Verleihung des Goldenen Ehrenbären - Die Berlinale verneigt sich vor Willem Dafoe

Di 20.02.18 | 23:02 Uhr
Der Schauspieler Willem Dafoe wird mit dem Goldenen Ehrenbären der Berlinale für sein Lebenswerk ausgezeichnet. (Quelle: dpa/Maurizio Gambarini)
Video: Berlinale Studio | 20.02.2018 | Birgit Wolske | Bild: dpa

US-Schauspieler Willem Dafoe ist mit dem Goldenen Ehrenbären ausgezeichnet worden - und zwar für die Vielfältigkeit seiner Rollen. Ihn verbinde eine lange Geschichte mit der Berlinale, sagte der 62-Jährige bei der Preisverleihung am Dienstag.

Für sein Lebenswerk hat US-Schauspieler Willem Dafoe am Dienstagabend auf der Berlinale den Goldenen Ehrenbären bekommen - und das, obwohl er sich für so einen Preis eigentlich noch zu jung fühlt. "Ich bin nicht alt, Sie haben ja keine Ahnung", sagte Dafoe bei der Pressekonferenz am Vormittag." Glücklich sei er dennoch über den Preis: "Es bedeutet mir sehr viel", sagte der 62-Jährige. Ihn verbinde eine lange Geschichte mit dem Filmfestival.

Der Schauspieler Willem Dafoe (M), umringt von seiner Ehefrau Giada Colagrande (l-r), Fotografin Donata Wenders, Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und Regisseur Wim Wenders. (Quelle: dpa/Maurizio Gambarini)
Wim Wenders (r.) hielt die Laudatio auf Willem Dafoe. | Bild: dpa/Maurizio Gambarini

Ausgezeichnet für seine Vielfältigkeit

"Jeder Schauspieler ist einzigartig, Willem Dafoe ist einzigartiger", sagte Regisseur Wim Wenders in seiner Laudatio. Dafoe wurde international für seine Rolle als Sergeant Elias Grodin im Anti-Kriegs-Film "Platoon" bekannt. Er spielte Jesus von Nazareth in "Die letzte Versuchung Christi", war der Bösewicht bei "Spiderman" und spielte in Lars von Triers "Antichrist".

Die Berlinale-Veranstalter begründeten den Preis für Dafoe vor allem mit der Vielfältigkeit seiner Rollen in 40 Jahren vor der Kamera. Er sei der einzige Schauspieler auf der Welt, der Christ und Antichrist gespielt habe, brachte es Wim Wenders am Abend auf den Punkt.

Dritte Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester Nebendarsteller

Auch als berühmter und anerkannter Schauspieler übernahm Dafoe oft Nebenrollen selbst in kleinen Produktionen, wenn diese ihm zusagten. Seine Darbietung im Film "The Florida Project" brachte ihm kürzlich seine dritte Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester Nebendarsteller ein. Dafoe sagte, er genieße es, Teil einer Geschichte zu sein. "Darin fühle ich mich sehr wohl. Ich bin eine Farbe in einem Gemälde."

Gus Van Sant startet in den Wettbewerb

Dafoe war am Dienstag nicht der einzige Vertreter aus Hollywood auf der Berlinale: Der US-amerikanische Regisseur Gus Van Sant ("Good Will Hunting", "Last Days", "MILK") startete mit seinem Film "Don't Worry, He Won't Get Far on Foot", zu Deutsch: "Keine Sorge, zu Fuß kommt er nicht weit" in den Wettbewerb. Darin spielt Joaquin Phoenix  den querschnittsgelähmten US-amerikanischen Cartoonisten John Callahan (1951 - 2010). Der Film beruht auf dessen gleichnamigen autobiografischen Buch und konzentriert sich auf den Kampf des Künstlers gegen seine Alkoholsucht.

Ob in der Autobiografie aber alles stimme, weiß Van Sant selbst nicht so genau: "John hat selbst Teile seiner Geschichte erfunden. Er liebte es, Geschichten zu erzählen." Sie seien deshalb auch immer etwas misstrauisch gewesen. Es sei aber auch nicht so wichtig, ob Callahan tatsächlich einen getunten Hochgeschwindigkeitsrollstuhl wie im Film gehabt habe - was Van Sant weiß: "Er raste immer über die Straße an den Läden vorbei und hatte oft Unfälle. Das war seine Weise, Spaß zu haben - statt mit dem Skateboard."

US-amerikanischer Schauspieler Joaquin Phoenix (Quelle: dpa/Christopher Tamcke/Geisler-Fotop)
Joaquin Phoenix bei der Pressekonferenz. | Bild: dpa/Geisler-Fotopress

Man kann fast froh sein, dass Phoenix überhaupt zur Berlinale gekommen ist, denn dass er Filmfestivals eigentlich nicht mag, daraus macht der Golden-Globe-Gewinner keinen Hehl. "Ich mag Festivals nicht, überhaupt nicht. Aber heute bin ich froh, hier zu sein." bemerkt er auf der Pressekonferenz zu "Don't Worry, He Won't Get Far on Foot". Man nimmt es ihm nicht ganz ab, denn auf der Pressekonferenz zu seinem Film sieht es manchmal fast so aus, als schliefe Phoenix. Vielleicht freut sich der 43-Jährige am Ende des Festivals ein bisschen mehr über seine Anwesenheit auf dem Festival - der Schauspieler wird von vielen der internationalen Medienvertreter als aussichtsreicher Anwärter auf die Auszeichnung als bester Schauspieler der Filmfestspiele gehandelt -  In "Don't Worry, He Won't Get Far on Foot" ist übrigens auch der deutsche Schauspieler Udo Kier in einer Nebenrolle als Alkoholkranker Hans zu sehen.

Sendung:  zibb, 20.02.2018, 18.30 Uhr

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren