Potsdamer Platz - Mitgründer fordert Abriss des "Boulevard der Stars" in Berlin
2010 Glamour, 2022 Verwahrlosung: Der "Boulevard der Stars" am Potsdamer Platz sollte die Stars des deutschen Films würdigen. Einer der Initiatoren hat heute keine Hoffnung mehr für die Anlage. Dabei war ihr von vornherein kein langes Leben beschieden.
Der "Boulevard der Stars" am Potsdamer Platz in Berlin-Mitte sieht trostlos aus: Die Sterne sind stumpf, teilweise kaputt oder fehlen, quer über den Boulevard verläuft ein Kabelkanal. Der "Rote-Teppich"-Belag ist eingerissen.
Der verwahrloste Boulevard sei nicht mehr zu retten, sagt der einstige Mitgründer des Denkmals, Fred Breinersdorfer, rbb|24 am Freitag. "Ich würde sagen: abreißen. Nicht mehr Geld reinstecken und das ganze Ding neu anfangen." Er sei traurig und beschämt über die Entwicklung. Zu lange sei das Denkmal vernachlässigt worden, jetzt sieht er nur noch eine Lösung im Neuanfang.
Von vornherein nur eine temporäre Einrichtung
Dabei ist die Eröffnung des Boulevards noch gar nicht so lange her: Im September 2010 trafen sich hier deutschsprachige Künstler, Musikerinnen, Politiker, um das Denkmal feierlich einzuweihen. Die ersten goldenen Sterne bekamen verstorbene Ikonen des deutschen Films, aktuelle Entertainer und Shootingstars. Geehrt wurden unter anderem Till Schweiger, Diane Krüger, Katharina Thalbach, Thomas Gottschalk und Marlene Dietrich.
Der "Boulevard der Stars" sollte nach dem Vorbild des "Walk of Fame" in Hollywood alle Stars und Sternchen aus Deutschland auszeichnen. "Eine Stadt wie Berlin als Filmstadt braucht so etwas. Sie braucht einen 'Walk of Fame', weil wir ja eine unglaublich lange über hundertjährige Geschichte im Film haben", so Breinersdorfer.
Allerdings war von Anfanf an klar, dass die Metallsterne an dieser Stelle nicht für alle Ewigkeit funkeln werden. "Der Boulevard der Stars (BdS) war von vornherein als temporäre Einrichtung geplant", heißt es aus der Pressestelle des Bezirksamts Mitte, "bis die seit Jahren geplante Straßenbahnplanung für den Potsdamer Platz in konkrete Baumaßnahmen mündet". Mittlerweile sind die Pläne recht konkret. Die verblassten Sterne müssen in ein paar Jahren Kies und Stahlschienen weichen.
Bezirk befindet sich in Rechtsstreit wegen möglicher Sanierungsmängel
Die letzte Ehrung fand 2016 statt, damals wurden unter anderem Iris Berben und Matthias Schweighöfer mit einem Stern ausgezeichnet. Das letzte Mal saniert wurde hier 2018, seitdem ist nichts mehr passiert. Die gemeinnützige Gesellschaft "Boulevard der Stars", die für den Boulevard zuständig war, existiert seit 2019 nicht mehr. Seit Jahren verwahrlost die Anlage zunehmend.
Wegen des desolaten Zustands befindet sich der zuständige Bezirk derzeit in einem Rechtsstreit mit den verantwortlichen Architekt:innen und ausführenden Firmen. "Das Bezirksamt Mitte ist seit Jahren bemüht, die Baumängel auf dem Boulevard der Stars zu beseitigen." Der Bezirk geht davon aus, dass während der Instandssetzung 2018 für den roten Bodenbelag mangelhaftes Material verwendet wurde. Seit Mai 2021 warte man auf ein entsprechendes Gutachten, heißt es.
Sendung: rbb|24 Social, 11.02.2022, 12 Uhr