Neues Bundeskabinett - Berliner Kulturszene sieht designierten Kulturstaatsminister skeptisch

Mo. 28.04.25 | 21:27 Uhr
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Wolfram Weimer designierter Staatsminister für Kultur und Medien (Quelle: dpa/Uwe Koch)
Audio: Radiodrei | 29.04.2025 | KulturKompakt | Bild: dpa/Uwe Koch

Die Union hat bekannt gegeben, wer ins Bundeskabinett soll. Neuer Staatsminister für Kultur und Medien wird demnach der Medienunternehmer Wolfram Weimer. In der Berliner Kulturszene stößt die Personalie überwiegend auf Skepsis.

Unter Berliner Kulturschaffenden stößt die angekündigte Berufung des Journalisten und Medienunternehmers Wolfram Weimer als Kulturstaatsminister auf ein geteiltes Echo.

CDU-Chef Friedrich Merz hatte am Montag diese und weitere Personalien für das neue Kabinett vorgestellt. Die SPD will ihre Mannschaft erst nach einem Mitgliederentscheid bekanntgeben.

Weimer war lange als Journalist tätig und unter anderem Chefredakteur der Tageszeitung "Die Welt", des von ihm gegründeten Magazins "Cicero" und des Magazins "Focus". Er fiel immer wieder mit konservativen und polarisierenden Positionen auf. Weimer ist nicht Mitglied der CDU, gilt aber als CDU-nah.

"Vollblut-Kulturpolitiker gewünscht"

Oliver Reese, Intendant der Berliner Ensembles, hätte sich gewünscht, dass jemand berufen worden wäre, der ein "Vollblut-Kulturpolitiker" ist. Das sei Wolfram Weimer nach Reeses Ansicht nicht. "Wir als Kultureinrichtungen brauchen jemanden, der für die Kultur streitet und der im Kanzleramt für die Kultur ein Anker ist."

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz - Hermann Parzinger hätte sich gewünscht, "dass ihm bewusstwird, dass die Internationalität, die Wirkung unserer Kultureinrichtungen in einer diverser werdenden Gesellschaft wichtige Aufgaben sind." Er sagte aber auch, Weimer müsse daran gemessen werden, wie er sein Amt ausführe.

Philipp Harpain, Leiter des Grips-Theaters, verwies auf Veröffentlichungen Weimers und äußerte sich skeptisch zu dessen neuer Aufgabe. Wenn Weimer über die "Rückkehr der Religion" und eine "Renaissance des Abendlandes" schreibe, sehe er die Kunst vor einer ernsthaften Herausforderung. "Als Kulturschaffende beharren wir darauf, dass wir Respekt vor Kunst und Kultur brauchen und auch die Kultur- und Kunstfreiheit", so Harpain.

AdK-Präsident entspannt - Lobbycontrol warnt

Der Präsident der Akademie der Künste, Manos Tsangaris, befürchtet hingegen keine ideologische oder politische Beeinflussung des Kulturbetriebs durch Weimers bisherigen politischen Positionen. Tsangaris forderte vielmehr die Vertreter von Kunst und Kultur zu mehr Offenheit gegenüber abweichender politischer Haltung auf. "Ich glaube, dass Kunst und Kultur immer schon ganz gut daran getan haben, sich auch mit den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und Hintergründen und letztlich auch mit dem Bürgertum, also mit bürgerlichen Ideen zu verknüpfen und sie zusammen mit ihrem kreativen Potenzial fruchtbar werden zu lassen."

Kritik an der Personalie Weimer kommt auch von der Nichtregierungsorganisation Lobbycontrol. Zwar sei inzwischen bekannt geworden, dass der Publizist aus der Weimer Media Group aussteige. "Der Interessenkonflikt ist damit aber nicht gelöst, selbst wenn er seine Beteiligungen an seine Frau übertragen sollte", hieß es in einer Pressemitteilung. Weimer habe sogar den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Frage gestellt.

Weimer legt mit sofortiger Wirkung die Geschäftsführung der Weimer Media Group nieder und verlässt die Verlagsgruppe. Das teilte er der Deutschen Presse-Agentur mit. Alleinige Geschäftsführerin werde seine Frau Christiane Goetz-Weimer. Sie ist Verlegerin seit 30 Jahren. Zudem wird Weimer demnach auch die Chefredakteurs-Tätigkeit für "The European" aufgeben. Die Verlagsgruppe wird künftig ebenfalls von Goetz-Weimer als alleiniger Geschäftsführerin geleitet.

Weimer wird siebter Kulturstaatsminister

Der 1964 im hessischen Gelnhausen geborene Weimer studierte Geschichte, Germanistik, Politikwissenschaften und Volkswirtschaft in Frankfurt am Main und Washington. In seiner Promotion befasste er sich mit der Geschichte der ersten Geschäftsbank in den USA.

Neben seiner journalistischen und publizistischen Tätigkeit schrieb Weimer eine Reihe von Sachbüchern und einen Roman. Er ist Gründer und Verleger der Weimer Media Group, zu der unter anderem das Magazin "The European" gehört.

Weimer ist seit Schaffung des Amts der siebte Kulturstaatsminister. Als ersten Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien hatte 1999 der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) den Publizisten und Verleger Michael Naumann (SPD) berufen. Zuletzt hatte Claudia Roth (Grüne) das Amt inne. Zu den Aufgaben zählen Kunst- und Kulturförderung, Denkmalschutz, die Erinnerungspolitik, die Filmförderung des Bundes sowie medienpolitische Angelegenheiten, die nicht in die Zuständigkeit der Länder fallen. Das Amt des Kulturstaatsministers ist im Kanzleramt angesiedelt.

Sendung: Radiodrei, 29.04.2025, 8:30 Uhr

10 Kommentare

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  1. 9.

    Unabhängig von Ausrichtung und Kompetenz sehe ich keine Gefahr sondern eher eine weniger ego-orientierte Grundstimmung. Die liebe Claudia trog ja gern Prêt-à-porter und stolzierte (so gut konnte) in Yamamoto Robe über die Dokumenta (selbst erlebt). Ihr ging es vornehmlich um sie selbst und im Glanze des Kunstbetriebs zu wirken. Voll geil - überall dabei und trotz steuerfinanziertem Luxus als links zu gelten. Da war ja auch mal was mit den Scherben. So wurde der Heinrich-Platz postum unter ihrer Schirmfrauschaft zum Rio-Reiser-Platz, der solche Verkitschung und Selbstbeklatschung durch den Möbius-Clan nicht verhindern konnte. Bin sehr froh, dass diese Vampirin abtreten muss. Nun ab ins reiche Heim. (Hagen Rether: Früher wollten alles heim ins Reich. Heute reich ins Heim). Alles ist Besser als Roth. Und, viele Kulturbetriebler:innen denken bei dem Amt eh nur an Kohle. Wer viel gibt ist super geil, der Rest wird gebrandmarkt.

  2. 8.

    Mut zur Subjektivität in der Konsenssuppe. Wunderbar oder zumindest ein lustiger Kommentar unabhängig davon ob‘s stimmt.

  3. 7.

    Kulturstaatsminister Weimer will mir einfach nicht über die Lippen kommen. Ich verbinde mit Weimer bestenfalls einen Kulturbeutel.

  4. 6.

    Gegenüber Frau Roth ist Herr Weimer sicherlich eine Verbesserung.
    Hinzu kommt , dass die Mehrheit der Bevölkerung eine stärkere konservative Ausrichtung gewählt hat. Dies gilt auch für die Kulturpolitik und es wäre gut, auch für die Demokratie, wenn der links grüne Anteil das auch akzeptieren würde.

  5. 5.

    Wie Mann beim ARD Text lesen kann ging es Merz vor allem um "frischen Wind" . Ich meine es hat einen "konservativen Furz" abgelassen mit seinen Kandidaten.

  6. 3.

    Weimer ist bestenfalls ein Kulturbeutelbesitzer. Mit Kultur hat der soviel zu tun, wie ein Toastbrot mit einer Feldspule.
    Und wer im Digitalministerium einzieht zeigt auch wieder nur, dass die CDU dabei an Saturn Mediamarkt denkt.
    Ja ja, das Neuland Internet.

  7. 2.

    Zumindest ist eines sicher, er hat eine klare Haltung gegen Antisemitismus und genau der ist ein großes Problem in der Kulturszene. Er macht mir Hoffnung. Haltung ist eben alles.

  8. 1.

    Zumindest eines ist sicher: Weimer und ihm nahe stehende Medien werden nichts Negatives über Merz schreiben...

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