, dass alle Männer das singen konnten, was sie gefühlt haben, ohne dass sie sich outen mussten, ohne dass sie Angst haben mussten."

70 Jahre alt wird Marianne Rosenberg am Montag, doch ans Aufhören denkt sie noch nicht: Im November geht die Sängerin mit ihrem aktuellen Album "Bunter Planet" auf Club-Tour. "Na ja, was soll ich sagen? Rod Stewart ist gerade 80 geworden und geht auf Tour. Ich sage also dann: Jetzt erst recht."

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