Corona-Shutdown - Museen und Galerien in Berlin bereiten sich auf Wiedereröffnung vor

Fr 24.04.20 | 08:59 Uhr | Von Barbara Wiegand
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Ein Mann schaut sich die Ausstellung "Eins" von Katja Flint in der Galerie Semjon Contemporary an. (Quelle: dpa/Gerald Matzka)
Bild: dpa/Gerald Matzka

Kinos, Theater, Konzerthäuser: Sie bleiben dicht, auch nach den Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Nur für Museen und Galerien gibt es Licht am Ende des Tunnels: Sie sollen vorsichtig öffnen dürfen. Vorbereitungen dafür haben bereits begonnen. Von Barbara Wiegand

Berlin, Schröderstraße Nummer 1. Die aktuelle Ausstellung der kleinen Ladengalerie Semjon Contemporary konnte man in den vergangenen Wochen nur durch die Schaufensterscheiben hindurch sehen. Unter dem Titel "Geschnitten und Gerieben" zeigen hier zeitgenössische Künstler, was sie mit Papier anstellen können - nämlich nicht nur drauf zeichnen und malen.

Lockerungen auch für Galeristen

Doch jetzt kann der Besucher die Scherenschnitte, die zerriebenen, zerstoßenen und anders bearbeiteten Blätter wieder ganz von Nahem betrachten. Denn nach anfänglichen Unsicherheiten und hartnäckigen Nachfragen auch seitens des Landesverbandes Berliner Galerien ist klar: Die beschlossenen Lockerungen für den Einzelhandel gelten auch für Semjon HN Semjon und seine Galeristenkollegen. Viele von ihnen haben ebenfalls wieder geöffnet oder wollen dies in den kommenden Tagen tun, darunter große Player der Szene wie Max Hetzler und Johann König. Und kleinere wie die renommierte Galeristin und Kunstbuchhändlerin Barbara Wien.

Viele Fragen vor der Wiedereröffnung

Neben der Freude über die Wiedereröffnung stellt sich Galerist Semjon allerdings schon die Frage, wer kommen wird - und wer in diesen Zeiten kauft. Wird die Kunst zum entbehrlichen Luxusgut? Oder bleibt sie Teil unseres Lebens? Sicher ist für Semjon wie für viele seiner Kollegen dagegen: Die in der Zeit des kompletten Shutdown ausgebaute Online-Präsenz bleibt bestehen.

Ausstellungseröffnungen werden auch nicht mehr so sein, wie sie mal waren. Bis zu 200 Leute innerhalb eines Abends sind früher zu den Vernissagen gekommen. "Das geht gar nicht. Viel zu gefährlich", sagt Semjon HN Semjon. Stattdessen überlegt er, ein "Distance Opening" machen: Eine Eröffnung über den ganzen Tag verteilt.

Doch wie gehen sie mit den corona-bedingten Vorgaben um? Wie soll für die Sicherheit des Kunstpublikums gesorgt werden? Für Semjon HN Semjon ist das kein Problem: Der Alltag wird nicht viel anders aussehen als gehabt, sagt er. Schließlich würden eh keine Massen in Galerien strömen. Und selbst, wenn mal fünf Leute zur gleichen Zeit da sein würden, so hätten sie die Chance, sich auf 100 Quadratmetern gut zu verteilen.

Nicht nur Erleichterung

An große Eröffnungen denkt auch bei C/O Berlin zurzeit niemand – verständlich bei dem Massenandrang, der bei diesen Kult-Events herrschte, mit Tausenden Besuchern. Nun steht man vor dem Ausstellungshaus noch vor verschlossenen Türen. C/O Berlin darf wie Berlins Museen erst Anfang Mai wieder öffnen.

Leiter Stephan Erfurt will sich Zeit nehmen, um die zum Schutz der Besucher nötigen Vorsichtsmaßnahmen umzusetzen. Ende Mai sollen die Türen im ehemaligen Amerikahaus voraussichtlich wieder aufgehen. Unter der Devise: lieber zuviel als zu wenig Maßnahmen. Am Tickettresen wird es trennende Plexiglasscheiben geben, die Aufsichten werden Masken tragen und in Abstimmung mit anderen Ausstellungshäusern wird man Konzepte zur Regulierung der Besucherzahlen erstellen. 100 Personen könnten dann gleichzeitig im 2.000 Quadratmeter großen Ausstellungshaus sein, schätzt Erfurt. 

Ob so viele überhaupt kommen werden, ist jedoch unklar. In die Erleichterung über die Wiedereröffnung mischen sich Bedenken: Es müssen dringend wieder Einnahmen her, angesichts der hohen sechsstelligen Verluste, die der Shutdown bisher verursacht hat. Doch das Geld kam vor der Krise vor allem auch durch Touristen aus aller Welt - und die werden wohl noch eine Weile fehlen. Aber Bange machen gilt für C/O-Leiter Erfurt nicht. Hinter den Kulissen werde derzeit schon viel gearbeitet: Neue Böden, neue Webseite. Um fit zu sein, wenn es wieder losgeht.  

Sendung: Inforadio, 23.04.2020, 9 Uhr

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Beitrag von Barbara Wiegand

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  1. 2.

    Wenn Fussball gespielt werden darf, aber Tennis und Golf nicht verstehe ich die Welt nicht.mehr.Lokale dürfen Pleite gehen. Was für eine Politik?

  2. 1.

    Wenn Fussball gespielt werden darf, aber Tennis und Golf nicht verstehe ich die Welt nicht.mehr.Lokale dürfen Pleite gehen. Was für eine Politik?

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