Keine Konzerte und Festivals -
Kein CSD, keine Konzerte, keine Festivals - es wird wohl ein trister Sommer ohne Musik und Tanz in Berlin. Großveranstaltungen bis Ende August sind wegen Corona abgesagt. Selbst im September stehen Veranstaltungen auf der Kippe - wie das Lollapalooza.
Das Musikfestival Lollapalooza Anfang September in Berlin steht aufgrund der Corona-Krise auf der Kippe. Der Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD) sagte am Freitag dem rbb, er sei "sehr, sehr skeptisch", ob das Festival mit zehntausenden Besuchern am 5. und 6. September in und um das Olympiastadion stattfinden könne. Das Verbot von Großveranstaltungen, das Berlin am Donnerstag bekanntgegeben hatte, gelte laut Beschluss bis mindestens 31. August. "Und die Betonung für solche großen Veranstaltungen liegt auf 'mindestens'", sagte Geisel auf Radioeins vom rbb.
Das Lollapalooza findet in Deutschland seit 2015 statt. Zur Vorjahresausgabe im vergangenen September hatte das Festival nach eigenen Angaben 85.000 Zwei-Tages-Tickets verkauft. Bei der diesjährigen Ausgabe sollten Popsängerin Miley Cyrus und die legendäre Rockband Rage Against the Machine auftreten. Außerdem hatten die Deutsch-Pop-Band AnnenMayKantereit, die Hamburger Band Deichkind sowie das südafrikanische Rap-Rave-Duo Die Antwoord für das Festival zugesagt.
Keine Großveranstaltungen bis August - mindestens
Bereits am Donnerstag hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) gesagt, dass für den Senat mögliche Lockerungen beim Demonstrations- oder Versammlungsverbot derzeit noch keine Rolle spielen. "Das Risiko ist einfach zu hoch." Dem Senat sei bewusst, dass man die Menschen dadurch in ihrem Grundrecht einschränke. "Aber wer nicht bereit ist, Kompromisse mitzutragen, riskiert, dass es am Ende gar keine Lockerung gibt", so Müller.
Großveranstaltungen hatten Bund und Länder am Mittwoch bis Ende August ausgeschlossen. "Rockkonzerte sehe ich da in weiter Ferne", sagte Müller am Donnerstag. Auch der CSD werde auf jeden Fall nicht stattfinden. Die Veranstalter der Parade kündigte am Freitag an, dass diese in diesem Jahr in einer "Onlinevariante" stattfinden solle. Details sollen demnach "baldmöglichst" mitgeteilt werden.
Die aktuellen Infektionszahlen in Berlin zeigten zwar, dass sich seit Anfang März einiges getan hätte. "Aber das ist ja trotzdem fragil", sagte Innensenator Geisel. "Wenn wir jetzt wieder loslassen und einfach weitermachen wie vorher, weil wir denken, wir könnten im Mai so fortsetzen, wie wir im Februar aufgehört haben, dann gehen die Zahlen wieder nach oben", so der SPD-Politiker. "Deshalb lockern wir nur sehr langsam, weil wir die Lage im Griff behalten müssen."
Klassischen Konzerten droht Totalausfall
Was Berlin genau unter die Definition einer Großveranstaltung stellt, ist aktuell noch nicht bekannt. Die rechtssicheren Regeln sollen erst am kommenden Dienstag vom Senat veröffentlicht werden.
Viele großen Veranstalter haben sich deshalb noch nicht offiziell geäußert, ob und welche Events abgesagt werden. Auf der Webseite der Waldbühne - mit 22.000 Plätzen die größte Freilichtbühne Berlins - heißt es dazu: "Wir bitten um Geduld, bis entsprechende Entscheidungen des Landes Berlin zur Definition von Großveranstaltungen und zum weiteren Verlauf vorliegen." Noch werden auf der Seite Künstler wie Sarah Connor und Udo Lindenberg angekündigt.
Auch die klassischen Musikfestspiele und Konzerte dürften von den Einschränkungen betroffen sein. So hat das Konzerthaus-Orchester alle Veranstaltungen bereits abgesagt. Auch der kommende Saisonbeginn könnte gefährdet sein, denn der beginnt mit Ende August dieses Jahr ausgerechnet außergewöhnlich früh. Bei der Philharmonie stehen ebenfalls die Konzerte auf der Kippe, wenn auch noch keine offizielle Information veröffentlich wurde: Denn traditionell begehen die Musiker ihren Saisonabschluss in der Waldbühne. Da viele klassische Konzerte im Sommer Open-Air stattfinden, ist eine Verschiebung hin zum Herbst/Winter oft keine Option - ihnen droht der Ausfall.
Einige Veranstalter hoffen auf Ausweichtermin
Doch einige Veranstalter scheinen optimistisch zu bleiben und ihre Konzerte nicht abzusagen. So wurden viele Events in den Herbst oder Winter verlegt. Das Tempodrom teilte für einige Konzerte Ausweichtermine mit, wie für Lena Mayer-Lanrut und Underworld. Der Australier Nick Cave kommt mit seiner Band im kommendes Frühjahr in die Mercedes-Benz-Arena. Die Zitadelle Spandau verschiebt sogar ganz großzügig ihr Sting-Konzert auf den Sommer 2021. Damit der Termin nicht, wie in vielen anderen Fällen, vielleicht erneut den Corona-Eindämmungsbeschränkungen zum Opfer fällt.