Theaterstück am Kleist-Forum - "Fast Forward Frankfurt": Gemeinsam über die Zukunft nachdenken

Reine Dystopie oder besteht noch Hoffnung? Mit düsteren, aber auch realistischen Zukunftsszenarien setzen sich im Kleist-Forum Laiendarsteller aus Polen und Deutschland auseinander. Auch das Publikum ist gefragt.
"Wann sind wir falsch abgebogen" und "Wie kommen wir hier wieder raus" - um diese Fragen geht es im Theaterstück "Fast Forward Frankfurt", das am Samstag auf der Studiobühne des Kleist-Forums in Frankfurt (Oder) Premiere feierte. 13 Laiendarsteller verschiedener Generationen aus Polen und Deutschland entwerfen gemeinsam ein dystopisches Bild der Grenzstadt im Jahre 2050.
In 25 Jahren könnte es düster aussehen. Zum Beispiel so: Populisten regieren, die Grenzen zu Polen sind dicht, in der Oder schwimmen mehr Plastikabfälle als Fische. Der Dexit hat die D-Mark zurückgebracht – und damit auch leere Portemonnaies. Der Klimawandel wird geleugnet, die Jahreszeiten sind alle gleich und die Ernten mager. Fachkräfte fehlen überall und die Ersatznahrungsriegel, Geschmacksrichtung "Kartoffelsuppe", kann niemand mehr sehen.
Gemeinsam nach Lösungen suchen
Diese Szenarien sind nicht bloße Fantasien – sie basieren auf realen Ängsten. Das war auch der Anspruch des Projekts, wie Dramaturg Thomas Avenhaus erklärt: "Wir wollten, dass die Spieler und die Bürger:innen sich mit Aspekten der Zukunft auseinandersetzen, die realistisch sind, die vor der Tür stehen und gucken, wie geht man damit um." In Schreibworkshops wurden die Texte zusammen mit den Darstellern entwickelt. Dabei sollten sie auf Schlüsselmomente ihres bisherigen Lebens zurückblicken und Visionen der Zukunft entwickeln.
Eine der jüngsten Darstellerinnen ist die 14-jährige Frankfurterin Charlotte Strauch. Sie sorgt sich vor allem um die politische und ökologische Entwicklung: "Das Schlimmste wäre, wenn es hier wieder Krieg geben würde und wenn wir einfach die Welt aufgeben würden und davon ausgehen, dass jetzt nichts mehr zu machen ist", sagt Strauch.
Gemeinsam handeln und wieder mehr miteinander kommunizieren, das wünscht sich auch Monika Kiesow – mit 80 Jahren das älteste Ensemblemitglied. Sie nimmt eine immer größere werdende Kluft zwischen alten und jungen Menschen wahr: "Wir Alten werden kaum noch gehört, so nach dem Motto, ihr habt euer Leben gelebt, wir machen alles anders oder besser. Dass man es anders macht, kann ich akzeptieren, aber ob es besser ist? Wenn ich ein Haus baue, muss ich auch ein Fundament legen und die Fundamente haben eigentlich die Alten gelegt", sagt die Frankfurterin.
Theater als Raum für Hoffnung und Handlung
Das Stück wolle aber mehr als nur eine düstere Warnung sein, betont Regisseurin Gudrun Herrbold, die an Universität der Künste in Berlin Theaterpädagogik lehrt. Es gehe um die Frage, wie wir in Zukunft leben wollten. Herrbold möchte mit dem Stück Menschen darin bestärken, dass auch kleine Schritte auf dem Weg zu einer besseren Zukunft eine große Rolle spielen können, "weil wir tatsächlich oft in unseren medialen Kanälen verschwinden und das dann als einzige Wahrheit für uns so diagnostizieren. Wir kommunizieren mit den Menschen, die hier im Publikum sitzen", sagte sie.
Sich den Zukunftsängsten gemeinsam stellen, um Veränderungen hervorzurufen, dazu ruft "Fast Forward Frankfurt" noch bis Mitte Mai auf.
Sendung: Brandenburg Aktuell, 25.04.2025, 19.30 Uhr
Mit Material von Felicitas Montag