Konzertkritik | Syndromet im Livestream - Schnörkellos im Gegenlicht

Di 05.05.20 | 08:43 Uhr | Von Hans Ackermann
Das schwedische Punkrock-Duo Sydromet
Audio: Inforadio | 05.05.2020 | Hans Ackermann | Bild: Syndromet / Facebook

Die schwedische Band Syndromet hat sich am Montag auf der Kölner Internetplattform "Dringeblieben" im Livestream präsentiert. Klaren Punkrock bot das Duo in seinem Wohnzimmerkonzert - leider nur unklar zu sehen. Von Hans Ackermann  

Bei der Begrüßung des Publikums ist Gitarrist Matthias Lidehäll noch etwas zaghaft: Sein leises "Hallo, Deutschland" klingt eher wie eine Frage. Denn er und seine Partnerin Lisa wissen in ihrem Wohnzimmer nicht genau, ob der Stream überhaupt zustande gekommen ist. "Na, vielleicht funktioniert es", ruft Lidehäll dann aber durchaus entschlossen in das Mikrofon. "Wir sind Syndromet, live aus Schweden!" Und da spielt er auch schon - mit maximaler Verzerrung - sein erstes Riff. Dazu lässt Lisa ihr Schlagzeug wummern und hebt dann zur ersten Strophe an.

Inzwischen fast 1.000 - meist unbekannte - Künstler aus aller Welt haben sich in den vergangenen Wochen auf der Kölner Internetplattform "Dringeblieben" präsentiert, in Wohnzimmerkonzerten im 30-Minuten-Takt. Am Montag: Auftritt Syndromet.

"Syndromet" im Livestreamkonzert (Quelle: Screenshot)
Bild: Screenshot

Silhouetten im gleißenden Gegenlicht

Damit der schnörkellose Punk-Rock mit den durchgängig schwedischen Texten in aller Welt verstanden wird, erklärt das Duo am Montag vor jedem Song kurz, worum es geht - in zwei Sprachen: "Next Song is called: 'Dancing at home'", sagt Lisa, "you can do that now if you want to." Matthias ergänzt auf Deutsch: "Unser Corona-Lied, ihr könnt zu Hause tanzen."

Bei ihren Songs geraten auch die beiden Schweden heftig in Bewegung - was man im gleißenden Gegenlicht auf dem Bildschirm aber immer nur schemenhaft erkennen kann. Vielleicht ist die Kamera nicht von der hochauflösenden Sorte, vielleicht sind im Raum sämtliche Lichter gelöscht. Doch der visuelle Eindruck ist bestimmt kein Zufall, sondern beabsichtigt. Und so sieht man singende Punk-Silhouetten, die am Ende jedes Songs selbstbewußt die Arme in die Höhe recken, beim dritten Lied vielleicht sogar mit geballter Faust. "Idioter och Nazisterna", heißt der wütende Song, dessen Titel man auch ohne Schwedisch-Kenntnisse versteht. Matthias erklärt trotzdem kurz auf Deutsch, wovon das Lied handelt: "Idioten und Nazis".

"Syndromet" im Livestreamkonzert (Quelle: Screenshot)
Bild: Screenshot

Klare politische Botschaften

Nach dem Lied gegen Rechts fordern die beiden in einem anderen Titel, dass die Reichen gefälligst höhere Steuern zahlen sollten als die Armen - in ihrer schwedischen Heimat und auch anderswo.

Neben solche klaren politischen Botschaften formulieren Syndromet in der Mitte des kurzen Programms aber auch ihren Traum von einer besseren Welt. Sie singen dazu in ihrer Muttersprache die Ballade "Där drömmar föds". Das Lied, erzählen die beiden, sei inspiriert von ihrer Herkunft aus einer kleinen Stadt, von wo aus sie sich in die weite Welt hinausgeträumt hätten.

Die Musik wird im Verlauf der halben Stunde immer besser, die Musiker immer sicherer - nur das Bild bleibt bis zum Schluss konsequent verwischt. Vielleicht verharrt deshalb auch der Spendenanzeiger neben dem Stream konsequent bei 0,00 Euro. Im Konzert unmittelbar davor hatte sich ein anderes Duo wesentlich auffälliger präsentiert - und immerhin 30 Euro eingenommen. Diese Onlinegage erspielen sich die beiden sympathischen Schweden dann sicher beim nächsten Mal.

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Beitrag von Hans Ackermann

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