Corona-Krise - Die Berliner Clubszene blickt pessimistisch in die Zukunft

So 19.04.20 | 22:10 Uhr
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DJane in Berliner Club ist als Schattenriss zu sehen. (Quelle: rbb/Abendschau)
Video: Abendschau | 19.04.2020 | Milan Panek | Studiogespräch | Bild: rbb/Abendschau

Seit gut einem Monat sind die Berliner Clubs geschlossen. Die Szene, die ohnehin nur eine geringe Gewinnmarge hat, trifft die Corona-Krise besonders hart - und wohl auch besonders lange. Das erwartet jedenfalls die Vorsitzende der Clubcommission. 

Die Clubszene in Berlin blickt angesichts der Corona-Krise pessimistisch in die Zukunft. Die Vorsitzende der Clubkommission, Pamela Schobeß, sagte am Sonntag der rbb-Abendschau, sie rechne damit, dass die Clubs die letzten Einrichtungen seien, die wieder aufmachen dürfen.

"United we stream" bringt bislang 400.000 Euro

Im Moment verdiene man fast nichts. Deswegen benötige man eine öffentliche Förderung, so Schobeß. Der Kulturfonds des Senats sei ein guter Ansatz. Es werde aber wohl noch eine Weile dauern, bis die Gelder bei den Antragstellern ankommen.

Die Clubszene leide unter den Einnahmeausfällen besonders, weil die Gewinnmarge in der Branche im Schnitt bei etwa einem Prozent liege. Schobeß lobte die Internet-Aktion "United we stream". Durch die Livestreams der Clubs seien bisher immerhin 400.000 Euro zusammengekommen. "Jeder Tropfen hilft, um zu überleben", so Schobeß, die selbst den Club "Gretchen" betreibt.

"Was wir jetzt verlieren, holen wir nie wieder rein"

Zinslose Kredite hingegen seien keine Hilfe. "Wir können die Kredite nicht zurückzahlen. Das, was wir jetzt verlieren, können wir nie wieder reinholen", gibt Schobeß zu bedenken. Zwar hätten verschiedene Clubbetreiber schon versucht, Kredite zu beantragen, die seien aber nach ihrem Wissen von den Banken alle abgelehnt worden.

Seit dem 14. März sind die Clubs in Berlin geschlossen. Die Partyszene stellt für Berlin einen großen Wirtschaftsfaktor dar. Laut einer Studie der Clubcommission kommt ein Viertel aller Hauptstadttouristen allein zum Feiern nach Berlin. Jährlich erwirtschaften die Clubs einen Umsatz von rund 170 Millionen Euro. Rund 9.000 Mitarbeiter beschäftigen Berlins Clubs. Dazu kommen Tausende freiberufliche Künstler.

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34 Kommentare

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  1. 34.

    Die USA sind auch um einiges größer und haben deutlich mehr Einwohner. Es ist einfach nur erschreckend wie sehr sich Menschen von nackten Zahlen aus der Ruhe bringen lassen ohne sich diese genauer anzuschauen.

  2. 33.

    In Duisburg kamen 21 Menschen ums Leben und 541 wurden verletzt und das einfach, weil die Organisatoren und die Polizei schlecht organisiert und reagiert haben. In Berlin über 15 Jahre Loveparade ohne größere Vorkomnisse. In Rammstein 70 Todesopfer und 1000 Verletzte. Werden deswegen jetzt alle Flugshows verboten? Und das Riskio bei Flugshows ist weitaus unkalkulierbarer. Schreien Sie da auch widerlich?

  3. 32.

    Ich empfehle dir mal ein Buch für Wirtschaft in die Hand zu nehmen.
    Mieten werden vom Umsatz bezahlt und es fallen sicher noch weitere laufende Kosten an.

  4. 31.

    Mir fehlt es sehr, momentan nicht tanzen gehen zu können bzw. in der Disco - ja, ich bin schon etwas älter, ein Club ist für mich ein Verein - laut Musik hören zu können.

    Dass die Gewinnmarge der Clubs bei nur einem Prozent liegt, halte ich für eine glatte Lüge. Da würde ich gerne mal bei dem einen oder anderen in die Buchhaltung kucken.

    Ich bin mir sicher, dass es auch zukünftig in Berlin Möglichkeiten geben wird, abends auszugehen bzw. zu feiern, wie man ja inzwischen so sagt. Die Jugend nimmt sich ihre Freiräume, egal unter welchen äußeren Bedingungen.

    Dass die Billigfliegerei erstmal vorbei ist, freut mich aus den unterschiedlichsten Gründen ebenso wie viele andere.

  5. 29.

    Clubs machen also aus braven Menschen Dealer, Drogenkonsumenten, Billigflieger etc.? Das wir hier ein tiefgreifendes Problem in der Gesellschaft haben sehen Sie wohl nicht und suchen den Sündenbock in den Clubs. Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Konsum findet nicht nur in den Clubs statt.
    Ich denke viel mehr an die Produzenten, Kreativen und Musiker der Szene, denen ohne Clubs eine Plattform fehlt. Techno wird in den Clubs gespielt und nicht bei Deutschland sucht den Superstar. Eine Welt nur mit kommerzieller Popmusik ist die Hölle!
    Und natürlich sind Clubs auch Orte der Begegnung und des freien Auslebens und Seins. WIe man dagegen sein kann, ist mir schleierhaft? Natürlich kann man (Drogen)-Konsum und maßlosen Hedonismus kritisieren. Hier zeigen aber vielmehr die Clubs, was in den Menschen unserer Gesellschaft inne steckt. Keine Clubs, heißt nicht automatisch, dass es keinen Drogenkonsum oder Hedonimus mehr gibt.

  6. 28.

    Wer die Ausgangsbeschränkungen für Panik hält, mag mal die Zahlen der Infizierten vor einem Monat vergleichen, Deutschland und USA. Heute haben die USA zehnmal mehr TOTE als wir. Da waren unsere Maßnahmen doch ganz gut. Clubs, die solide aufgestellt sind, auch mit versicherungspflichtig angestellten MitarbeiterInnen und etwa in der Künstlersozialkasse versichteren KünstlerInnen arbeiten, werden die Zeit überstehen. Viele finanzieren sich ausschließlich dam Rande der Legalität und durch Billigüberflieger. Es wird Zeit, daß sie sich anders aufstellen. Temporäre Kneipen gab es immer, die kamen und gingen ...

  7. 27.

    Wunderbar! Endlich tanzen ohne Trara und Hippness. Einfach, weil es Spaß macht ohne Fame und Selfi. Kein Schlangestehen, keine Selektion, kein Angesagtsein, kein zu sehr das, kein zu sehr das nicht. Gibt es ein Licht am Ende der Pandemie? Nein. Es wird wieder genauso konsumistisch wie vorher. Aber danke für den Anstoß zur Träumerei.

  8. 26.

    Nicht falsch verstehen - ich habe nichts gegen Clubs. Ich habe definitiv aber was gegen Billig-Touristen, weshalb ich schon im ersten Post zitierte: "Laut einer Studie der Clubcommission kommt ein Viertel aller Hauptstadttouristen allein zum Feiern nach Berlin."

    Wenn ein Viertel aller Billigflieger mit erhöhtem Flugbenzinverbrauch und fiesem Lärm wegfielen, weil die Club-Heinis nicht mehr billig herfliegen und feiern können, würde nicht nur der Umwelt gedient sein, sondern auch endlos Drogisten wegfallen. Und Leute, die sich wie Prolls benehmen, sobald sie den Club verlassen, wären auch nicht mehr ganz so viele da.

  9. 25.

    Naja, es heißt ja auch Clubkultur.
    Kultur ist nicht immer, das was man selber Kultur nennt.
    Ich persönlich ziehe auch eine Bachkantate einer Clubnacht vor. So entscheidet jeder, was für einem selber eine kulturelle Veranstaltung ist.

  10. 24.

    Ey, ich bin wohl der, der hier die damals noch nicht "Club" titulierten "Einrichtungen" hinlänglich bereichert hat, so kassenmäßig... aber das waren größtenteils Menschen, die NICHT für 23Euro30 aus Barcelona für eine lange Nacht nach Berlin GEFLOGEN sind und sonst nix in der Stadt ließen als ihre Kotze an der Spree. Die ungesunde Entwicklung zu Husch-Husch-Besuchen für kleines Geld in anderen Städten zum Nachteil der Umwelt und der dort wohnenden kann ruhig wieder zurückgefahren werden. Wenn ein Viertel des Flugverkehres wegfällt für die Feier-Touristen sind wir alle froh. Dann könnten Berliner auch wieder in sog. "Clubs" gehen. Ohne auf Lukas aus Castrop-Rauxel und Leon aus Barcelona zu treffen...

  11. 23.

    Marshall McLuhan: Wer A sagt, muss auch B sagen! (Dazu die Abbildung von Produktionsstätten der B52-Bomber). Waffenhersteller und -händler sich jedesmal entsetzt, wenn ein Amokläufer tötet. Die Nutzung von Waffen liegt allein in der Verantwortung des Besitzers (NRA). Was außerhalb von Clubs passiert bzw. damit zusammenhängt (Billigreiserei, Airbnb, Gentrifizierung, Touristifizierung, Belästigung der Anwohner, Umweltverschmutzung, Dealerei, Vandalismus) hat rein gar nichts mit den Clubs zu tun. Das Verhalten der Schlangestehenden, Abgewiesenen, dann endlich Konsumierenden liegt allein in der Verantwortung der Clubgänger, die dann wenn noch Geld übrig bleibt hoffentlich ganz friedlich in eines der Taxis steigen, die da die Nacht hindurch die Fahrradwege vorm Clubgelände blockieren. Aber bitte – chill doch endlich, ich voll krasser Spießer!

  12. 22.

    Wenn der Jahresumsatz € 170 Mio. beträgt und die Gewinnmarge vor Steuern 1 %, dann würden ja schon € 1,7 Mio. Zuschuss reichen, um die Clubs (ein ganzes Jahr lang) zu retten. Da sie keine Angestellten und Betriebsmittel in der Sperr-Zeit bezahlen müssen und die Inhaber auf allzu große Gewinne wohl verzichten würden, könnte das sogar auch noch für die Mieten reichen. Also, da haben wir in der Vergangenheit andere Wirtschaftsbereiche aber schon sehr viel teurer gerettet. Oder ?

  13. 21.

    Sehr richtig. Den vielen prekär Beschäftigten, die die Clubszene überhaupt erst möglich machen, denen geht es gerade besonders an den Kragen. Deshalb wirkt sich die Schwerpunktsetzung auf den hedonistischen Aspekt vom Mythos Berlin enorm aus. Darüber darf nachgedacht werden. Warum wird in Berlin so wenig produziert und eher konsumiert (dazu gehört Kultur – im Gegensatz zum Kulturschaffen, das heftigste Arbeit ist – und Amüsement)? Dies führt zu Abhängigkeiten, die aktuell vehement zum Tragen kommen. Ich bin gern für Party zu haben, meine Existenz will ich allerdings nicht danach ausrichten.

  14. 20.

    Und ich dachte BobbyKennedy wär tot. Was von Dir zu halten zeigt sich daran, dass Du Dich mit einem fremden Namen schmückst.
    Und zur Kultur. Kultur ist die Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung. Und nicht das Herumhängen in der Clubszene.

  15. 19.

    @Bär, mit dem Eingreifen des Menschen in die Natur haben Sie recht. Komasaufen, ohrenbetäubende Musik, Partydrogen um auf Toiur zu kommen, Grafititschmierereien, Nichtakzeptanz von Regeln um sich und andere Mitmenschen vor Viren zu schützen und das ewige Geschreie nach Freiheit um jeden Preis, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste, sind wirklich ein Eingriff in die Natur.

  16. 18.

    Ich bin selber kein Clubgänger. Aber die große Einigkeit hier darüber, dass die Clubs eh ein überflüssiger Moloch wären, treibt mir die Palm aufs Face. Die fehlende Empathie ist wirklich beschämend. Es sind nämlich nicht nur die Clubbetreiber, denen jetzt die Existenz wegbringt, sondern auch viele, die daran mitverdienen. Sicherheits- und Reinigungspersonal z.B. und eben auch viele Studis und Azubis, die Minijobs machen MÜSSEN, weil es eben nicht Bafög oder ein tolles Gehalt (oder überhaupt ein Gehalt #praktikum) für alle gibt. Und ohne die Touristen gehen auch weniger Menschen hier essen, einkaufen oder schlafen in Hotels. Das sind nämlich auch alles Jobs. Wer Berlin und dessen breite Kultur nicht mag und gerne alles als versifft und unnütz abstempelt, was nicht in seiner eigenen Komfortblase stattfindet, der kann sich ja gerne ein Haus in Brandenburg kaufen.

  17. 17.

    Könnte ich alles unterschreiben. Jeder kennt den Spruch: wenn sich die eine Tür schließt, dann öffnet sich eine andere. Irgend wann muss auch mal was neues kommen. Alle die jetzt betroffen sind waren doch in der Vergangenheit kreativ genug um uns mit Ihren Ideen zu begeistern, oder auch nicht. Es seihe denn, ich war der King of abkupfern, dann habe ich es schwer. Muss warten bis wieder jemand was auf den markt bringt, um die Leute unter den gegeben Umständen zu begeistern. In diesem Sinne, nicht die Blockaden pflegen, alten Zeiten nachtrauern, Synapsen auf Hochtouren schalten und mal überlegen. Love Parade sollte auch wieder nach Berlin kommen, mit dem Beigeschmack das zig Menschen in Duisburg zu Tode kamen. Widerlich!

  18. 16.

    Von mir aus können auch die schließen ;)
    Ich trinke tatsächlich keinen tropfen Alkohol. Einen sonnigen Tag wünsche ich :)

    @ Wolfram
    Die Ironie bezog sich auf mein "traurig" ;)

  19. 15.

    Wer braucht schon Kultur, nicht wahr?
    Du jedenfalls ganz sicher nicht, mit deinem widerlichen Kommentar aka dein persönliches Armutszeugnis.

    Traurig, dass wir mit Menschen wie dir in der Gesellschaft um den Erhalt der Clubkultur kämpfen werden.
    Du kannst ja dann gerne in deinem Käfig weiterleben und deine Meinung für dich behalten, die interessiert nämlich genau Niemanden... das passt hier ganz gut von Carl Gustav Jung: "Denken ist schwer, darum urteilen die Meisten."

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