Die Geschichte des Berliner Teufelsbergs - Aufgeschüttet aus Ruinen

Fr 24.10.14 | 14:59 Uhr
Teufelsberg (Quelle: rbb/Matthias Gabriel)
Bild: rbb/Matthias Gabriel

Der designierte Regierende Bürgermeister Michael Müller hat die erlahmte Diskussion um den Teufelsberg wieder in Gang gebracht. Von der Erhebung, die den Kriegsschutt Berlins bedeckt, lauschten einst die Amerikaner in Richtung Osten. Heute ist der größte Berg Berlins Mahnmal, Erholungsziel, Aussichtspunkt und Kunstforum. Ein Rückblick auf 80 Jahre Berggeschichte.

Adolf Hitler persönlich legte unter dem Teufelsberg, damals noch Teil des eigentlich nicht zur Bebauung freigegebenen Grunewalds, den Grundstein für die "Wehrtechnische Fakultät". Hier sollten die Ingenieure für Rüstung und Krieg forschen, die Falkultät sollte der Beginn einer großen Hochschulstadt sein. Ein riesiges Auditorium schwebte Hitler vor und eine neue Universitätsklinik. Die Reichshauptstadt Berlin sollte zur "Welthauptstadt Germania" ausgebaut werden, dem Mittelpunkt seines großgermanischen Weltreichs.

Von 0 auf 120

Die "Wehrtechnischen Fakultät" jedoch war das erste und blieb das letzte Gebäude, das im Rahmen des Projekts "Hochschulstadt" in Angriff genommen wurde. Über den Rohbau kam es nie hinaus. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Ruine teilweise abgerissen, der Rest mit Trümmern aufgefüllt und bedeckt. Insgesamt 26 Millionen Tonnen Schutt wurden über 22 Jahre an dieser Stelle abgeladen. Allmählich entstand auf diese Weise der Teufelsberg, der seinen Namen vom nahe gelegenen Teufelssee erhielt. Wie andere Müll- und Schuttberge wurde er mit Erde und Sand gestaltet und schließlich bepflanzt. Heute ist der Teufelsberg mit 120 Metern die höchste Erhebung im Berliner Stadtgebiet.

NSA und Weintrauben

Ab den späten 50er Jahren nutzten die Amerikaner den Teufelsberg zur Überwachung des Berliner Luftraums. Sie errichteten auf dem Plateu eine geheime militärische Anlage mit den fünf markanten fensterlosen Antennenkuppeln. Die "Field Station Berlin" diente im Rahmen des Spionagenetzes Echelon zur Überwachung der Kommunikation im "feindlichen" östlichen Gebiet. Auch britische Aufklärungs- und Sicherheitsdienste nutzten die Anlage, während am Südhang des Berges der Wein wuchs, aus dem das Wilmersdorfer Tröpfchen gekeltert wurde.

1992 räumten Amerikaner und Briten Westberlin und den Teufelsberg - nun war er Eigentum des Bundeslands. Doch die Betriebskosten waren hoch und so verkaufte der Berliner Senat vier Jahre später das Areal an die Kölner Investorengemeinschaft Teufelsberg KG (IGTB). Diese hatte Pläne für ein Tagungshotel, ein Spionagemuseum, Luxuswohnungen und eine Gaststätte und begann mit der Errichtung einiger Fundamente und Musterwohnungen. Doch Umweltschützer und zu hohe Kosten verhinderten die Projekte, seit 2002 sind jegliche Bauarbeiten eingestellt.

Und nun?

Heute ist der Teufelsberg ausschließlich Erholungsziel. Die asphaltierten Straßen werden zum Skateboarden, der Berg zum Drachenfliegen, die Wege zum Mountainbiken genutzt. Im Sommer wird geklettert, im Winter gerodelt. Täglich werden Rundgänge und Besichtigungen der Anlagen angeboten, Künstler nutzten die Ruinen für Graffiti, während Wachpersonal versucht, sie vor Vandalismus zu schützen. Geholfen hat es wenig: Über die Jahre wurden die Gebäude zerstört und beklaut.

2004 verfiel endgültig die Baugenehmigung für das Plateau des Teufelsbergs, seitdem ist das Gebiet als "Wald" ausgewiesen und eine Bebauung nicht mehr möglich. Für die Nutzung des Areals gibt es verschiedene Ideen: Die eine Seite fordert eine Beseitigung der Anlagen und die Renaturierung, die andere verlangt für die Gebäude Denkmalschutz. Der Filmregisseur David Lynch legte vor sieben Jahren den Grundstein für eine "vedische Friedensuniversität", die an der fehlenden Baugenehmigung scheiterte, währenddessen fordern Veteranenvereine die Errichtung eines Denkmals.

Nun kündigte der Bausenator und künftige Regierende Bürgermeister Michael Müller an, den Teufelsberg wieder in den Besitz des Landes zu holen. Das Gelände ist mit Hypotheken von rund 33 Millionen Euro belastet. Wollte der Senat es zurückkaufen, müsste er diese übernehmen.

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