rbb-Koproduktionen auf der Berlinale - Wenn ein Theater ins Kino kommt

Di 06.02.18 | 11:15 Uhr

Das reale Leben im Fokus: In diesem Jahr laufen fünf rbb-Koproduktionen auf der Berlinale – allesamt Dokumentarfilme. Es geht unter anderem um einen legendären Theatermacher, ein Urlaubsparadies und ein gruppentherapeutisches Experiment mit Folgen.

Unter Intendant und Regisseur Frank Castorf wurde die Berliner Volksbühne für ihre radikale Reaktion auf gesellschaftliche Umbrüche und die Erprobung neuer Theatermittel bekannt. Castorfs Motto: In einer Gesellschaft, die sich zunehmend gegenüber neuen Denkweisen und ästhetischen Grenzüberschreitungen abschottet, sei das Theater der letzte Partisan. Die Wellen schlugen hoch, als der belgische Theaterwissenschaftler Chris Dercon Castorf im vergangenen Jahr als Intendanten der Volksbühne ablöste. Der Dokumentarfilm "Partisan" begleitet Castorf bei seiner Abschiedsinszenierung an der Volksbühne, dem "Faust", und wirft zugleich einen Blick in den Maschinenraum dieser Theaterfabrik. 

Der Dokumentarfilm von Matthias Ehlert, Lutz Pehnert, Adama Ulrich läuft in der Sektion Panorama und ist eine Koproduktion der solo:film mit dem rbb.

Aufführungsdaten:

21.02.2018, 18.00 Uhr,  Kino International

22.02.2018,  13.00 Uhr,  Kino CineStar 7

25.02.2018, 13.00 Uhr,  Kino CineStar 7

Zwischen Hoffnung, Heimweh und Angst vor Abschiebung

In dem Film "Zentralflughafen – THF" begleitet Regisseur Karim Aïnouz den Syrer Ibrahim. Er kam vor drei Jahren in Berlin am Flughafen Tempelhof an. Nicht mit dem Flugzeug, sondern auf der Flucht.  Der Regisseur beobachtet über ein Jahr, wie Ibrahim und seine Freunde eine weitere Reise unternehmen: zwischen Hoffnung, Heimweh und Angst vor Abschiebung – und doch auf der Stelle treten. Mitten in Berlin. Wo draußen auf dem Tempelhofer Feld Berliner ihre Drachen steigen lassen.

"Zentralflughafen – THF" läuft ebenfalls in der Sektion Panorama uns ist eine Produktion der LUPA FILM GmbH in Koproduktion mit rbb und ARTE, Les Films d’Ici, Mar Filmes sowie Medienboard Berlin-Brandenburg.

Aufführungsdaten:

17.02.2018, 17.00 Uhr, International

18.02.2018, 12.00 Uhr, CineStar 7

19.02.2018, 15.00 Uhr, CineStar 3

 

Blumen am Ehrenmal des sowjetischen Kriegers

Jedes Jahr versammeln sich am 9. Mai Menschen im Treptower Park in Berlin. Sie feiern den "Tag des Sieges", also den Tag, an dem die UdSSR das faschistische Deutschland besiegte. Die Menschen kommen mit Fahnen, Blumen, Plakaten, festlich oder in sowjetische Militäruniform gekleidet. Sie legen Blumen am Ehrenmal des sowjetischen Kriegers nieder. Sie singen, tanzen, trinken.  Dies alles hat Regisseur Sergei Loznitsa in seinem Film "Tag des Sieges" festgehalten. Loznitsa stammt aus der Ukraine, lebt aber seit 2001 mit seiner Familie in Deutschland.

"Tag des Sieges"  läuft in der Sektion Forum und ist eine Produktion von Imperativ Film in Koproduktion mit dem rbb, gefördert vom Medienboard Berlin-Brandenburg.  

Aufführungsdaten:

19.02.2018, 19.00 Uhr,  Kino Delphi

20.02.2018, 13.30 Uhr, Kino CinemaxX 6

21.02.2018, 13.45 Uhr,  Kino CineStar 8,

23.02.2018, 15.30 Uhr,  Kino in der Akademie der Künste

25.02.2018, 20.00 Uhr,  Kino Colosseum 1

Ein gruppentherapeutisches Experiment und seine Folgen

Regisseur Gerd Kroske widmet sich in seinem Film "SPK Komplex" der unerzählten Geschichte des sogenannten Deutschen Vorherbstes. Im Sozialistischen Patientenkollektiv (SPK) schlossen sich 1970 in Heidelberg rund 50 Psychiatrie-Patienten unter der Leitung des Arztes Wolfgang Huber zusammen. Sie betrachteten ihre Erkrankungen als von der kapitalistischen Gesellschaft verursacht und wollten sich in einer Therapiegemeinschaft selbstständig heilen. Das gruppentherapeutische Experiment endet allerdings mit Verhaftungen, Gefängnis und der Aberkennung von Hubers Approbation. Die SPK– Gerichtsprozesse wirken heute wie eine Vorwegnahme der Stammheim-Prozesse – mit Mitteln zum Ausschluss der Rechtsanwälte, Totalverweigerung der Angeklagten und empfindlichen Strafen für das Ehepaar Huber. Dabei stand die Härte der Strafverfolgung in kaum einem Verhältnis zu den eigentlichen Taten. Kroske erzählt hier eine Geschichte vom Irresein und Irrewerden - und deren öffentlicher Wahrnehmung.

Eine Produktion der realistfilm in Koproduktion mit dem rbb gefördert durch BKM, DFFF, Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein, Kulturelle Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern und Medienboard Berlin-Brandenburg. Der Film läuft in der Sektion Forum.  

Aufführungsdaten:

18.02.2018, 16.30 Uhr,  Kino in der Akademie der Künste

19.02.2018, 11.00 Uhr,  Kino CineStar 8

23.02.2018, 18.30, Kino Delphi

25.02.2018, 17.00, Kino Arsenal 1 

Usedom - eine deutsch-polnische Urlaubsinsel

Sommer, Sonne, Strand und Meer: Der in Berlin lebende – und in Heringsdorf geborene – Filmemacher Heinz Brinkmann legt mit "Usedom – der freie Blick zum Meer" seinen dritten Film über Usedom vor. Mit seinem ersten Usedom-Film fing Brinkmann vor 25 Jahren die Stimmung unmittelbar nach der Wende ein. Heute geht sein Blick einerseits zurück zu seinen Gesprächspartnern vom Sommer 1991, aber er geht auch über die Grenze hinweg ins polnische Swinoujscie. Usedom ist heute eine deutsch-polnische Insel, die mit ihrer Zweistaatlichkeit vom Tourismus lebt. Da ist die junge Polin Izabela Jarych, die Empfangsdame im 5-Sterne-Hotel "Ahlbecker Hof" ist und davon träumt, auch noch in anderen Ländern zu arbeiten. Aber auch der Ahlbecker Fischhändler Hartmut Domke, der seinen Fisch vor allem in Polen kauft und ebenfalls polnische Arbeitskräfte beschäftigt.

Der Film läuft in der Sektion Berlinale Special und ist eine Produktion der ARTIA NOVA FILM in Koproduktion mit NDR und rbb Gefördert durch BKM, DFFF und Kulturelle Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern.

Aufführungsdaten:

17.02.2018, 11.30 Uhr,  Kino International

Sendung: rbb aktuell, 06.02.2018, 16.00 Uhr

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