Termin wegen Corona geplatzt - Humboldt-Forum wird nicht im September eröffnen

Mo 11.05.20 | 18:59 Uhr
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Zwei Bauarbeiter stehen vor dem Humboldtforum in Berlin Mitte (Bild: imago-images/Jürgen Ritter)
Audio: rbb Kultur | 11.05.2020 | Maria Ossowski | Bild: imago-images/Jürgen Ritter

Die Eröffnung des Humboldt-Forums wird ein weiteres Mal verschoben. Die Corona-Pandemie hatte auch Auswirkungen auf der Baustelle des riesigen Kulturbaus in der Mitte Berlins. Zudem gibt es Probleme bei der Organisation einer Ausstellung.

Der Eröffnungstermin des Humboldt-Forums in Berlin-Mitte wird erneut verschoben. Der geplante Start im September ist geplatzt. Das hat der rbb aus internen Kreisen erfahren. Demnach sind die Bauarbeiten kurz vor Fertigstellung aufgrund der Corona-Krise ins Stocken geraten. Es kam zu Lieferengpässen, Facharbeiter fehlten.

Stiftung hofft auf Teileröffnung zum Jahresende

Am späten Nachmittag teilte die Pressestelle der Stiftung Humboldt Forum mit, dass aufgrund von Einreise-Beschränkungen und Quarantäne-Vorgaben zuletzt nur 70 bis 75 Prozent der Arbeitskräfte auf der Baustelle tätig sein konnten. "Die für Ende August geplante bauaufsichtliche Freigabe zur Nutzung für das Gebäude ist damit nicht mehr zu schaffen", hieß es. "Sie war die Voraussetzung für die erste schrittweise Eröffnung im September."

Die Stiftung arbeite allerdings daran, zum Jahresende eine Teileröffnung durchführen zu können. So sollen Gastronomie, eine Ausstellung zur Geschichte des Ortes und die Schlosspassage für das Publikum zugänglich sein sowie der Schlüterhof des Gebäudes. Eine geplante Ausstellung zum Thema Elfenbein kann in diesem Jahr allerdings nicht gezeigt werden, da es Probleme beim Ausleihen von Ausstellungsstücken aus anderen Sammlungen gebe.

Umstrittenes Gebäude im Herzen Berlins

Bereits Mitte April hatte Kultursenator Klaus Lederer (Linke) öffentlich daran gezweifelt, ob der angepeilte Zeitplan wirklich eingehalten werden kann. Der Prestigebau, der auf drei Seiten mit der rekonstruierten Fassade des Berliner Stadtschlosses verkleidet ist, hätte eigentlich schon im vergangen Jahr eröffnen sollen im sogenannten Humboldt-Jahr. Das Forum ist nach dem Humanisten und Forschungsreisenden Alexander von Humboldt benannt, der 1769 in Berlin geboren wurde.

In dem Gebäude soll künftig unter anderem das Ethnologische Museum, das Museum für Asiatische Kunst, die Berlin-Ausstellung sowie das sogenannte Humboldt-Lab beheimaten. Der Bau ist unter anderem deswegen umstritten, weil ausgerechnet Ausstellungsstücke dort gezeigt werden sollen, die während der Kolonialzeit nach Deutschland kamen - Alexander von Humboldt lehnte den Kolonialismus jedoch ab.

Rußschäden nach Brand auf Baustelle

Wilhelm II., der letzte deutschen Kaiser, war hingegen ein Anhänger der deutschen Kolonialpolitik. Bis 1918 residierte er im Original-Schloss, das im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und von der DDR-Führung später gesprengt wurde. An seiner Stelle wurde der Palast der Republik gebaut. 2002 hatte der Bundestag den Wiederaufbau des Schlosses als Humboldt Forum beschlossen. Die Kosten liegen bei rund 644 Millionen Euro.

Anfang April wurden die Westfassade und ein Tordurchgang des Gebäudes beschädigt, als ein Teerkocher unvermittelt Feuer fing. Eine Gasflasche geriet dabei in Brand und explodierte. Über der Innenstadt stieg eine dichte, schwarze Rauchwolke in den Himmel. Ein 22-jähriger Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma hatte noch versucht, die brennende Gasflasche zu löschen und wurde bei dem Vorfall verletzt.

Sendung: Inforadio, 11.05.2020, 16.40 Uhr

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19 Kommentare

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  1. 19.

    Als ich Ende der 50er Jahre einen vergilbten Bastelbogen auf dem Dachboden fand und den mehr schlecht als recht zusammenklebte, da wußte ich nicht , dass dies das Berliner Schloss war.
    Als 1992 Jobst Siedler in einer Sonderausgabe des MERIAN über BERLIN dieses Schloss würdigte und sich für seinen Wiederaufbau einsetzte, da wußte ich sofort, dass dies mein "Traumschloss" war.
    Ich habe sofort für die Fassaden-Illusion (Plastik-Planen mit Fassadenaufdruck, gehalten von einer Gerüst in Schloss-Kubatur) gespendet.
    Nach etlichen weiteren Bausteinen, die meinen Namen tragen, freue ich mich auf die Einweihungsfeier.
    Das Herumgemeckere an dem angeblichen "Disney-Schloss" kann ich nicht verstehen - das ist wohl Berlin-typisch.
    Genau so wäre demnach der Kreml in Moskau, der Campanile am Marcusplatz in Venedig, der Alcasar in Toledo oder St. Pauli in Hamburg ein "Disney-Land": all´ diese Gebäude sind Kopien ihrer zerstörten Vorgänger.
    Dieses Schloss gibt Berlin seinen Mittelpunkt wieder!

  2. 18.

    Private reiche Spender wollten ein Disney-Bauwerk errichten. Das prägende Bauwerk schwedischer Architektur mit sehr wichtigen politischen Bezügen, ohne die es ein vereintes Deutschland nicht gäbe, wird abgerissen! Das ist der wirkliche Frevel! Und die Schande daran ist, dass die Bevölkerung der ehemaligen DDR, die Eigentümer des nun zerstörten Bauwerkes, nicht gefragt wurden!! Das „Disneyhaus“ wird nie prägend und wichtig für den östlichen Teil Berlins sein. Aber die Humboldt-Uni, die Staatsbibliothek, der Dom, die Staatsoper, auch der Fernsehturm, das Brandenburger Tor etc. und sogar die Elfgeschosser und das Nicolei-Viertel werden über die Geschichte dieses Teils der Hauptstadt für immer authentisch erzählen.

  3. 17.

    Alle denen welchen die blödsinnige Kopie des Prestige-Bau der Hohenzollern so toll finden für das Stadtbild sei gesagt, dass sie die Residenz eines Kriegsverbrechers und Völkermörders nach bauen. Im Osten Deutschlands sind viele Schlösser und Gutshäuser nach der Wende recht marode geworden und vom Abriss bedroht, da hätte das Geld hin gehört.

  4. 16.

    Wo echtes Geld in unnütze Kopien von Bauten fließt, fehlt es bei echten Denkmälern. Geschichte wird dadurch zerstört wie diese Beispiele belegen:
    - Zirkus der Lokomotivenfabrik von Orenstein & Koppel in Potsdam-Babelsberg
    - Mittelflurhaus Potsdam-Fahrland
    - Fahrländer Mühle in Potsdam-Fahrland
    - Gutshaus in Potsdam-Satzkorn


  5. 14.

    Gewiss ließe sich m. E. sehr wohl über die ästhetische Qualität des Ostflügels streiten, mir kommt er wie "bloß angesetzt" vor. Allerdings erweist sich auch die Bebauung dahinter als nicht gerade aufeinander bezogen, sondern eher wie rein zufällig entstanden, wer wie wo gerade Geld und Pläne hatte. Das Humboldtforum in Gestalt des Schlosses hat für mich seinen entscheidenden Bezug zu den "Linden."

    Alle Pläne nach dem 2. Weltkrieg sahen die Rekonstruktion der "Linden" vor. Jenseits der Moderne. Doch was ist "der Arm", wenn er nicht einem dazugehörigen Körper entspringt, der ja nur das Gebäude des vormaligen Schlosses sein kann?

  6. 13.

    Mit oder ohne Bindestrich, am besten wäre ein Schlussstrich. Die Schreibweise ist in der Tat ähnlich falsch, wie das Gesamtkonstrukt oder die Qualifikation des Architekten. Wenn ich die "moderne" Fassade sehe muss ich an das Geschenkpapier denken, das Philipp Oswalt in genialer Kritik an der traurigen Berliner Rasterarchitektur publizierte.

    Man kann auch sehr inspiriert einen Bau rekonstruieren bzw. neu interpretieren,vor allem auch alt und neu verbinden, aber man muss es können.

    Beispiele gäbe es genug, Bellinzona, Riva, Astley Castle, usw.

  7. 12.

    Egal. Wir können ja eh nicht da hin. Ich gehe bestimmt nicht mit einer Schnüffeltüte vorm Mund Kunst oder Sammlungen bestaunen.

    Ne, lass mal, meinetwegen können gerade alle Museen (um)gebaut werden, schön langsam. Auch der BER muss nicht fertig werden. Läden dürfen auch zu machen. Denn offensichtlich geht es seit Wochen auch ohne Kultur, ohne Billigflieger, ohne Läden vor Ort. Reduziert auf Tankstelle und Blitzbesuch im Supermarkt braucht man kein Humboldt Forum. Alles supi.

    Den Rest lese ich beim rbb. Sparte Kultur. Reicht total.

  8. 11.

    Zum Bindestrich: Man kann ja gerne "Humboldt Forum" für die englischsprechenden Touristen dranschreiben - auf Deutsch ist es eben das "Humboldt-Forum".
    Die Eigenschreibungs-Marotten von Firmen und Einrichtungen können Journalisten (und auch allen anderen außerhalb dieser Einrichtungen) ziemlich egal sein.
    Das hier ist ja auch keine "Leser Zuschrift". :-)))

  9. 10.

    Ich glaube, niemand braucht dieses obskure Humboldtforum (so kann an es ja auch schreiben) wirklich. Da lässt sich wohl tatsächlich von einem Bauwerk der architektonischen Schande sprechen, aber da ganz Berlin aus einer Ansammlung von mehr oder weniger hässlichen Bauwerken oder Ensembles besteht, ist es eigentlich egal. Das Schöne an Berlin ist seine Hässlichkeit.

  10. 9.

    Ich beispielsweise. Gewiss finden Sie noch Weitere, so Sie denn wollen.

  11. 8.

    Ich stoße mich definitiv am Begriff "Prestige-Bau", der m. E. einen fast schon denunziatorischen Zungenschlag hat. Den Allerwenigsten, die sich für diesen Bau eingesetzt haben, ging es um vordergründig Vorzeigbares wie Prestige. Den Meisten ging es wie Menschen wie mir: Jede Stadt, gleich auch welche, kann im Grunde genommen nicht begriffen werden ohne Sichtbarkeit ihrer stadtbildprägensten Bauwerke. Berlin kann nicht begriffen werden ohne das Schlossbauwerk in seiner Mitte, dazu die weitere Bebauung dann nur "angelagert" war. Vorher war es eine ganz normale Stadt in der Mark, nicht bedeutender als Ketzin, Angermünde oder Seelow.

  12. 6.

    Ich habe mir im Internet schon ein Ticket reserviert für den 1.4.2000.

  13. 5.

    Also ich schon. Doch auch ohne Corona hatte ich nicht mit dem geplanten Eröffnungstermin gerechnet.

  14. 4.

    Liebe rbb24-Redaktion,

    ich möchte den Streit nicht wieder neu entfachen aber hatten sich die Experten nicht auf die Schreibweise des "Humboldt Forum" ohne den Bindestrich geeinigt? In ihrer Überschrift scheint dies nicht korrekt zu sein.

  15. 3.

    Wer wartet eigentlich darauf?

  16. 2.

    Kann man in Berlin ein Staatlichen Bau überhaupt mal pünktlich fertig stellen und im vor gegebenen Geldrahmen ich glaube daran nicht mehr.
    Hochachtungsvoll Stoll Karl-Heinz

  17. 1.

    Gott sei dank müssen wir uns nicht rechtfertigen . Ach nein Corona sei Dank ; so bleibt unser Unvermögen verborgen .

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