Punkrock auf der Berlinale: Der Tote-Hosen-Film "Weil Du nur einmal lebst" hat am Freitagabend Premiere im Berliner Friedrichstadtpalast gefeiert. Auf dem roten Teppich liefen die komplette Düsseldorfer Band um Sänger Campino und weitere Musiker und Promis auf. Dazu zählten Jan "Monchi" Gorkow, Frontmann von Feine Sahne Fischfilet, Autor und Musiker Thees Uhlmann und Filmregisseur Wim Wenders.
"Weil du nur einmal lebst" nimmt den Zuschauer mit auf die vergangene Tour der Hosen. Herausgekommen ist ein intimes Band-Porträt und ein intensiver Konzertfilm zugleich. Regisseurin Cordula Kablitz-Post begleitet die Musiker backstage und im Bus. Paul Dugdale der bereits Shows von Taylor Swift, Adele und den Rolling Stones gefilmt hat, liefert spektakuläre Konzertaufnahmen.
Die Toten Hosen hatten sich Anfang der 1980er Jahre aus der Düsseldorfer Punkszene heraus gegründet. Inzwischen gehören sie zu den erfolgreichsten Bands im deutschsprachigen Raum. "Ich wollte ergründen, was die Band nach all den Jahren noch zusammenhält und was das Erfolgsprinzip ist", sagte Kablitz-Post. Für Frontmann Campino war hingegen die andere Perspektive auf die Band sehr spannend: "Wie betrachtet jemand unsere Familie, unsere Seifenblase von außen? Was entdecken die da noch?", sagte er der Deutschen-Presse-Agentur. Außerdem sei der Zeitpunkt für den Film der richtige, betonte er mit einem Grinsen: "Wir sind in einer Phase, in der es nur noch abwärts geht. Besser die Doku jetzt machen, als in fünf Jahren".
Die Einstellung der Band zum Tourleben habe sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte verändert, erzählte Campino. "Wir haben kein Problem mehr damit, uns professionell vorzubereiten, wir empfinden das nicht als Verrat, nüchtern auf die Bühne zu gehen. Das war in den ersten Jahren unserer Karriere unmöglich." Damals sei man bei Konzerten aus seinem alltäglichen Leben ausgebrochen, "um Held zu sein für eine Nacht - heute ist das unser Leben".
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Das sind sie, die Toten Hosen (v. l.): Sänger Campino, Schlagzeuger Vom Ritchie, Bassist Andreas Meurer, Gitarrist Andreas von Holst und Gitarrist Michael Breitkopf. Seit mehr als 35 Jahren gibt es die Band nun schon.
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"Wir haben sie alle abgehängt": Schon ihr Debütalbum "Opel-Gang" (1983) brachte den Toten Hosen großen Erfolg. Hier hängen sie "backstage" beim Anti-WAAhnsinnsfestival 1986 mit der Band BAP, Udo Lindenberg und Wolfgang Niedecken rum.
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1984 folgte "Unter falscher Flagge" und 1986 "Damenwahl". Der Tonfall war damals noch ein anderer: Mit "Damenwahl" gingen sie unter dem Motto "Ficken, Bumsen, Blasen" auf Tour und ließen Kondome im Publikum verteilen.
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Ein Jahr später brachten sie unter dem Pseudonym "Die Roten Rosen" eine Schallplatte mit Rockcovern von bekannten deutschen Schlagern heraus. Die Roten Rosen sollten zum Running Gag der Band werden.
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1988 folgte dann das Album "Ein kleines bisschen Horrorschau", das den Hosen unter anderem dank "Hier kommt Alex" den kommerziellen Durchbruch brachte. Inspiriert war es von Anthony Burgess' Roman "Uhrwerk Orange" und der Stanley-Kubrick-Verfilmung "Clockwork Orange".
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Währenddessen hat die Band einige Looks gesehen. Ob 90er-Jahre Grufti-Chic oder Spaßpunk-Outfits nach dem Motto "bunter, gemusterter, blonder!" Manchmal supercool und manchmal ... nunja, eben etwas clownig.
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Und wer erinnert sich nicht: Schon in den 90ern hatten die Toten Hosen ihre eigene Show bei Radio Fritz: "1000 Takte Tanzmusik - Die einzig und artige Radio-Show mit den Toten Hosen".
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Auch an der Liebe zum Fußball hat sich nie etwas geändert und führte die Toten Hosen letztlich vom Spaßpunk zum Stadionrock. Hier stehen sie in den 90er-Jahren im Stadion von Fortuna Düsseldorf, ihrem Heimatverein.
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Und überhaupt: Was wären die Toten Hosen ohne Düsseldorf - und Düsseldorf ohne die Toten Hosen? Die Band engagiert sich seit Beginn ihrer Karriere umfassend für die Stadt, zum Beispiel durch ein Benefizspiel mit der Düsseldorfer Eishockeymannschaft "Knochenbrecher Düsseldorf" im Jahr 1995.
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Engagement hat die Band von Beginn an großgeschrieben und sich politisch positioniert. Die Toten Hosen begleiteten Demonstrationen und gaben zahlreiche Benefizkonzerte - unter anderem gegen Rassismus und rechte Gewalt.
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Umso tragischer war ein Zwischenfall beim Jubiläum zum geschätzten 1.000. Konzert der Band am 28. Juni 1997 im Düsseldorfer Rheinstadion. Hunderte Besucher mussten wegen Hitzschlägen behandelt werden, ein junges Mädchen starb in der Menge vor der Bühne. Die Toten Hosen sagten weitere Konzerte ab und spielten zwei Jahre nicht mehr in Stadien.
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1998 fand die Band ihre heutige Besetzung. Der britische Schlagzeuger Vom Ritchie, bürgerlich Stephen George Ritchie, löste Wolfgang Rohde ab.
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In den folgenden Jahren brachten die Toten Hosen insgesamt 14 Alben heraus. Dabei wurden ihre Texte immer ernster und gesellschaftskritischer.
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Die großen Stadien und Festivals rocken sie nach wie vor, oder treten zu guten Zwecken auf, wie hier beim Benefizkonzert in Chemnitz gegen rechte Gewalt. Ballermann-Klassiker wie "Eisgekühlter Bommerlunder" und "Zehn kleine Jägermeister" hört man heute weniger von der Band.
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Ihre letzte Tour "Laune der Natour" zum Album "Laune der Natur" hat die Dokumentarfilmerin Cordula Kablitz-Post in ihrem Film "Weil du nur einmal lebst - Die Toten Hosen auf Tour" festgehalten. Auf der Berlinale stellen die Toten Hosen den Film nun vor und singen Präsident Dieter Kosslick sein Abschiedsständchen.
Der Film führt den Zuschauer in große Stadien und kleine Clubs wie das legendäre SO36 in Berlin-Kreuzberg, zum #wirsindmehr-Konzert gegen Rechts nach Chemnitz oder zu Auftritten nach Argentinien, wo die Musiker ihre treuesten Fans außerhalb des deutschsprachigen Raums haben. Er zeigt aber auch Tiefpunkte, wie Campinos Hörsturz, der zu einer Unterbrechung der Tour führte. Vom Publikum, darunter zahlreiche Hosen-Fans, wurde der Film begeistert gefeiert. Immer wieder gab es während der Vorstellung Szenenapplaus.
Eine schöne Überraschung wartete auch auf den scheidenden Berlinale-Chef Dieter Kosslick. Die Zuschauer sangen für ihn zum Abschied "For He's a Jolly Good Fellow", er bedankte sich mit einer Verbeugung und zog seinen Hut. Der Film "Weil du nur einmal lebst" läuft im Berlinale Special. Am 28. März kommt er in die Kinos.
Kommentar
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Antwort auf [G. M.] vom 16.02.2019 um 15:19
3 Kommentare
3.
Was die Band zusammen hält? Kohle, Geld, Asche, ...
Es ist schon peinlich, dieses Geplärre als "Punk"Musik zu bezeichnen. Die Tote Hose Camping und dessen "Punk" ist soweit weg, wie die Sonne von der Erde.
Was man schlussendlich davon halten kann, hat Böhmermann eindrücklich beschrieben:
https://m.youtube.com/watch?v=qx_qdOWy784
Nebenbei: hat die Tote Hose eigendlich auch seinen ECHO(s) zurück gegeben?
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3 Kommentare
Was die Band zusammen hält? Kohle, Geld, Asche, ...
Es ist schon peinlich, dieses Geplärre als "Punk"Musik zu bezeichnen. Die Tote Hose Camping und dessen "Punk" ist soweit weg, wie die Sonne von der Erde.
Was man schlussendlich davon halten kann, hat Böhmermann eindrücklich beschrieben:
https://m.youtube.com/watch?v=qx_qdOWy784
Nebenbei: hat die Tote Hose eigendlich auch seinen ECHO(s) zurück gegeben?
2 Konzerte 2018 in Waldbühne - Klasse !!!!
Könnten auch langsam mal betreten, mir waren die immer zu prollig.