Keine Konzerte und Festivals - Die Sommermonate werden still in Berlin

Fr 17.04.20 | 16:43 Uhr
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Symbolbild: Aufbau einer Bühne (Quelle: dpa)
Audio: Radioeins | 17.04.2020 | Tom Böttcher, Marco Seiffert | Bild: dpa

Kein CSD, keine Konzerte, keine Festivals - es wird wohl ein trister Sommer ohne Musik und Tanz in Berlin. Großveranstaltungen bis Ende August sind wegen Corona abgesagt. Selbst im September stehen Veranstaltungen auf der Kippe - wie das Lollapalooza. 

Das Musikfestival Lollapalooza Anfang September in Berlin steht aufgrund der Corona-Krise auf der Kippe. Der Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD) sagte am Freitag dem rbb, er sei "sehr, sehr skeptisch", ob das Festival mit zehntausenden Besuchern am 5. und 6. September in und um das Olympiastadion stattfinden könne. Das Verbot von Großveranstaltungen, das Berlin am Donnerstag bekanntgegeben hatte, gelte laut Beschluss bis mindestens 31. August. "Und die Betonung für solche großen Veranstaltungen liegt auf 'mindestens'", sagte Geisel auf Radioeins vom rbb. 

Das Lollapalooza findet in Deutschland seit 2015 statt. Zur Vorjahresausgabe im vergangenen September hatte das Festival nach eigenen Angaben 85.000 Zwei-Tages-Tickets verkauft. Bei der diesjährigen Ausgabe sollten Popsängerin Miley Cyrus und die legendäre Rockband Rage Against the Machine auftreten. Außerdem hatten die Deutsch-Pop-Band AnnenMayKantereit, die Hamburger Band Deichkind sowie das südafrikanische Rap-Rave-Duo Die Antwoord für das Festival zugesagt.

Keine Großveranstaltungen bis August - mindestens

Bereits am Donnerstag hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) gesagt, dass für den Senat mögliche Lockerungen beim Demonstrations- oder Versammlungsverbot derzeit noch keine Rolle spielen. "Das Risiko ist einfach zu hoch." Dem Senat sei bewusst, dass man die Menschen dadurch in ihrem Grundrecht einschränke. "Aber wer nicht bereit ist, Kompromisse mitzutragen, riskiert, dass es am Ende gar keine Lockerung gibt", so Müller.

Großveranstaltungen hatten Bund und Länder am Mittwoch bis Ende August ausgeschlossen. "Rockkonzerte sehe ich da in weiter Ferne", sagte Müller am Donnerstag. Auch der CSD werde auf jeden Fall nicht stattfinden. Die Veranstalter der Parade kündigte am Freitag an, dass diese in diesem Jahr in einer "Onlinevariante" stattfinden solle. Details sollen demnach "baldmöglichst" mitgeteilt werden.

Die aktuellen Infektionszahlen in Berlin zeigten zwar, dass sich seit Anfang März einiges getan hätte. "Aber das ist ja trotzdem fragil", sagte Innensenator Geisel. "Wenn wir jetzt wieder loslassen und einfach weitermachen wie vorher, weil wir denken, wir könnten im Mai so fortsetzen, wie wir im Februar aufgehört haben, dann gehen die Zahlen wieder nach oben", so der SPD-Politiker. "Deshalb lockern wir nur sehr langsam, weil wir die Lage im Griff behalten müssen."

Klassischen Konzerten droht Totalausfall

Was Berlin genau unter die Definition einer Großveranstaltung stellt, ist aktuell noch nicht bekannt. Die rechtssicheren Regeln sollen erst am kommenden Dienstag vom Senat veröffentlicht werden.

Viele großen Veranstalter haben sich deshalb noch nicht offiziell geäußert, ob und welche Events abgesagt werden. Auf der Webseite der Waldbühne - mit 22.000 Plätzen die größte Freilichtbühne Berlins - heißt es dazu: "Wir bitten um Geduld, bis entsprechende Entscheidungen des Landes Berlin zur Definition von Großveranstaltungen und zum weiteren Verlauf vorliegen." Noch werden auf der Seite Künstler wie Sarah Connor und Udo Lindenberg angekündigt. 

Auch die klassischen Musikfestspiele und Konzerte dürften von den Einschränkungen betroffen sein. So hat das Konzerthaus-Orchester alle Veranstaltungen bereits abgesagt. Auch der kommende Saisonbeginn könnte gefährdet sein, denn der beginnt mit Ende August dieses Jahr ausgerechnet außergewöhnlich früh. Bei der Philharmonie stehen ebenfalls die Konzerte auf der Kippe, wenn auch noch keine offizielle Information veröffentlich wurde: Denn traditionell begehen die Musiker ihren Saisonabschluss in der Waldbühne. Da viele klassische Konzerte im Sommer Open-Air stattfinden, ist eine Verschiebung hin zum Herbst/Winter oft keine Option - ihnen droht der Ausfall.

Einige Veranstalter hoffen auf Ausweichtermin

Doch einige Veranstalter scheinen optimistisch zu bleiben und ihre Konzerte nicht abzusagen. So wurden viele Events in den Herbst oder Winter verlegt. Das Tempodrom teilte für einige Konzerte Ausweichtermine mit, wie für Lena Mayer-Lanrut und Underworld. Der Australier Nick Cave kommt mit seiner Band im kommendes Frühjahr in die Mercedes-Benz-Arena. Die Zitadelle Spandau verschiebt sogar ganz großzügig ihr Sting-Konzert auf den Sommer 2021. Damit der Termin nicht, wie in vielen anderen Fällen, vielleicht erneut den Corona-Eindämmungsbeschränkungen zum Opfer fällt. 

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23 Kommentare

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  1. 22.

    Endlich Ruhe in den Sommermonaten. Kein Geschreie von Touristen, die den Berlinern
    die Ruhe stehlen.
    Auf die gesamte Partyszene kann verzichtet werden.

  2. 21.

    Das mit den doppelten Kommentaren habe ich auch schonmal erwähnt. Auch andere Foristen haben in der Vergangenheit darauf hingewiesen. Passiert nur leider nichts.

  3. 20.

    Ja, auch bei mir verschwinden die gemerkten Artikel. Anderes Problem: Kommentare werden manchmal doppelt oder mehrfach angezeigt bzw. erscheinen zwischen neuen Kommentaren. Auch, dass Kommentare garnicht oder mal angezeigt werden und dann wieder nicht. Aber da kann man den rbb|24 drauf hinweisen, was ihn scheinbar garnicht interessiert, da ich darauf schon mehrmals hingewiesen habe. Habe auch schon mal, scheinbar war es ein "FREITAG" eine Antwort erhalten, man wolle die App von Fehlern beheben. Aber dann kam das "WOCHENENDE" und dann "MONTAG" und alles war vergessen... "Technische Probleme" kann man beseitigen, man muss nur wollen. Dem rbb|24 liegt wohl nicht daran, wird ja von unseren Gebühren finanziert. Was interessieren die Beitragszahler.

  4. 19.

    @rbb und Frage an alle anderen: warum verschwinden in aller Regelmäßigkeit die gemerkten Artikel aus der Merkliste? Ist das bei andern Foristen auch so?

  5. 18.

    Freue mich. Die system-relevanten Berliner hätten sowieso nichts von den Veranstaltungen und Touristen, sondern nur Ärger. Ich wünsche allen eine ruhige Zeit im Garten oder auf der Terrasse.

  6. 17.

    Ich finde es gut, dass dieses ganze Kommerzgedöns ausfällt, kulturell ist es kein Verlust, ökologisch sogar ein Gewinn.
    Aus sozialer Perspektive sollte dauerhaft ein unbürokratisches allgemeines Grundeinkommen eingeführt werden, was die bisherige komplizierte Sozialgesetzgebung ersetzen kann.

  7. 16.

    .. na 2016, Umsatz 5,39 Milliarden Euro und 235 000 Arbeitsplätzen davon anhängig, ich weiss nicht ob das wichtig genug ist, bleiben Sie gesund schönes Wochenende

  8. 15.

    @Markus2: Das Argument, beziehungsweise die Frage ob man nicht gewusst hat worauf man sich einlässt kommt sehr häufig. Hier wohnen ja überwiegend ältere Menschen und Senioren. Als die hier ihre Wohnungen und Häuser bezogen gab es diese ganzen Veranstaltungen noch nicht. Ich selbst kenne die etwas ruhigeren Zeiten aus den 70ern und 80ern auch noch. Hertha gurkte alle 14 Tage im Olympiastadion vor 5000-10000 Zuschauern rum, die Waldbühne lag im Dornröschenschlaf und im Stadion gab es damals noch keine Konzerte. Von Sachen wie Lolapalooza mal ganz abgesehen. Von daher muss man sagen, dass die Zahl der Veranstaltungen um ein Vielfaches zugenommen hat. Schönes Wochende und Gruß an Nick Fury ;-)

  9. 13.

    die Konzert Karten sind sowieso viel zuteuer sollen die Veranstalter mal wieder bisschen runterkommen!

  10. 12.

    So schön wie es für uns Berliner ist, werden auch die deftigen Nebenwirkungen (Wertschöpfung, Steuern, Arbeitsplätze, Unternehmensinsolvenzen, Kultursterben, etc....) die tolle Sommerruheromanze trüben.

  11. 11.

    @Nopos: Genau! Touristen die sich benehmen sind gerne willkommen. Wie überall auf der Welt. Aber nach Berlin kommen viele mittlerweile ja um hier billig zu saufen, zu pöbeln und richtig die Partysau raushängen zu lassen. Wir sind der Ballermann unter den Städten geworden.

  12. 10.

    „Da viele klassische Konzerte im Sommer Open-Air stattfinden“ - nanu? Klassische Konzerte finden klassischerweise im Konzertsaal statt.

    Und ja, ich genieße die Ruhe. Keine Rammstein“konzerte“ in der Wuhlheide, keine Feuerwerke, keine Touris...

  13. 9.

    ...das aber Berlin wirtschaftlich auf Touristen angewiesen ist, wissen Sie schon? Wirtschaftlich wird dadurch noch mehr geschadet. Ich bin für eine Berlinlage, für alle Leute die sich wünschen, Keine Touristen in Berlin zu wollen, irgendwo muss ja dann das Geld herkommen.
    In diesen Sinne, bleibt gesund

  14. 8.

    An Falk, den Avenger... ;) Dumme Frage: wenn man direkt am Stadion wohnt, ist man da nicht Krach gewöhnt bzw hat gewusst, worauf man sich einlässt? Natürlich ist weniger Krach immer gut (wohne in der Nähe von Schönefeld und freue mich über jedes Flugzeug, was im Moment nicht fliegt). Doch immer wenn ich zu Hertha ging, war es nicht gerade leise.
    Falls eine Antwort erwünscht ist: ich kann mich erst Montag wieder melden. Grüße und ein schönes Wochenende!
    Ich sag jetzt S.H.I.E.L.D. Bescheid... ;))

  15. 7.

    Mir gefällt das. Zeit für Besinnung, dass es andere, schöne Dinge gibt im Leben als Partys und Alkohol.

  16. 6.

    Oooh wie Schade. Keine Festivals....Quatsch...ick find das total genial. Ick begrüße das außerordentlich geil, dass das alles ausfällt. Ick freue mich auf den ruhigen Sommer. Endlich mal keine besoffenen Touris in der Stadt, die extra hier her kommen um wilde Sai zu spielen, weil bei ihnen zu Hause es untersagt ist. Endlich mal ne gute Nachricht.

  17. 5.

    Ruhiger wird es vor allem dadurch, dass keine feiersüchtigen Touristen nach Berlin kommen. Endlich mal kein Uringeruch und Kotzgestank. Und das ist auch gut so.

  18. 4.

    @Markus2: Also ich bin Anwohner und Avenger. Ich bin froh, wenn dieses Festival ausfällt. Wird ohnehin ein herrlich, ruhiger Sommer hier. Ist dann wie früher ;-)
    Der Grund dafür ist natürlich beschissen. Nur damit keine Missverständnis aufkommen. Wenn ich die Wahl zwischen Pandemie und LaPalooza hätte, würde ich mir jeden Monat das Festival wünschen.

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