Berlinale-Spielplan veröffentlicht - Welcher Film wann und wo läuft - und welche Stars kommen

Di 11.02.20 | 15:28 Uhr
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Archiv: Der US-amerikanische Schauspieler Johnny Depp kommt zur Deutschlandpremiere des Kinofilm "Lone Ranger" in Berlin (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Bild: dpa/Jörg Carstensen

Der vollständige Berlinale-Spielplan steht, der Countdown läuft. Noch neun Tage bis zum Festivalstart. Ein Überblick darüber, was beim Festival läuft und welche Stars auf dem roten Teppich erwartet werden.

Lange erwartet, jetzt ist er da: der Spielplan für die 70. Berlinale. Am Dienstag, neun Tage vor Start, hat das Festival Spielorte und -zeiten für das komplette Programm verröffentlicht [berlinale.de].

Der Ticketvorverkauf beginnt am 17. Februar um 10 Uhr [berlinale.de]

Zu dieser Berlinale wird es keine App geben, wie das Festival mitteilte. Die Website berlinale.de sei neu gestaltet und für die Benutzung auf allen Geräten optimiert worden.  

Die 70. Internationalen Filmfestspiele werden in jedem Fall besonders: Es ist Jahr eins nach dem Abschied des Festivalleiters Dieter Kosslick. Dass die neuen Berlinale-Chefs Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek das größte Publikumsfestival der Welt anders ausrichten wollen, ist dem diesjährigen Programm anzumerken - nicht nur weil das Festival mit 340 Filmen deutlich schlanker als in den zurückliegenden Jahren ist. So hat Chatrian mit der Sektion Encounters einen weiteren Wettbewerb für Filme mit "ungeahnten Ideen, Visionen und Erzählweisen" ins Leben gerufen. 15 Spiel- und Dokumentarfilme sind eingeladen. Drei Preise werden vergeben - allerdings nicht in Form von Bären, sondern als Plakette.

Rolle Alfred Bauers

Neben einigen organisatorischen Unwegsamkeiten - etwa dem Wegfall des Berlinale-Kinos Cinestar am Potsdamer Platz - fiel der neuen Doppelspitze auch ein Stück Festivalgeschichte vor die Füße: Ausgerechnet zum 70. Jubiläum gerieten die Anfänge der Berlinale negativ in den Blick: Nachdem die Wochenzeitung "Die Zeit" ihre Recherchen über die Rolle des Berlinale-Gründungsleiters Alfred Bauer in der NS-Filmpolitik veröffentlicht hatte, setzten Chatrian und Rissenbeek den nach Bauer benannten Preis aus. Sie wollen die Festivalgeschichte zudem wissenschaftlich aufarbeiten lassen.

Sigourney Weaver ist der Star des Eröffnungsfilms

Eröffnet wird das diesjährige Festival mit der Weltpremiere von Philippe Falardeaus "My Salinger Year" am 20. Februar im Berlinale Palast am Potsdamer Platz. Falardeau porträtiert darin die junge Schriftstellerin Joana (Margaret Qualley), die als Assistentin einer Literaturagentin (Sigourney Weaver) die Fanpost des Starautors J.D. Salinger beantwortet. Weaver, mit der "Alien"-Trilogie berühmt geworden und dreimal für den Oscar nominiert, eröffnet nicht zum ersten Mal eine Berlinale: 2006 hatte sie diese Ehre mit "Der Geschmack von Schnee". "My Salinger Year" läuft allerdings nicht im Wettbewerb.   

Drei Dinge, die Sie über den Wettbewerb wissen müssen

Unter insgesamt 18 Filmen wird die internationale Jury unter der Leitung von Jeremy Irons über den Goldenen und die Silbernen Bären entscheiden.  Ein thematisches Motto hat Chatrian, anders als sein Vorgänger Dieter Kosslick, nicht herausgegeben. Kennzeichend für den diesjährigen Wettbewerb seien drei Dinge:
- viele vertraute Berlinale-Regisseure wie Petzold, Qurbani, Hong Sangsoo ("Domangchin yeoja"/The Woman Who Ran)", Sally Potter ("The Roads Not Taken") oder Benoit Delépine "Effacer l'historique"/Delete History) 
- vier Regie-Duos
- viele Filme über "die dunkle Seite des Menschen".

Drei deutschsprachige Wettbewerbsbeiträge über Berlin

Drei der 18 Wettbewerbsbeiträge haben die Stadt Berlin im Blick: Burhan Qurbani hat Alfred Döblins Klassiker "Berlin Alexanderplatz" mit Jella Haase neu verfilmt. Christian Petzold tritt mit seinem modernen, in Berlin spielenden Märchen "Undine" an - der Film mit Paula Beer und Franz Rogowski ist bereits Petzolds fünfter auf der Berlinale. Auch in dem Schweizer Drama "Schwesterlein" des Regisseurinnen-Duos Stéphanie Chuat und Véronique Reymond mit Nina Hoss und Lars Eidinger in den Hauptrollen ist Berlin selbst eine wichtige Protagonistin. Der Film spielt rund um die Berliner Schaubühne, zu deren Ensemble Hoss und Eidinger gehören. Auch der Chef Thomas Ostermeier hat einen Gastauftritt.

Bardem, Hayek, Clinton und Depp

Zum ersten Mal findet die Berlinale nach der Oscarverleihung statt - ein Argument für die Großen der US-Filmbranche, sich den weiten Weg nach Berlin zu sparen. Grund für Geschrei am roten Teppich gibt es dennoch. 

Die meisten Stars hat Sally Potters Wettbewerbsbeitrag "The Roads Not Taken" zu bieten: Javier Bardem, Elle Fanning und Salma Hayek spielen in der Vater-Tochter-Geschichte mit. Das grimmigste Sicherheitspersonal wird vermutlich eine Frau mitbringen, die mit Schauspielerei - jedenfalls im künstlerischen Sinne - gar nichts zu tun hat: Die Ex-US-Außenministerin und Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton kommt zur Berlinale, weil sie die Protagonistin der Dokuserie "Hillary" ist.

Johnny Depp verkörpert in "Minamata" den legendären US-Fotografen und Reporter W. Eugene Smith (1918-1978). Der Film von Andrew Levitas handelt von Smiths Reise nach Japan, wo er im Fischerdorf Minamata einen Umweltskandal durch einen Großkonzern mit aufdeckte. "Hillary" und "Minamata" sollen auf dem Festival (20. Februar bis 1. März) in der Reihe Berlinale Special [berlinale.de] laufen. Die britische Oscar-Preisträgerin Helen Mirren wird ebenfalls über den roten Teppich schreiten. Ihr haben die Festivalplaner die Sektion Hommage und den diesjährigen Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk gewidmet. 

Cinestar fällt als Spielort weg - Umzug zum Alex

Fest steht schon jetzt: Dieses Jahr macht die Berlinale es ihren Besucherinnen und Besuchern nicht gerade einfacher. Zur 70. Ausgabe müssen die Fans den Umzug vom Cinestar am Potsdamer Platz zum kilometerweit entfernten Cubix am Alexanderplatz akzeptieren. Dass außerdem die Ladengalerie der Arkaden inklusive Gastronomie wegen Renovierung geschlossen ist, Geschäfte in den Arkaden generell dichtgemacht haben und auch am U-Bahnhof Potsdamer Platz gebaut wird, macht den Festivalbesuch etwas unerfreulicher.

Wem der ganze Zinnober sowieso zum Hals raushängt: Auch abseits der Beton- und Glaswüsten kann man die Filmkunst der Berlinale genießen. Auch 2020 geht es in die Kieze und wieder sind es andere als zuvor: Unter anderem laden das City Kino Wedding [berlinale.de], der Filmrauschpalast [berlinale.de] in Moabit, das Xenon Kino [berlinale.] in Schöneberg, das Moviemento [berlinale.de] in Kreuzberg und die Neuen Kammerspiele [berlinale.de] in Kleinmachnow ein.

Tagesübersicht: Die Wettbewerbsfilme der 70. Berlinale

  • Freitag, den 21. Februar

  • Samstag, den 22. Februar

  • Sonntag, den 23. Februar

  • Montag, den 24. Februar

  • Dienstag, den 25. Februar

  • Mittwoch, den 26. Februar

  • Donnerstag, den 27. Februar

  • Freitag, den 28. Februar

Sendung: Inforadio, 11.02.2020, 16:00 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Es wird erwähnt das das Cinestar weggebrochen ist, das die Arkaden dicht sind, das man das Cubix zum ausweichen entdeckt hat, aber wie so oft beachtet man seitens Presse eine Sektion der Berlinale so gut wie garnicht... Die Generation.
    Diese findet dieses Jahr nicht wie gewohnt im Haus der Kulturen der Welt statt, sondern in der Urania. Mir vorliegenden Infos scheint es am Umbau des Saals im HKW zu liegen.

  2. 1.

    Die Berlinale wo Ai Weiwei zensiert wird, weil er zu kritisch ist! Trauerspiel!

    p.S. Lesen Sie das neueste Interview mit Ai Weiwei in der Zeitung.

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